Bundeswehr verschleppt Entscheidung. Friedensinitiativen wollen den in Hannover hingerichteten Deserteuren des Zweiten Weltkriegs am Ort der Hinrichtung würdig gedenken.
Anfang März wandten sich der Verein Friedensbüro Hannover e.V. und die Initiative für ein Deserteursdenkmal in Hannover gemeinsam an die Feldjägerschule der Bundeswehr. Ziel der Anfrage war es, am 15. Mai 2012, dem Internationalen Tag des Kriegsdienstverweigerers, auf dem Gelände der Emmich-Cambrai Kaserne würdevoll denjenigen zu gedenken, die dort als Deserteure oder Wehrkraftzersetzer durch die NS-Militärjustiz hingerichtet wurden. Unser Interesse ist es, denjenigen angemessen zu gedenken, die sich der Nazi-Diktatur und ihrem Angriffskrieg verweigerten und widersetzten.
Wie inzwischen nachgewiesen, wurden auf dem Gelände, auf dem sich heute die Feldjägerschule der Bundeswehr befindet während der Nazi-Diktatur Menschen standrechtlich erschossen. Sie wurden von der NS-Militärjustiz wegen „Fahnenflucht“ oder „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt. Für 15 Soldaten der Wehrmacht ist dies belegt (Buchterkirchen, 2011), aktuelle Schätzungen gehen von bis zu 43 Soldaten aus (Trolp, 2010).
Auf die Anfrage wird jedoch von Seiten der Bundeswehr mit Verzögerung reagiert – womöglich um den 15. Mai ohne Entscheidung verstreichen zu lassen. Der Kasernenkommandant antwortete auf die Anfrage der beiden Friedensgruppen, dass er nicht zuständig sei, da das Anliegen vermeintlich „prinzipielle Bedeutung“ habe. Das Bundesministerium für Verteidigung solle entscheiden. Ein weiteres Erläuterungsschreiben der Friedensgruppen, in dem dargelegt wurde, dass die „prinzipielle Bedeutung“ durch den Bundestag geklärt ist (der Deutsche Bundestag hat mit Beschlüssen vom 28.05.1998, 17.05.2002 und 08.09.2008 alle Opfer der NS-Militärjustiz rehabilitiert und damit auch das Unrecht anerkannt; die Hinrichtungen sind wissenschaftlich belegt) und die rechtliche Grundlage damit klar ist, wurde vom Kasernenkommandanten nicht berücksichtigt.
Wir sind empört über diese Verzögerungstaktik, die offensichtlich verhindern soll, dass den Deserteuren des Zweiten Weltkriegs, die auf dem Gelände der Emmich-Cambrai Kaserne hingerichtet wurden, würdig gedacht werden kann! Wir werden am 15. Mai um 17.00 Uhr zur Emmich-Cambrai-Kaserne gehen um auf dem Gelände den wegen Desertion, Wehrkraftzersetzung und Kriegsverrat hingerichteten Menschen würde- und respektvoll zu gedenken. Wir fordern die Standortleitung der Kaserne und die Bundeswehr auf, uns dafür Zutritt zu gewähren.