Friedensnewsletter Hannover August 2014

 

Ich denke, es gibt keine gute Armee. Soldaten wurden immer dazu missbraucht, alles zu zerstören: das fremde Land, das eigene Land und sich selber. Und nie konnte einer hinterher sagen, was der, den er tötete, ihm eigentlich getan hatte. Daher bin ich auch heute noch davon überzeugt: Man kann nichts Besseres tun, als auch in Zukunft den Krieg – und zwar jeden Krieg – zu verraten“
Ludwig Baumann – Niemals gegen das Gewissen

 

Liebe Friedensfreund_innen,

Besser als Ludwig Baumann in oben genannten Zitat lässt sich der Wahnsinn des Militärischen kaum beschreiben. Wir werden die Biographie des letzten leben Wehrmachtsdeserteurs in der nächsten Ausgabe besprechen.
Ansonsten: Fast könnte gesagt werden „ The same procedure as every year…“  – aber nur fast. Fakt ist, wie in jedem Jahr veranstalten Stadt und Bundeswehr das Sommerbiwak um sich – das heißt das Militär zu feiern. Einige Unterschiede gibt es dann doch. Zum einen wird es vermutlich die letzte Veranstaltung ihrer Art sein, dass der Kommandostab nach Oldenburg verlegt wird. Für hannöversche Antimilitarist_innen vielleicht ganz schön – die Aktiven in Oldenburg haben da jetzt ein Problem mehr. Auch scheint das Publikumsinteresse zu erliegen, anders ist es kaum zu erklären, das zum ersten Mal überhaupt offensiv um Teilnahme geworben wurde, ja sogar die Anmeldefrist verlängert wurde. Vielleicht ist ja Krieg feiern doch nicht so geil. Auch in den Protesten gegen diese Militärfeierei gibt es Unterschiede. Wir lassen uns nicht mehr weitab hinter Hamburger Gitter verstecken, sondern werden mit einer Kundgebung in der Innenstadt unser Anliegen deutlich machen. Wer mag kann danach gerne Richtung Stadtpark Spazieren gehen…

Im Vorfeld der Veranstaltung möchten wir als Kontrapunkt auf die Gefährlichkeit von Drohnen hinweisen. Mehr dazu siehe unten.
Das Schicksal der sudanesischen Flüchtlinge und eine Flüchtlingstour begleiten uns durch den Sommer. Aus antimilitaristischer Perspektive anempfehlen kann ich auch das neue Buch von Michael Schulze von Glaßer, in dem er sich mit Killer-Videospielen auseinandersetzt.

Die Themen im Einzelnen

  • Sommerbiwak 2014
  • Flüchtlingscamp Hannover
  • Flüchtlingsfloß-Tour 2014
  • Ausstellung krieg und Propaganda 14/18 in Hamburg
  • Rojava – Ein demokratisches Experiment wird von ISIS bedroht – Basisdemokratie inmitten des Syrienkrieges
  • HIROSHIMA-TAG –   Gedenken an den Abwurf der Atombombe
  • Spielen fürs Militär

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Ralf Buchterkirchen
für das Friedensbüro und die DFG-VK Hannover

PS: Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier

Termine:

23.7. 17:00 Platz vor den Raschplatzkinos; Drohnenaktion,

25.7. 16:30 Kröpcke; Kundgebung gegen das Sommerbiwak

30.7. 19 Uhr Kargah; Ortsgruppentreffen der DFG-VK

5.8. Hiroshimahain; Veranstaltungen am Vorabend des Jahrestages des Atombombenabwurf auf Hiroshima

20.8. 19 Uhr Garten des Friedensbüros, Aktiventreffen

21.8. Flüchtlingsboottour

Sommerbiwak 2014  
Vermutlich zum letzen Mal dürfen wir ‚unsere Militärs‘ und ‚unsere Repräsentan_tinnen‘ aus Gesellschaft und Wirtschaft vor dem Stadtgarten ‚besuchen‘. Eine Kundgebung haben wir nicht angemeldet – wir sind es leid, weitab vom Geschehen hinter Hamburger Gittern zu stehen, ohne wirklich den Feiernden zu verdeutlichen, was wir von ihnen halten: ‚Krieg fängt hier an! Wir treffen wir uns am 25. 7. ab 17.00 Uhr am Stadtpark! ‚Spazierengehen macht Spaß‘ !

