Friedensnewsletter Hannover August 2014

 

Ich denke, es gibt keine gute Armee. Soldaten wurden immer dazu missbraucht, alles zu zerstören: das fremde Land, das eigene Land und sich selber. Und nie konnte einer hinterher sagen, was der, den er tötete, ihm eigentlich getan hatte. Daher bin ich auch heute noch davon überzeugt: Man kann nichts Besseres tun, als auch in Zukunft den Krieg – und zwar jeden Krieg – zu verraten“
Ludwig Baumann – Niemals gegen das Gewissen

 

Liebe Friedensfreund_innen,

Besser als Ludwig Baumann in oben genannten Zitat lässt sich der Wahnsinn des Militärischen kaum beschreiben. Wir werden die Biographie des letzten leben Wehrmachtsdeserteurs in der nächsten Ausgabe besprechen.
Ansonsten: Fast könnte gesagt werden „ The same procedure as every year…“  – aber nur fast. Fakt ist, wie in jedem Jahr veranstalten Stadt und Bundeswehr das Sommerbiwak um sich – das heißt das Militär zu feiern. Einige Unterschiede gibt es dann doch. Zum einen wird es vermutlich die letzte Veranstaltung ihrer Art sein, dass der Kommandostab nach Oldenburg verlegt wird. Für hannöversche Antimilitarist_innen vielleicht ganz schön – die Aktiven in Oldenburg haben da jetzt ein Problem mehr. Auch scheint das Publikumsinteresse zu erliegen, anders ist es kaum zu erklären, das zum ersten Mal überhaupt offensiv um Teilnahme geworben wurde, ja sogar die Anmeldefrist verlängert wurde. Vielleicht ist ja Krieg feiern doch nicht so geil. Auch in den Protesten gegen diese Militärfeierei gibt es Unterschiede. Wir lassen uns nicht mehr weitab hinter Hamburger Gitter verstecken, sondern werden mit einer Kundgebung in der Innenstadt unser Anliegen deutlich machen. Wer mag kann danach gerne Richtung Stadtpark Spazieren gehen…

Im Vorfeld der Veranstaltung möchten wir als Kontrapunkt auf die Gefährlichkeit von Drohnen hinweisen. Mehr dazu siehe unten.
Das Schicksal der sudanesischen Flüchtlinge und eine Flüchtlingstour begleiten uns durch den Sommer. Aus antimilitaristischer Perspektive anempfehlen kann ich auch das neue Buch von Michael Schulze von Glaßer, in dem er sich mit Killer-Videospielen auseinandersetzt.

Die Themen im Einzelnen

  • Sommerbiwak 2014
  • Flüchtlingscamp Hannover
  • Flüchtlingsfloß-Tour 2014
  • Ausstellung krieg und Propaganda 14/18 in Hamburg
  • Rojava – Ein demokratisches Experiment wird von ISIS bedroht – Basisdemokratie inmitten des Syrienkrieges
  • HIROSHIMA-TAG –   Gedenken an den Abwurf der Atombombe
  • Spielen fürs Militär

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Ralf Buchterkirchen
für das Friedensbüro und die DFG-VK Hannover

PS: Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier

Termine:

23.7. 17:00 Platz vor den Raschplatzkinos; Drohnenaktion,

25.7. 16:30 Kröpcke; Kundgebung gegen das Sommerbiwak

30.7. 19 Uhr Kargah; Ortsgruppentreffen der DFG-VK

5.8. Hiroshimahain; Veranstaltungen am Vorabend des Jahrestages des Atombombenabwurf auf Hiroshima

20.8. 19 Uhr Garten des Friedensbüros, Aktiventreffen

21.8. Flüchtlingsboottour » Weiterlesen

Sommerbiwak 2014 – Freitag, 25. Juli 2014

Vermutlich zum letzen Mal dürfen wir ‚unsere Militärs‘ und ‚unsere Repräsentan_tinnen‘ aus Gesellschaft und Wirtschaft vor dem Stadtgarten ‚besuchen‘. Eine Kundgebung haben wir nicht angemeldet – wir sind es leid, weitab vom Geschehen hinter Hamburger Gittern zu stehen, ohne wirklich den Feiernden zu verdeutlichen, was wir von ihnen halten: ‚Krieg fängt hier an! Wir treffen wir uns am 25. 7. ab 17.00 Uhr am Stadtpark! ‚Spazierengehen macht Spaß‘ !

