„Die Beziehung Deutschland – Russland in der jüngeren Geschichte und die Konsequenzen für die aktuelle Politik“

Donnerstag, 15. Juli 2021 um 19.00 im Freizeitheim Linden (Windheimstr. 4, Linie 10, Hst. Ungerstraße)
Vortrag von Prof. Hans-Heinrich Nolte (Historiker, Osteuropa-Experte)
(Wir bitten um Anmeldung unter friedensbuero@frieden-hannover.de)

Vor 80 Jahren griff Deutschland die Sowjetunion an – ein Eroberungs- und Vernichtungskrieg mit 27 Mio. Toten auf dem Gebiet der SU. Nach 1990 gab es die Hoffnung auf ein friedliches gemeinsames Haus Europa. Diese Zeit ist vorbei. Wieder wird Russland als Bedrohung für uns dargestellt. Und nicht nur das: Politiker wie Heiko Maas und Annegret Kramp-Karrenbauer reden von „schlagkräftigem Handeln“ und „Anwendung militärischer Gewalt – kämpfen“. Und die Bundeswehr beteiligt sich an gefährlichen Manövern, das Aufrüsten geht weiter,

Aber sollten wir nicht die Lehren aus der Geschichte beherzigen? Wie stellte sich das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland in der Geschichte dar? Prof. Nolte wird uns dafür umfassende Informationen liefern als Grundlage für eine spannende Diskussion.

Hier die Ankündigung von Prof. Nolte:

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland in der Neuzeit sind durch eine doppelte Asymmetrie innerhalb des europäischen Welt-Systems geprägt: das in viele Staaten geteilte „Heilige Römische Reich“ Deutschland war Teil des Zentrums sowie pro Kopf berechnet wirtschaft- lich leistungsfähiger, das geeinte Russländische Imperium war ein halbperipheres Land aber politisch mächtiger. Die unter preußischer Ägide durchgesetzte Einheit Deutschlands schien das Verhältnis in Frage zu stellen, es wurde aber in zwei Weltkriegen bestätigt, in denen die Westmächte sich mit Russland bzw. der UdSSR verbündeten.

In der Geschichte Deutschlands und Russlands war der deutsche Überfall auf die UdSSR am 22. Juni 1941 ein Hasardspiel, das 1945 mit der politischen Vernichtung des Angreifers endete. Der „Ostfeldzug“ wurde durch die Massenmorde an Juden und Roma, an Kommunisten, Kranken sowie Kriegsgefangenen und Zivilisten in umkämpften Gebieten (oft durch aktives Verhungern) auch zum Kulturbruch, zur moralischen Katastrophe. Ab 1949 konnte Deutschland in das internationale System der Mächte zurückkehren. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR 1991 wurde Russland zu einer Macht zweiten Ranges (ein Achtel des Brutto-Sozial-Produkts der USA, ein Sechstel Chinas).

Als Macht dritten Ranges „muss“ Deutschland die UN und die Bindung von Politik an globale Normen stärken (die moralisch aus dem Glauben an die Gleichheit der Menschen folgt und ökonomisch sowie sozial – auch – durch die Globalisierung gefordert ist). Deutschland sollte das von den westlichen Führungsmächten begonnene, mit der russischen Annexion der Krim begründete Hochrüstungsprogramm also nur soweit implementieren, als es durch das Bündnis dazu gezwungen ist, es sollte weiterhin die UN unterstützen und die Politik des „Wandels durch Annäherung“ auch gegenüber dem autoritär regierten Nationalstaat Russland fortführen.