Zwei Tage vorher wird eine Drohnenaktion (Mittwoch, 23. Juli 17.00) im Bereich zwischen den Raschplatzkinos stattfinden: Auslegen des Schattenrisses der Drohne Euro Hawk in Originalgröße und verschiedene Aktionen mit Materialien zum Drohnenthema. Mit dieser Aktion soll auf die steigende Anzahl von Drohnentoten hingewiesen werden (nach Aussage eines US-Senators 4700 Drohnentote bereits im Febr. 2013 !), und darauf, dass die Bundeswehr Kampfdrohnen einführen möchte  – aber vor allem auch zum Widerstand aufgerufen werden: Am 4. Okt. 2014 findet ein ‘Global Action Day’ gegen Kampf und Überwachungsdrohnen. (vgl. drohnen-kampagne.de)

– Am Freitag, dem Tag des Biwaks findet um 16.30 eine Kundgebung in der Innenstadt stadt (Kröpcke oder alternativ – Hauptbahnhof/Kaufhof) Das entsprechende Flugblatt ist beigefügt. Kleine Reden zur Bedeutung der 1. Panzerdivision  (die nicht dadurch abnimmt, dass die 1. PD nicht mehr in Hannover stationiert sein wird) und zum Sommerbiwak werden erfolgen, aber auch Beiträge, die verdeutlichen, dass in und um Hannover das Militär nicht verschwunden ist: Feldjägerschule (heute und in seiner Bedeutung als Erschießungsplatz fürDeserteure im 2. Weltkrieg), Militärflughafen Wunstorf,  GÜZ (Das GEFECHTSÜBUNGSZENTRUM  bei Magdeburg ist für Bundeswehr, NATO und EU ein zentraler Ort. Hier werden militärische Interventionen von Luft- und Bodenmilitärtrupps simuliert.)
Von der Kundgebung geht es GEMEINSAM zur HCC- Feier im Stadtpark: mit Fahrrad oder Bahn! Wir sind da – kreativ und unermüdlich!
Aufruf: Die 1. Panzerdivision zieht nach Oldenburg! ‚Die Stadt‘ ist traurig!

In diesem Jahr findet vermutlich das letzte Sommerbiwak in Hannover statt. Die 1. Panzerdivision zieht nach Oldenburg. Damit ist bei uns ein Ende gesetzt für das ‚schönste Sommerfest‘ weit und breit. Und auch für  das ‚Werben für’s Sterben‘ in Form von Uniformen, ‚Mut zum Hut‘ für die Damen, und Feiern in wunderschöner Kulisse! Aber was ist das Ziel der 1. Panzerdivision?

„Die 1. Panzerdivision: war die Leitdivision des Heeres für die durchgeführten Einsätze der Landstreitkräfte von 2011 bis 2012, stellt Kräfte bereit für  EUROPEAN UNION Battle Group, NATO RESPONSE FORCE NRF und für die  Balkanreserve ORF-Bataillon …“  (eigene Info der 1. Panzerdivision– Internetseite)
Also: kämpfen! Und Kämpfen im Krieg beinhaltet die Bereitschaft zum Töten!
Aber das ‚Feiern für Krieg, Sieg und Vaterland‘ hat Tradition! Und dass angeblich immer alle Menschen hinter ‚Krieg‘ und ‚Sieg‘ standen, hat auch Tradition.
Siehe 1914: Erst Kriegsbegeisterung – dann Millionen Tote!
‚Die ganze Stadt steht hinter euch‘, klingt es seit Jahren vollmundig in offiziellen  Reden!
OB Schostock sagt zur Verlegung der Panzerdivision::  „Ich bedaure diese Entscheidung sehr. Hannover hat sich bis zuletzt als ein sehr guter Standort für die Panzerdivision erwiesen. Unsere Stadt wird der Bundeswehr als ein wichtiger Standort der Feldjäger auch weiterhin eng verbunden bleiben.“  (11. 7. 2014) Da fragen wir uns doch mit Asterix: ‚Wirklich‘?
Wir stehen nicht hinter dem Militär! Nicht hinter der Panzerdivision, nicht hinter den Feldjä-gern, nicht hinter dem, was auf dem Fliegerhorst Wunstorf passiert.
Wir wollen keine Auslandseinsätze der Bundeswehr!
Und wenn Herr Schostock bei der Premiere des Feldjägertags am 4. Juli 2014 den Feldjägern „die Ehre erwies“ und „zum ersten Mal eine Front“ abschritt (HAZ 5. 7. 2014), dann sagen wir, dass er als ziviles Oberhaupt der Stadt nicht das Recht dazu hat. Dafür und für die immer wieder betonte ‚Würdigung‘ des Militärs wurde er nicht gewählt!
Verweigert dem Militär eure Zustimmung! Bei uns und überall! Tretet dem Feiern des Mili-tärs im Stadtpark entgegen und erklärt zum Fliegerhorst Wunstorf und der Feldjägerschule:
Nicht in unsern Namen!