Zwei Tage vorher wird eine Drohnenaktion (Mittwoch, 23. Juli 17.00) im Bereich zwischen den Raschplatzkinos stattfinden: Auslegen des Schattenrisses der Drohne Euro Hawk in Originalgröße und verschiedene Aktionen mit Materialien zum Drohnenthema. Mit dieser Aktion soll auf die steigende Anzahl von Drohnentoten hingewiesen werden (nach Aussage eines US-Senators 4700 Drohnentote bereits im Febr. 2013 !), und darauf, dass die Bundeswehr Kampfdrohnen einführen möchte – aber vor allem auch zum Widerstand aufgerufen werden: Am 4. Okt. 2014 findet ein ‘Global Action Day’ gegen Kampf und Überwachungsdrohnen. (vgl. drohnen-kampagne.de)

– Am Freitag, dem Tag des Biwaks findet um 16.30 eine Kundgebung in der Innenstadt stadt (Kröpcke oder alternativ – Hauptbahnhof/Kaufhof)
Von der Kundgebung geht es GEMEINSAM zur HCC- Feier im Stadtpark: mit Fahrrad oder Bahn! Wir sind da – kreativ und unermüdlich!

Veranstaltungen zum Thema 100 Jahre 1. Weltkrieg 1914 und Bertha von Suttner

die DFG-VK Hannover und das Friedensbüro Hannover (frieden-hannover.de) haben mehrere Veranstaltungen zum Thema 100 Jahre 1. Weltkrieg 1914 und Bertha von Suttner geplant, die im Rahmen der Friedensdekade im November 2014 durchgeführt werden sollen.

bisher haben für diese Veranstaltungen als Kooperationspartner zugesagt:

Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen, Forum für Politik und Kultur e.V. Hannover, Bildungswerk Verdi, Niedersachsen

Lesung zu Bertha von Suttner, Sonntag, 16. November 2014, 17:00 Uhr Veranstaltungsort: Gedenkstätte Hannover-Ahlem

100 Jahre Erster Weltkrieg 1914 – 2014: Mit szenischen Lesungen und Musik möchten wir an die österreichische Friedensaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner erinnern. 1892 gründete sie gemeinsam mit Alfred H. Fried die Deutsche Friedensgesellschaft Mitwirkende: Otto Stender, Mitbegründer und Präsident des Bundesverbandes „Mentor, Corinna Luedtke (www.corinnaluedtke.de/)

wird ausgewählte Texte aus dem Roman „Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner und aus ihren Lebenserinnerungen lesen. Begleitet wird die Veranstaltung von zwei MusikerInnen (Elena Chekanova & Robert Kusiolek angefragt)

zum 100. Todestag am 21. Juni 2014 von Bertha von Suttner und zum 125. Erscheinungsjahr Ihrer bekanntesten Veröffentlichung „Die Waffen nieder!“ Brigitte Hamann, BvS – Kämpferin für den Frieden,

http://www.cbv.at/Buch.aspx?buch_id=122316# 2013 im Wiener Brandstätter-Verlag erschienen

 

„Der bewaffnete Friede ist bank(e)rott.“ Montag, 17. November 2014, 12:00 Uhr Vortrag von Dr. Guido Grünewald Veranstaltungsort: Bertha-von-Suttner-Schule, 30173 Hannover, Altenbekener Damm 20

Bertha von Suttner, ihre MitstreiterInnen und der große Krieg Die PazistInnen haben vor 1914 nicht nur vor einem verheerenden Krieg gewarnt, sie haben auch realistische Alternativen zu einer Politik militärischer Gewaltandrohung formuliert. Guido Grünewald skizziert in seinem Vortrag die Ideen und Vorschläge der Friedensbewegung und gibt einen Ausblick auf die Folgen, die der Erste Weltkrieg für die pazifistische Bewegung hatte.

