Gedenkveranstaltung auf dem Seelhorster Friedhof: 80 Jahre nach dem Überfall auf die Sowjetunion

Dienstag, 22.Juni 2021 um 11.00 Gedenkveranstaltung der VVN-BdA auf dem Seelhorster Friedhof, am Mahnmal für die Opfer des Nazi-Terrors, (insbesondere zum Gedenken an die Erschießungen vom 6.4.1945)
Hier folgt der Beitrag des Friedensbüros bei der Gedenkveranstaltung:

Friedensbüro am 22.6.2021 Gedenkstele auf dem Seelhorster Friedhof

Während der Bundestag es ablehnte, in einer Gedenkveranstaltung den heutigen Jahrestag zu würdigen, kommt Bundespräsident Walter Steinmeier seinen Verpflichtungen nach. Er besucht Gedenkstätten für den Mord an sowjetischen Kriegsgefangenen wie Sandbostel, dort äußerte er: „Jeder Krieg bringt Verheerung, Tod und Leid. Doch dieser Krieg war anders. Er war eine deutsche Barbarei.“
Und er mahnte: „Machen wir uns an diesem Tag, an dem wir an Abermillionen Tote erinnern, auch gegenwärtig, wie kostbar die Versöhnung ist, die über den Gräbern gewachsen war. Aus dem Geschenk der Versöhnung erwacht für Deutschland große Verantwortung.“
(Ich hoffe, dass es kein Zitat war, sondern eine unbedachte Formulierung eines Berichterstatters, wenn es hieß: die Soldaten „ließen ihr Leben, sie starben“ – nein, sie ließen nicht ihr Leben, sondern sie wurden ermordet, es war Befehl, dass man sie nicht versorgte, wie es auch Befehl war, dass Leningrad nicht kapitulieren durfte, sondern ausgehungert werden sollte.)

Da hat er sicher recht.

Sein Parteigenosse Heiko Maas dagegen wünschte sich dieser Tage von EU und USA, sie mögen“ „vereint und schlagkräftig handeln.“
Die „Verteidigungsministerin“ Annegret Kramp-Karrenbauer führte in einer Grundsatzrede vor Bundeswehr-OffizierInnen des Generalstabs in Hamburg aus: „Verteidigung, das heißt Abschrecken durch Androhung militärischer Gewalt, um so Raum für politische Lösungen zu schaffen. Aber notfalls heißt es auch Anwendung militärischer Gewalt – kämpfen!“

Solche Äußerungen entsprechen nicht der geforderten Verantwortung.
Doch leider entsprechen sie den Realitäten in diesem Jahr.

Im vorigen Monat spitzten sich die Konflikte zu, in den Medien war die Rede davon, dass Russland Riesenmanöver an seiner Westgrenze durchführte. Jedoch wurde in keiner der vielen Sendungen erwähnt, dass zur gleichen Zeit die NATO ihr Großmanöver Defender Europe 2021 durchzog – diesmal nicht, wie im vorigen Jahr, hauptsächlich im Nordosten, in den baltischen Staaten und Polen, sondern diesmal liefen NATO-Kriegsschiffe in das Schwarze Meer ein.
Will jemand sich wundern, dass Russland dies als Bedrohung empfand? Für Russland entsprach das doch der Lage während der Kubakrise, als die USA kein Militär des Warschauer Paktes vor seiner Küste dulden wollten.

Außer Manövern gibt es aber auch reale Taten: Die Bundesregierung legte dem Haushaltsausschuss einen Finanzantrag vor, nach dem noch morgen, am 23. 6 – dem letzten Sitzungstag vor der Wahl – über 4,5 Milliarden Euro locker gemacht werden sollen,. Damit sollen bis 2027 ein sog. NGF-Demonstrator und Drohnen beschafft werden – als Grundlage für ein neues Waffensystem, das aus einem neuen europäischen Kampfflugzeug und Schwärmen von Drohnen bestehen soll. Diese sind entweder bewaffnet oder sind selbst eine Waffe, indem sie sich kamikaze-artig auf das feindliche Objekt stürzen – also SPD, bitte aufpassen!

Diese Pläne sind zweifach gefährlich: einerseits erhohen sie die Kriegsgefahr, andererseits nehmen sie uns heute Unsummen von Geldern weg, die wir dringend brauchen für unser Leben. Das gilt natürlich nicht nur für diese neuen Projekte, sondern für die gesamte angebliche Verpflichtung zum 2-%-Ziel, – was heißt, 16 % des Gesamthaushalts.

Alle diese Pläne werden flankiert von Hetze gegen Russland und China. Man muss die Bevölkerung erst überzeugen, dass diese Opfer nötig sind. Jede Sendung und jeder Artikel ist davon geprägt, die Bedrohung durch Russland zu betonen. Diese Mühe kann darauf hindeuten, dass das erst in den Gehirnen verankern muss – für Normalmenschen ist das wohl nicht selbstverständlich. Allerdings merkt man, dass man dabei auf alte Ressentiments zurückgreifen kann, die ich als antislawischen Rassismus gezeichnen möchte. Es ist gut, dass junge Leute sich heute mit Black Lives Matters gegen den Rassismus gegenüber Schwarzen wenden. Aber es gibt immer noch auch den Rassismus gegenüber slawischen Menschen, und deshalb sind uns der rumänische Spargelernter, die polnische Pflegekraft egal

Als Friedensbewegung haben wir also 3 Aufgaben:

  • der Hetze gegen Russland entgegentreten. Dazu gehört auch ein besseres gegenseitiges Kennenlernen.
  • sachliche Informationen über reale Machtverhältnisse sind dabei ein wichtiges Mittel. Es weiß eben nicht jeder, wie oft die Rüstungsausgaben der NATO das Mehrfache sind gegenüber Russland und China.
  • und schließlich müssen wir den Rüstungsanstrengungen dieser – und jeder zu erwartenden Bundesregierung – entgegentreten. Dabei haben wir ungezählte Verbündete, nämlich alle, die das viele Geld für unsere ureigendsten Interessen brauchen.

Als Friedensbüro können wir viele neue Interessenten und Aktive gebrauchen – unter www.frieden-hannover.de findet man viele Informationen und die Termine.

Agnes Hasenjäger