Flüchtlingscamp Hannover
Das Flüchtlingscamp am Weiße-Kreuz-Platz existiert nach über vier Wochen noch immer. Und die dort lebenden Flüchtlinge spielen zwar zeitweilig vergnügt Karten unter schattigen Bäumen – verlieren dabei aber ihr politisches Anliegen nicht aus den Augen:
Vor kurzem waren sie mit einer Petition in Braunschweig. In ihrem Aufruf dazu heißt es u. a. zum ‚Erstaufnahmelager für Geflüchtete und Asylsuchende in Norddeutschland‘: “Eine Massenunterkunft mit Mehrpersonen-Zimmern, schlechten hygienischen Bedingungen, einem fremdgesteuerten tristen Alltag ohne die Möglichkeit zu arbeiten oder einen Deutschkurz zu besuchen, erwartet Menschen, die alles Gewohnte und Geliebte aus Angst um ihr Leben verloren haben.“ Die Flüchtlinge aus dem Sudan (die meisten Menschen auf dem Camp kommen aus dem Sudan) werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht als solche anerkannt. Der Flüchtlingsstatus wäre für die Menschen aber weitaus sicherer als es der der Asylbewerber_innen ist. „Wir möchten die Gesellschaft darauf hinweisen, welche Menschenrechtsverletzungen in ihrem direkten Umfeld stattfinden. Wir möchten verdeutlichen, dass die derzeitige Asylpolitik menschenunwürdig ist. Wir sudanesischen Geflüchteten fordern Schutz durch die Anerkennung als Flüchtlinge.“
Am 31 Juli soll im Kulturzentrum Pavillon ein Sudanesisches Kulturfest stattfinden, mit Informationen zur Situation im Sudan und zur Lage der Flüchtlinge!
Flüchtlingsfloß-Tour 2014
Auch Hannover wird angelaufen – am Do., 21.08.

Nachdem Heinz Ratz und seine Band „Strom & Wasser“ schon in den letzten beiden Jahren spektakuläre Erfolge durch ihre vielen Konzerte mit Musikern aus Flüchtlingslagern feiern konnten, widmet sich Ratz noch einmal dem Flüchtlingsthema:
Am 14.07. wird er mit zwei bis drei großen Flößen aufbrechen, umgestaltet zu Flüchtlingsbooten, die ihn und eine Begleitcrew aus Flüchtlingen und deutschen UnterstützerInnen main-,neckar- und rheinabwärts und dann entlang des Mittellandkanals bis nach Berlin führen.
Die Verletzlichkeit dieser Transportmittel in direktem Kontrast zu den Luxusjachten und Ausflugsdampfern der touristisch genutzten Binnengewässer wird auf die dramatische Situation von Flüchtlingen allgemein, die abendlich stattfindenden Konzerte auf die besonders tragische und bedrohliche Situation von fliehenden Frauen und Kindern im Besonderen aufmerksam machen.
In enger Zusammenarbeit mit Flüchtlingsorganisationen, allen voran PRO ASYL, soll auch ein Rahmenprogramm in den Flüchtlingsunterkünften stattfinden: PuppenspielerInnen und Clowns, die tagsüber mit einem Kinderprogramm auftreten. Neben der Floßfahrt liegt der Schwerpunkt der Tour abends auf den Konzerten; zum einen auf der Begegnung zwischen deutschem Publikum und Flüchtlingsfrauen, zum anderen auf der informativ-aufklärenden Zusammenarbeit mit politischen Flüchtlingshilfegruppen.
Auch die Solidarität von GastmusikerInnen und KünstlerInnen aus ganz Europa mit Musikerinnen und Künstlerinnen aus deutschen Flüchtlingslagernist einwichtiger Aspekt dieser Tour.
Infostände der aktiven regionalen und überregionalen Flüchtlingshilfegruppen und ein schönes allabendliches Miteinander von Flüchtlingen und KonzertbesucherInnen erwarten den interessierten Gast, ebenso eine bunte Reihe von solidarischen KünstlerInnen. Immerhin konnte Ratz bei ähnlichen Aktionen in den vergangenen Jahren die Unterstützung von Konstantin Wecker, Hannes Wader, Gerburg Jahnke, Dota Kehr, Stoppok, Pohlmann, Selig, Götz Widmann, Bodo Wartke und vielen anderen gewinnen. Des Weiteren wird der Regisseur und Produzent Hank Levine (u.a. produzierte er die oscarnominierten Dokumentationen City of God und Wasteland) einen Dokumentarfilm über das Projekt produzieren.