Bertha-von-Suttner-Schule, DFG-VK Hannover, Friedensbüro Hannover

 

Vortrag im Begleitprogramm der Ausstellung

„Heimatfront Hannover“, Kriegsalltag 1914-1918“

Historisches Museum Hannover, 16.7.2014-11.1.2015

http://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Museen-Ausstellungen/Top-Museen/Historisches-Museum- Hannover/Sonderausstellungen/Heimatfront-Hannover

Gegen Militarismus und Krieg – Die deutsche Friedensbewegung vor dem Ersten Weltkrieg 18. November 2014, 18:00 Uhr Veranstaltungsort: Historisches Museum Hannover, 30159 Hannover, Pferdestraße 6

Erst spät im Deutschen Kaiserreich konnte sich eine dauerhafte Friedensorganisation etablieren. Guido Grünewald beleuchtet in seinem Vortrag, welche Ideen und Aktivitäten die Pazifistinnen und Pazifisten entwickelten und mit welchen Mitteln sie versuchten, den drohenden großen Krieg zu verhindern.

Dr. Guido Grünewald ist Historiker mit zahlreichen Publikationen zur Geschichte von Friedensbewegungen und der Kriegsdienstverweigerung. Seit mehreren Jahrzehnten ist er in der deutschen und internationalen Friedensbewegung aktiv.

Veranstalter: Historisches Museum Hannover, Friedensbüro Hannover, DFG-VK Hannover (frieden-hannover.de)

Friedensnewsletter Juli 2014

Jede Bundeswehr muß grundsätzlich bereit sein, sich um einer besseren politischen Lösung willen in Frage stellen zu lassen.
Bundespräsident Gustav Heinemann, 1969

Liebe Friedensfreund_innen,

ganz entgegen normaler Gepflogenheiten – scheint das alljährliche Sommerloch zumindest aus friedenspolitischer Sicht in diesem Jahr auszufallen. Drohnen über Bagdad, eine nicht abzuschätzende Krise in der Ukraine, ein fast schon vergessener Bürgerkrieg in Syrien. Die Liste ließe sich leider erheblich fortsetzen. Und dann sind ja auch noch die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des 1.Weltkrieges. Ergriffen nehmen die Regierungen und Staatsoberhäupter an offiziellen Veranstaltungen teil, planen parallel schon den nächsten Krieg. Bundespräsident und Ex-Pfarrer Gauck weist die kriegerische Richtung. Dem etwas entgegen zu setzen gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Termine im Juli, auf die wir im Folgenden hinweisen wollen. Eng mit kriegerischen Auseinandersetzungen verbunden ist das Flüchtlingscamp auf dem Weiße-Kreuz Platz. Brunhild hat sich mit den Flüchtlingen unterhalten. Ebenfalls in Hannover: Das Deserteursdenkmal ist weg. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen des Trammplatzes wurde es entfernt – was mit ihm passiert ist offen. Die Stadt plant eine Alternative auf dem ehemaligen Militärfriedhof Linden- Limmer, dem Stadtteilfriedhof Fössefeld. Noch ist nichts beschlossen. Wir werden euch dazu – sobald es entsprechende Informationen gibt, auf dem Laufenden halten. Aber unabhängig davon kann es nicht schaden, die Stadt nach dem Verbleib des Denkmals für den unbekannten Deserteur zu befragen.

