Rede Deserteursgedenken – Emmich-Cambrai-Kaserne – 15. 5. 2012
Gedenkkundgebung vor der Emmich-Cambrai-Kaserne
Wir stehen hier, um der Deserteure, die auf dem Schießplatz der Emmich-Cambrai-Kaserne im 2. Weltkrieg erschossen worden sind, zu gedenken. Sie wurden hingerichtet, weil sie sich dem Zwang zu töten oder getötet zu werden, widersetzten. Wir tun dies am ‚Internationalen Tag der Kriegsdienstvverweigerung‘, weil Desertion, Verweigerung ein zentraler Teil der Beendigung von Kriegen in aller Welt ist.
Unsere Aktion sollte eigentlich auf dem Gebiet der Kaserne stattfinden, weil wir wollten, dass den Deserteuren dort gedacht werden sollte, wo sie hingerichtet wurden. Wir wissen, dass ein Gedenken an Orten des Verbrechens, diese besonders eindringlich und nachhaltig ‚vor Augen führt‘.
Wir wollten aber auch verdeutlichen, dass die Emmich-Cambrai-Kaserne ein Ort ist, an dem kriegerische Traditionen fortgesetzt werden. Die Feldjäger, die hier ausgebildet werden, sollen zur Aufstandsbekämpfung in aller Welt eingesetzt werden. Diese militärische Tradition wollen wir angreifen.
Vertreter der Stadt Hannover, allen voran OB Weil, haben bei der Eröffnung der Feldjägerschule gesagt: die Soldaten sollten sich wohlfühlen, sie sollten sich ‚breitmachen‘ in unserer Stadt.
Nein, wir wollen nicht, dass Soldaten der deutschen Armee, die derzeit wieder weltweit Krieg führt, sich in unserer Stadt wohlfühlen. Nicht in unserem Namen! Nicht in unserem Namen wird unter Beteiligung Deutschlands Krieg überall in der Welt geführt. Nicht in unserem Namen werden hier Feldjäger ausgebildet. Nicht in unserem Namen wird das Sommerbiwak der 1. Panzerdivision am HCC gefeiert.
Die Deserteure, die hier hingerichtet wurden, sind für uns eine Mahnung, gegen kriegerische Traditionen aufzustehen und sie zu bekämpfen.
Wenn im Brief des Kasernenkommandeurs die Ablehnung unseres Antrags, die Mahnveranstaltung auf dem Gelände der Emmich-Cambrai-Kaserne durchführen zu können, damit begründet wird, die Bundeswehr gedenke „stets aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ zu gedenken, dann muss zum einen gesagt werden, dass die Bundeswehr neue Opfer schafft und dieses Gedenken damit heuchlerisch ist.
In dieser Art des Universalismus war die Bundeswehr schon immer gut: so werden Täter zu Opfern und die wahren Kriegsziele verschleiert.
Wir gedenken der Deserteure, die gezeigt haben, dass sie nicht ‚Opfer‘ und nicht ‚Täter‘ sein wollten. Sie haben ihre Haltung mit dem Tode bezahlt.Dies ist ein hoher Preis. Wir als AntimilitaristInnen und nKriegsgegnerInnen wollen mit unserem Gedenken zeigen und dafür kämpfen, dass durch die Beendigung von Kriegen dieser Preis nicht mehr ‚gezahlt‘ werden muss. Wir wollen, dass die Ermordung zahlloser Menschen durch kriegerische Einsätze ein Ende findet.
Krieg ist kein Mittel der Politik!
Deshalb erklären wir uns auch solidarisch mit allen Menschen, die gegenwärtig als Deserteure ihren Kriegseinsatz verweigern.