Krieg und Propaganda 14/18 Ausstellung vom 20. Juni bis 2. November 2014 in Hamburg

Der Erste Weltkrieg gilt als erstes globales massenmediales Ereignis der Moderne. Zu Beginn, im August 1914, ahnte wohl niemand, dass die Kampfhandlungen über vier Jahre andauern und mehr als 17 Millionen Menschenleben kosten würden. Als eine der wesentlichen Ursachen für die Dauer und Intensität des Krieges wird heute die Propagandaarbeit der beteiligten Staaten angesehen, die als „neue Waffe“ der Kriegsführung gilt. Vor dem Hintergrund der zeitgleich entstehenden Forschung zur Massenpsychologie schöpfen sie im Kampf um die öffentliche Meinung die gesamte Bandbreite der Massenmedien aus und erproben neue Strategien. Die Bevölkerung wird von den politischen Führungen als unkritische, impulsive und beeinflussbare „Masse“ angesehen. Mit Gräuelgeschichten, Heldenlegenden und der permanenten Wiederholung zentraler Botschaften produzieren die Meinungsmacher wirkungsvolle Bilder und versuchen Stimmung zu erzeugen. In Deutschland wird dieser Krieg als „Urkatastrophe“ dargestellt, für die Franzosen ist er „der große Krieg“ und für die Polen die „nationale Befreiung“. In der Ausstellung „Krieg und Propaganda 14/18“ gibt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG), 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, einen Einblick in das umfangreiche Spektrum der Massenmanipulation dieser Zeit. Beispielhaft zeigt die Ausstellung die wichtigsten Formen, Strukturen und Methoden der Meinungslenkung, die mit der Weiterentwicklung der modernen Massenmedien bis heute in Konflikten und militärischen Ausein-andersetzungen in immer neuen und subtileren Ausprägungen zu finden sind. Zu sehen sind über 400 Exponate aus dem Deutschen Reich, Frankreich, England, USA, Russland, Italien und Österreich-Ungarn. Ausgestellt werden Plakate, Filme, Skulpturen, Fotografien, illustrierte Zeitungen und Alltagsgegenstände wie Kinderspielzeug und Patriotika, außer-dem historische Tonaufnahmen sowie Musik aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, Künstlergrafiken und Bildpostkarten. Die Ausstellung wird ermöglicht mit Mitteln aus dem Ausstellungsfonds und dem IT-Globalfonds der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, der Hubertus Wald Stiftung und der Justus Brinckmann Gesellschaft.

Informationen zur Ausstellung

http://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/aktuell/krieg-und-propaganda-1418.html

http://www.hamburg.de/contentblob/4330802/data/2014-06-19-krieg-und-propaganda.pdf

Weitere Informationen bei Hellmut Fried unter hellmfried@t-online.de

 

 Rojava – Ein demokratisches Experiment wird von ISIS bedroht – Basisdemokratie inmitten des Syrienkrieges
Seit Anfang Juni blickt die Welt wieder auf Irak und Syrien. ISIS-Truppen haben mit ihrem Terror in beiden Staaten große Gebiete erobert. Sie bedrohen auch Rojava / Westkurdistan in Nordsyrien.
Die dort entstandene autonome Region, in der eine Selbstverwaltung unter Einbeziehung aller Ethnien und Religionen aufgebaut wurde, wird von ISIS mit schweren Waffen angegriffen. Die kurdischen KämpferInnen verteidigen sich halbwegs erfolgreich. Aber dieses demokratische Experiment braucht Unterstützung.
Welche Schwierigkeiten gibt es beim Aufbauprozess in Rojava? Welche Perspektive eröffnet sich durch die gemachten Erfahrungen für ganz Syrien? Wie gehen die Menschen in Rojava mit der ständigen Bedrohung von reaktionären Oppositionsgruppen um? Welche Rolle nehmen Frauen in Rojava ein? Michael Knapp besuchte mit einer Delegation der Kampagne TATORT Kurdistan die selbstorganisierten Institutionen und berichtet von den basisdemokratischen Entwicklungen und den Problemen, die insbesondere durch das Embargo gegen Rojava entstehen.
Veranstalterinnen:
Friedensbüro Hannover
Kurdistan Volkshaus e.V.
Ort und Zeit:
Pavillon, Kleiner Saal, am 22.09.2014 um 19 Uhr
Spendenhinweis: https://www.medico.de/spenden/online-spenden/kurzform/rojava