Abschließend noch ein Überregionaler Blick. In der Altmark hat die Bundeswehr ein modernes gefechtsübungszentrum aufgebaut und übt dort Krieg. Mit der Kampagne „War starts here“ veranstalten seit einigen Jahren Friedensbewegte ein Protestcamp im August. Ein Besuch dort ist sicher allemal sinnvoll.

Die Themen im Einzelnen

–          Schule ohne Militär – Veranstaltung: Als Soldat den Dienst verweigern

–          friedenspolitischer AK zu TTIP

–          Ausstellung Schlachtfelder im Sprengel-Museum

–          Sommerbiwak 2014

–          Flüchtlingscamp auf dem Weiße-Kreuz Platz

–          „Der Wille zum Krieg“ – Veranstaltung mit Wolfram Wette

–          Hinweis Ausstellung Schlachtfelder im Sprengel Museum

–          US-Deserteur André Shepherd braucht Schutz und Asyl

–          „War starts here“ – GÜZ Altmark

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier.

 

Termine

1.7. 19.00 Uhr Pavillon; Friedenspolitischer Arbeitskreis, Thema TTIP

2.7.18.00 Uhr Pavillon; „Als Soldat der Bundeswehr den Kriegsdienst verweigern“

16.7. 19.00 Uhr Haus der Jugend; Aktiventreffen

22.7. 18.00 Uhr, Verdi-Höfe, Rotation, Goseriede 10; Der Wille zum Krieg

30.7. 19.00 Uhr Kargah; Treffen der DFG-VK Gruppe Hannover » Weiterlesen

Orli Wald

Am 1. Juli 1914 wurde Orli Wald in Frankreich geboren – 1962 starb sie in Ilten bei Hannover.
Am 1. Juli findet eine Gedenkveranstaltung statt.
Sie war Widerstandskämpferin und als NS-Verfolgte von 1936 bis 1945 Zuchthaus- und Konzentrationslager-Gefangene. Sie war Lagerälteste im Häftlingskrankenbau des KZ Auschwitz-Birkenau und wurde aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft als „Engel von Auschwitz“ bezeichnet. Infolge des Ersten Weltkriegs wurde die Familie interniert und nach Trier ausgewiesen. Dort wurde sie in den 1920er Jahren Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD). Nach Beginn der NS-Zeit engagierte sie sich im politischen Widerstand. Im Juni 1936 erfolgte die Verhaftung ihrer Widerstandsgruppe und eine Anklage wegen Hochverrats. Im Dezember
1936, mit 22 Jahren, wurde sie zu vier Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Trotz voller Verbüßung ihrer Haftstrafe im Frauenzuchthaus Ziegenhain bei Kassel kam sie anschließend ins KZ Ravensbrück. Sie wurde im berüchtigten Häftlingskrankenhaus beschäftigt. Dort erlebte sie unfassbare Gräuel: KZ-Ärzte, die Säuglinge mit Phenolspritzen töteten und Menschenversuche vornahmen und Kranke, statt zu versorgen, für die Vergasung selektierten. Auch im Lager gehört sie der deutschen Widerstandsgruppe an.

Unter Lebensgefahr half und rettete sie jüdische und andere Häftlinge. Sie überlebte im Januar 1945 den Todesmarsch von Auschwitz ins KZ Ravensbrück und das Außenlager Malchow. Von hier gelang ihr im April 1945 die Flucht. Im November 1947 heiratet sie Eduard Wald, Schwager von Otto Brenner, Widerstandskämpfer und NS-Verfolgter wie sie, und zog im gleichen Jahr nach Hannover. Sie litt unter den traumatischen Erlebnissen der KZ-Haft bis zu ihrem Tod. 2007 hat die Stadt Hannover in der Südstadt eine Straße entlang des Stadtfriedhof Engesohde in „Orli-Wald-Allee“ umbenannt. Auf dem Engesohder Friedhof befindet sich ihr Grab.

US-Deserteur André Shepherd braucht Schutz und Asyl

Quelle Connection e.V.

Ende 2008 beantragte US-Deserteur André Shepherd in Deutschland Asyl. Nun, am 25. Juni 2014, wird sein Fall vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg verhandelt.
Der 37-jährige André Shepherd wollte sich nach einem ersten Einsatz in Irakkrieg nicht weiter an Kriegsverbrechen beteiligen und desertierte.
Mit seinem Asylantrag beruft er sich auf die Qualifikationsrichtlinie der Europäischen Union, mit der diejenigen geschützt werden sollen, die sich einem völkerrechtswidrigen Krieg oder völkerrechtswidrigen Handlungen entziehen und mit Verfolgung rechnen müssen.
Rechtsanwalt Dr. Reinhard Marx, der André Shepherd im Asylverfahren vertritt, betont, dass hier zum ersten Mal ein Verfahren eines US-Deserteurs vor dem höchsten europäischen Gericht verhandelt wird: „Damit wird deutlich, welch grundsätzliche Bedeutung dem Fall zukommt.“
Grundsatzfragen vor Gericht klären zu lassen, braucht nicht nur einen langen Atem, sondern auch Solidarität und finanzielle Mittel: für Öffentlichkeitsarbeit, für das Verfahren, für Rechtsanwaltskosten. Dafür möchten wir sie um finanzielle und moralische Unterstützung für André Shepherd bitten.

Schicken Sie André Shepherd eine Solidaritäts-eMail !

Spenden Sie für seine Rechtsanwaltskosten und für die Kampagne, damit André Shepherd in Deutschland Asyl erhält!

Jetzt, wo die verheerenden Folgen des US-Angriffs auf den Irak überdeutlich werden – und sich möglicherweise ein erneuter Militärangriff auf den Irak abzeichnet, hat die Solidarität mit Shepherd eine doppelte Bedeutung: Unterstützung eines Kriegsdienstverweigerers und Verdeutlichung der Tatsache, dass Krieg keine Probleme löst und ein erneuter militärischer Angriff auf den Irak die Gewaltspirale beschleunigt.

Ein Formular für eine Solidaritäts-E-Mail findet sich im Internet auf der Seite von Connection e.V.

Im Jahr 2010 bekam André Shepherd den taz Panter Preis

„Große Gala für den taz Panter Preis 2010 im Deutschen Theater in Berlin. Ausgezeichnet wurden Petra Peterich, die sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert und US-Deserteur André Shepherd, der in Deutschland Asyl sucht. „Der LeserInnen-Preis 2010 ehrt mit André Shepherd einen Irak-Kriegs-Veteranen“, so die taz heute, „der mit seinem Schicksal zur Symbolfigur wurde“. Laudator und taz-Redakteur Bernd Pickert würdigte den Preisträger: „Er hat gemacht, was Soldaten bei Strafe verboten ist: Er hat entschieden. Allein. Er hat sein Leben in die eigene Hand genommen und gesagt: Ich mache nicht mehr mit.“ „Damit“, so die taz, „stellt er dessen Mut heraus, gegen den Strom zu schwimmen und große persönliche Härten für seine Überzeugungen in Kauf zu nehmen.“

„Die Bundeswehr im Klassenraum“

Unter dem Stichwort ‚Bildungsrepublik‘ findet sich in der HAZ vom 24. Juni 2014 auf S. 2 ein Artikel, der die Werbung der Bundeswehr in Schulen zum Thema hat. Der Artikel ist insgesamt leicht ironisch gehalten; offenbar ist die Autorin auch nicht so ganz von der Militärwerbung und deren immensen Kosten überzeugt. „30 Millionen Euro investierte die Bundeswehr 2013 in die Nachwuchswerbung.“ Und sie zitiert die Verteidigungsministerin, die die Streitkräfte „zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland“ ausbauen will: Teilzeitangebote, Kinderbetreuung und der „Wettbewerb um die besten Köpfe“ gehören dazu.