HIROSHIMA-TAG –   Gedenken an den Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 auf Hiroshima
Hannover ist Patenstadt von Hiroshima und deshalb finden am 5. und 6. August verschiedene Aktivitäten auf dem Hiroshimahain, in der Aegidienkirche und im Rathaus statt. – Infos unter www.hannover.de
Auch am Vorabend zum 69. Jahrestag  des Bombenabwurfs auf Hiroshima führt das Hiroshimabündnis eine Veranstaltung unter dem Motto ‚Nie wieder Hiroshima!‘  Die Veranstaltung findet am Dienstag, dem 5. August 2014 ab 20.00 Uhr am Hiroshima-Gedenkhain statt. Der Hiroshima-Gedenkhain liegt hinter dem Kinderkrankenhaus auf der Bult und ist mit der Straba Linie 5 oder der Buslinie 370 (Ausstieg Bult/Kinderkrankenhaus) zu erreichen.
Neben der Lichterkation zum Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs werden in
diesem Jahr Filmsequenzen aus dem 2012 entstandenen Film des japanischen Regisseurs Takashi gezeigt: ‚My Journey with Hibakusha‘. Der Regisseur hat Hibakushas, d. h. Überlebende des Atombombenabwurfs  bei einer Schiffsreise in viele Länder der Welt begleitet, u. a. nach Griechenland, Vietnam, in die USA. Dabei erzählen die Hibakusha von ihren Erinnerungen und versuchen auf diese Weise die Ereignisse vom Bombenabwurf lebendig zu halten und vor dem Einsatz von Atombomben zu warnen. Die Zeitzeug_innen erleben auf ihrer Reise viel Solidarität und Zuspruch – aber auch verstörende Reaktionen.
Für diese Veranstaltung wurde der Regisseur eingeladen. Zwei Friedensbotschafterinnen aus Japan (Hiroshima und Nagasaki) haben ihre Teilnahme bereits zugesagt.
Neben den Filmsequenzen und Wortbeiträgen wird viel Zeit zum Nachfragen, Reden und Diskutieren sein – aber auch Zeit zum Nachdenken und Schweigen.