Gut, das alles ist nicht neu, das haben wir an anderer Stelle auch schon gelesen. Und dass beim ‚Wettbewerb um die besten Köpfe‘ immer mehr ‚Frauenköpfe‘ gezeigt werden, machen Werbeplakate  zunehmend deutlich. Frauen haben/sind eben die ‚besseren Köpfe! Wussten wir ja schon immer!

Und dass in Baden-Würtemberg  ein Grünen-Parteitag ‚Schulfrei für die Bundeswehr‘ gefordert hatte, wussten wir auch und fanden das sehr unterstützenswert. Dass aber Herr Kretschmann, der grüne Ministerpräsident das so nicht umsetzen möchte,  sondern es ausreichend findet, wenn „auch Vertreter von pazifistischen Organisationen ihre Auffassungen darlegen können, sofern die Lehrerschaft das will.“, wundert uns nicht wirklich. Wir finden diese Geste geradezu rührend! Doch selbst dieser „Kompromiss“ irritiert einen CDU-Vertreter: „Die Bundeswehr ist keine Kriegsorganisation, der man eine Friedensorganisation  gegenüberstellen muss.“ Das heißt also im Klartext: Bundeswehr rein in die Schulen – wenn’s sein muss auch schon in die Grundschulen – aber Friedensorganisationen bleiben vor der Türe. Versteht sich: die sind ja auch immer so dogmatisch.

Und wenn Deutschland entsprechend der Ansicht unseres Bundespräsidenten ja auch endlich Verantwortung in der Welt übernehmen soll, dann passt die ‚Friedenstruppe‘, die im Ernstfall auch gut mit der Waffe umgehen kann, auch besser in die Schulen!

Ganz ohne Ironie: Ich glaube, wir haben noch viel Arbeit vor uns!
Brunhild Müller-Reiß

2. Juli, Veranstaltung, Hannover: „Als Soldat der Bundeswehr den Kriegsdienst verweigern. Motive und Hindernisse der Kriegsdienstverweigerung aus dem ‚Dienst‘ heraus“

Ort: Pavillon (Hannover, Lister Meile 4)
Uhrzeit: Mittwoch, 2. Juli, 18:00 Uhr

Ankündigungstext:
Auch Menschen, die sich als Soldat oder Soldatin verpflichtet haben, haben das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV). Dieses Recht wird in größerem Maße in Anspruch genommen – mehr als 30.000 KDV-Anträge von SoldatInnen der Bundeswehr in den letzten zehn Jahren! Bei der Veranstaltung werden einerseits die Motive der SoldatInnen beleuchtet, den Kriegsdienst zu verweigern. Hier zeigt sich, dass z.B. Erfahrungen in Auslandseinsätzen und biographische Veränderungen (wie die Geburt eines eigenen Kindes) dazu führen, dass die oft sehr früh im Leben erfolgte Entscheidung, sich zum Kriegsdienst zu verpflichten, revidiert werden soll. Andererseits werden die teils erheblichen Hürden in den Blick genommen: Die Kosten für die Ausbildung werden von der Bundeswehr oft in beträchtlicher Höhe ‚zurückverlangt‘, weitere Schwierigkeiten treten bei der Antragstellung auf. Aber die Bundeswehr darf nicht alles! Der Referent Rechtsanwalt Franz Korzus ist Experte für die Kriegsdienstverweigerung von Soldatinnen und Soldaten. Er berät und vertritt sie praktisch und er hat einen intensiven Einblick in die aktuelle Dimension der KDV von SoldatInnen.

Veranstalter_innen:
Schule ohne Militär Hannover, in Kooperation mit: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Hannover), Friedensbüro Hannover, DFG-VK Hannover, Pavillon Hannover, Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen.

Friedensnewsletter Juni 2014

Den drohenden Krieg am Horizonte braucht der Militarismus wie ein Stückchen Brot. Er wird nicht nur als drohend, sondern als unvermeidlich hingestellt.Bertha von Suttner (1843-1914)

 Liebe Friedensfreundinnen und –freunde,

Weitgehend im schwarz/weiß-Denken verharrt der Diskurs zum Ukraine-Konflikt. Mit mehreren Mahnwachen hat das Friedensbüro versucht, diesem Bild etwas entgegen zu setzen. Unsere Forderung bleibt: Wir wollen keinen Krieg! Weder in der Ukraine noch bei uns – noch irgendwo! In diesem Zusammenhang dokumentieren wir hier auch die Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zum bundesweiten Aktionstag am 31.5. Um Alternativen zu militärischen Optionen wird es beim Spiel Civil Powker gehen. Wir wollen es spielen und diskutieren. Bitte meldet euch bis zum 11.6. unter kontakt@schule-ohne-militaer-hannover.de an!

Rings um das Deserteursdenkmal gibt es inzwischen auch Bewegung. Wir dokumentieren einen Flyer, den wir rings um den 1.Mai verteilt haben. Ebenfalls einen Rückblick wert ist das Stolpersteineputzen am 10.Mai. Mit hoher Begeisterung wurden in 2 Stunden ungefähr 100 Stolpersteine geputzt. Eine Aktion, die wir sicher im nächsten Jahr wiederholen wollen.

Bereits morgen wird sich der Friedenspolitische Arbeitskreis mit den Planungen für das zweite Halbjahr beschäftigen. Interessent_innen sind herzlich willkommen. Ebenfalls recht kurzfristig leiten wir einen Aufruf für das Peace Event Sarajevo weiter, welches mit Blick auf den hundertsten Jahrestag des 1.Weltkrieges zu Pfingsten in Sarajevo stattfindet.

Die Themen im Einzelnen:

  • Dokumentiert: Aufruf zur Mahnwache Ukraine in Hannover
  • PM des Friedensratschlags zu bundesweiten Mahnwachen
  • Veranstaltung: Wir spielen! Civil Powker als politisches Lernspiel zur zivilen Konfliktbearbeitung
  • Veranstaltung: Frauen retten, Homosexuelle schützen, Minderheitenrechte durchsetzen „westliche“ Kriegslegitimationen und ihre gesellschaftlichen Funktionen
  • Hannover braucht ein zentrales Deserteursdenkmal zur öffentlichen Auseinandersetzung
  • Rückblick PM: Stolpersteine
  • Peace Event Sarajevo 2014 – ein Brief an alle, die noch zögern.

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Ralf Buchterkirchen
für das Friedensbüro und die DFG-VK Hannover

PS: Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier.

Termine

3.6. 19 Uhr, Haus der Jugend; Friedenspolitischer Arbeitskreis

21.6. 10:30 Uhr, Pavillon; Wir spielen! Civil Powker

10.06. 20 Uhr Pavillon; Frauen retten, Homosexuelle schützen, Minderheitenrechte durchsetzen westliche“ Kriegslegitimationen und ihre gesellschaftlichen Funktionen

» Weiterlesen

Flüchtlingscamp am Weiße-Kreuz-Platz Hannover

Morgen, am Mittwoch, dem 28. 5. 2014 ab 16.00 Uhr wird vom Weiße-Kreuz-Platz aus eine Demonstration stattfinden.

 

Seit Sonnabend, dem 22. 5. 2014 besteht auf dem Weiße-Kreuz-Platz gegenüber vom Pavillon ein Flüchtlingscamp. Die Menschen dort freuen sich über alle Akte von Solidarität – materiell, aber auch durch Gesten, Vorbeikommen etc.
Es besteht auch bereits Kontakt zu entsprechenden Initiativen und Camps an anderen Orten Deutschlands (z. B. Hamburg und Berlin).
Dies ist, was sie selbst schreiben:
Protest-Streik von Flüchtlingen in Hannover
Isolation, Einschränkung der Bewegung, Arbeitsverbot, Bedrohung durch Abschiebung, Schikane und Rassismus der Behörden, schlechte Gesundheitsversorgung, Ignoranz, Depression, langsamer Tod.