Rezension: Spielen fürs Militär
Wenn von sogenannten Killerspielen die Rede ist – bevorzugt nach Amokläufen Jugendlicher – wird lang und breit deren Gefährlichkeit diskutiert – meist von denen, die noch nie ein solches Spiel selber ausprobiert haben. Besonders im Blickpunkt sind dabei Egoshooter, bei denen der Spielende in die Rolle eines militärisch Aktiven im Kampf für oder gegen eine Ideologie eintritt und mit diversen technischen Hilfsmitteln sein Ziel erreichen soll. Dabei steuert die  Spieler_in meist aus der Ich-Perspektive diverse Waffen. Studien beschäftigen sich ausführlich mit der Frage nach erhöhter Gewaltbereitschaft und Senkung der Hemmschwelle durch solche Spiele. Michael Schulze von Glaßer geht in seinem Buch „Das virtuelle Schlachtfeld – Videospiele, Militär und Rüstungsindustrie“ einen anderen Weg. Er untersucht ausführlich, welche Szenarien und Spielstrategien durch die Spielmacher_innen – also die Spiele-Hersteller – vorgegeben sind und welche Ziel darin verfolgt werden. Grundlage seiner Arbeit sind Analysen aus der Rolle der_des Spielenden. Er hat die meisten Spiele selbst durchgespielt.
Im Gegensatz zu ersten einfachen Spielen aus dem Beginn der Videospielära haben aktuelle Spiele eine Handlung – gleichen mehr einem Spielfilm als einem Arcade-Ballerspiel. Sorgsam wird der Spielende durch eine Handlung geführt, muss Geiseln befreien, den Oberanführer hinrichten, Gelände vom Feind ‚säubern‘… und wird auch mit dem Tod von ‚Kameraden‘ konfrontiert. Zielorte der gespielten Einsätze sind Iran, Korea, China, Russland, Afghanistan, Irak, aber auch Nicaragua, Bolivien, Sambia… Der Einsatz amerikanischer Truppen in diesen ‚Zielländern‘ wird in den Spielen (etwa in der Spielanleitung) nie in Frage gestellt. Um vorwärts zu kommen, haben in den Spielen  die (realen) internationalen Übereinkommen keine Bedeutung –  es muss aggressiver und erbarmungsloser geballert werden, als es Genfer Konvention, Interventionsverbote und politisch Handelnde erlauben. Das hat System und Schulze von Glaßer bringt es auf den Punkt: „Von fehlenden UN-Mandaten oder Verstößen gegen Menschen- und Kriegsrechte ist in den Spielen keine Rede – der virtuelle Krieg ist sauber. Zivilisten kommen auf den Schlachtfeldern nicht vor. Dies zeigt, wie unrealistisch – und reale Kriege verharmlosend – das in den Spielen dargestellte Bild vom ‚Krieg gegen den Terror‘ oft ist […]. Auf der anderen Seite  verbreiten die Spiel-Entwickler das stereotyp rassistische Feindbild des arabisch aussehenden Terroristen“ (S.37).
Gezielt wird Nationalismus in den Spielen übersteigert und der Verstoß gegen Menschen- und Kriegsrechte zelebriert. Mit brachialer Musik werden ‚gute‘ Tote beweint und wird an ‚patriotische Tugenden‘ appelliert, die überzeichnet und zur Norm erhoben werden. An Beispielen macht der Autor deutlich, wie in den Spielen Gefangene gefoltert, erschossen oder bedroht werden (S.92), all das nicht ohne den Hintergrund zu vergessen, dass ein Großteil der Spiele durch Rüstungsindustrie und Militär direkt gefördert werden. Schulze von Glaßer weist im Folgenden nach, dass der spielerische Krieg gegen die Feindbilder des Westens politisch-institutionell sogar gefördert wird. Er zeigt damit, dass es offenbar politischem Kalkül entspricht, die zu bekämpfenden Gegner in bestimmter stereotyper Weise darzustellen.
In einem zweiten Kapitel geht Schulze von Glaßer ausführlich auf die Verbindungen von Rüstungs- und Spieleindustrie ein, zeigt, wie Spiele auch gezielt für die militärische Ausbildung verwendet werden, beispielsweise als Schießsimulatoren. Außerdem macht er deutlich, dass vor allem ehemalige Militärs in der Spieleindustrie für Plots, Strategien und einzelne Szenarien verantwortlich sind.
Das Buch zeigt die eigentlich gefährliche Seite sogenannter Killerspiele. Sie präsentieren eine simple, dichotome Weltsicht, bieten alternativlos Militär als Mittel der Auseinandersetzung an, verbunden mit patriotischer und nationalistischer Propaganda aus Sicht der Hegemonie des globalen Nordens. Die Feindbilder haben sich seit dem Kalten Krieg kaum geändert, nur das neben der politischen Option auch die wirtschaftliche Option als Kriegsgrund getreten ist. Eine militärische Karriere als selbstverständliche Option wird in den Spielen nicht nur nicht hinterfragt, sondern aktiv gefördert.
Michael Schulze von Glaßer, „Das virtuelle Schlachtfeld – Videospiele, Militär und Rüstungsindustrie“, Papyrossa Köln, 2014

 

Regelmäßige Termine des Friedensbüros Hannover

Friedenspolitischer Arbeitskreis an jedem 1. Dienstag im Monat um 19 Uhr im Pavillon Lister Meile 1.

Aktiventreffen an jedem 3. Mittwoch im Monat um 19 Uhr in Hannover im Haus der Jugend, Maschstr.

Friedenspolitischer Stammtisch an jedem 4. Freitag im Monat um 19 Uhr im Café K, Hannover Linden; Pariser Platz (falls geschlossen im Exil gegenüber) Der Termin im Juli fällt aufgrund des Sommerbiwaks aus!

 

Abschließende Hinweise

Leider können sich Termine ändern oder verschieben. Aktuelle Informationen finden sich unter www.frieden-hannover.de.

Dieser Newsletter wird herausgegeben vom Friedensbüro Hannover und der DFG-VK Hannover.

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de