Diese Zustände beschreiben unser Leben als schutzbedürftige Menschen in Deutschland.
Die deutsche Regierung blockiert durch sämtliche Behörden unseren legalen Zugang zu Menschenrechten und hat dabei die volle Unterstützung des Gerichtshofes Niedersachsen, im Beisein von gefährlicher Fahrlässigkeit der Politiker_innen. Wir sehen das als Teil der deutschen rassistischen und diskriminierenden Politik gegen Fremde und als Misswirtschaft von produktivem Humankapital für das Deutschland von morgen.
Wir weigern uns, die Situation von Flüchtlingen in Niedersachsen anzunehmen, wir sehen alle Behörden, sowohl administrative als auch rechtsprechende, als verantwortlich für die Weiterführung des Leidens von Geflüchteten an.
Unsere Forderung ist so klar und einfach: Wir fordern die sofortige Abschaffung aller Asylgesetze, weil sie den Rassismus  dieses Landes widerspiegeln, wir fordern den sofortigen Schutz unserer Menschenrechte, wir beziehen uns auf die Erklärungen in der UN-Charta der Menschenrechte, verankert in der deutschen Verfassung (in Bezug auf Artikel 16 a Grundgesetz).
Wir streiken und protestieren um unsere Leben zu retten, es ist weder etwas zu verhandeln noch aufzuschieben. Wir sind bereit, den Preis zu zahlen, unabhängig davon, wie viel es kostet.
Unser Recht: genau hier, genau jetzt. Hannover, Mai 2014.

Heute, 27. Mai, fand um 10.00 Uhr eine Pressekonferenz statt. Neben Pressevertreter_innen waren auch viele weitere Menschen gekommen, um sich zu informieren und Solidarität zu zeigen. Das kleine Zelt war jedenfalls gerappelt voll.
Ein ganz kurzer Bericht:
Drei Sprecher des Camps schilderten den Anwesenden ihr Ziel: 14 Menschen aus dem Sudan hätten das Camp gegründet. Es gebe keinen konkreten Anlass für den Beginn des Camps: es sei einfach so, dass die Situation der Flüchtlinge sich ständig verschlechtert habe, sie alle seien inzwischen in einem hoffnungslosen Zustand und möchten mit ihrer Aktion zeigen: „Enough is enough!‘ Genug ist Genug!
Das Camp sei ein Ausdruck politischer Menschen, die gegen das Asylrecht in Deutschland, das sie persönlich – aber auch alle Flüchtlinge – zwinge, ein Leben in Unfreiheit und ohne Würde zu führen.
Von der Bevölkerung in Deutschland erführen sie viel Solidarität – von den Behörden bekämen sie aber keinerlei Unterstützung. Ein Vertreter des Niedersächsischen Flüchtlingsrats war anwesend und erklärte, er habe die Aktion von Anfang an unterstützt und werde dies auch weiterhin tun.
Morgen, am Mittwoch, dem 28. 5. 2014 ab 16.00 Uhr wird vom Weiße-Kreuz-Platz aus eine Demonstration stattfinden.
Es soll an Amir Ageep erinnert werden, der vor dem Bürgerkrieg im Sudan geflohen war aber dennoch kein Asyl in Deutschland bekommen hatte. Als er 1999 mit einem Lufthansa-Flug gewaltsam abgeschoben werden sollte, starb er an den Folgen der Körperversetzungen, die ihm die begleitenden Polizeibeamten zugefügt hatten.
Bitte kommt zahlreich zu der Demo! KEIN MENSCH IST ILLEGAL!

1 19 20 21 22 23 32