Friedensnewsletter Hannover Mai 2015

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“ Schwur von Buchenwald, 19. April 1945

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

der Mai steht ganz im Zeichen des Gedenkens an den 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Neben zahlreichen Gedenkveranstaltungen wird dieser Termin auch zum Anlass genommen, ein Denkmal für Deserteure auf dem Stadtteilfriedhof Fössefeld einzuweihen. Damit wird ein mehrjähriger Entscheidungs-und Diskussionsprozess abgeschlossen. Jetzt liegt es an uns mit dafür zu sorgen, dass das Gedenken und die damit verbundene Auseinandersetzung um Befehl und Gewissen und militärische Logik weitergeführt und dieser Ort wirklich ein Platz des Mahnens und Gedenkens wird. Wie bereits im letzten Jahr werden wir auch diesmal im Mai an die vielen kleinen Denkmale – die Stolpersteine in Hannover erinnern und diese gemeinsam reinigen. Wir freuen uns auf rege Beteiligung.

Der Ostermarsch stand unter dem Motto „Krieg beginnt hier“. Dem möchten wir mit Fahrradtouren zu den militärisch bedeutsamen Orten in der Region Rechnung tragen. Die erste führt uns zum Fliegerhorst Wunstorf.

Abschließend möchten wir noch besonders auf ein Seminar im schweizerischen Salenica hinweisen, zu dem das Friedensbüro einlädt. Sicher eine sehr gute Gelegenheit auf außergewöhnliche Art ins Gespräch zu kommen.

Die Themen im Einzelnen

  • Termine
  • Termine zum Gedenken
  • Friedenspolitischer Arbeitskreis – Thema NATO
  • Aufstellung des Deserteursdenkmal auf den Stadtteilfriedhof Fössefeld
  • Stolpersteine
  • „Pazifismus und Gewaltfreiheit in Deutschland und in der Schweiz“ – eine politische Bildungsreise mit Urlaubscharakter
  • Besuch des Fliegerhorstes Wunstorf
  • Rede des Friedensbüros auf der Flüchtlingsdemo am 22.04.15
  • Ostermarsch 2015 in Hannover
  • Demonstration 10.Mai Berlin, Nein zu Krieg und Faschismus – Für eine Politik der Verständigung und friedlichen Konfliktlösung

Ralf Buchterkirchen

Im Auftrag von Friedensbüro Hannover und DFG-VK Hannover

(layoutete Version)

Termine

05.05. 19.00, Pavillon, Friedenspolitischer Arbeitskreis, Thema NATO

14.05. Fahrt zum Fliegerhorst Wunstorf

16.05. 11.00, Kröpcke, Stolpersteine putzen

20.05. 19.00, Haus der Jugend, Aktiventreffen

22.05. 19.00, Cafe K (Haltestelle Nieschlagstr.), Friedenspolitischer Stammtisch

 

Termine zum Gedenken

2./3.05. Marsch des Lebens Hannover – Am Ende des 2. Weltkrieges fanden mehrtägige Todesmärsche in vielen deutschen Städten und Regionen statt, u.a. grausame Fußmärsche von Juden und anderen Inhaftierten aus den KZAußenlagern in Hannover und Celle in das KZ Bergen-Belsen. Nach 70 Jahren wollen wir mit allen Interessierten auf einem Versöhnungsweg vom 27. – 29. März von Hannover nach Bergen-Belsen sowie am 2. und 3. Mai 2015 in Hannover ein Zeichen setzen. Abschließend laden wir zu einem gemeinsamen „Fest des Lebens“ in Hannover ein. Weitere Informationen lesen Sie ab März 2015 auf www.israelfreunde.de.

06.05. 17.00 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Zentrale Feierstunde der Region Hannover zum 70. Jahrestag der Befreiung

07.05. 10.00 Uhr, Gedenkstätte Ahlem, Rundgang über das Gelände des ehemaligen KZ Ahlem (mit Zeitzeug_innen)

08.05. 16.00 Uhr, Ehrenfriedhof, Maschsee-Nordufer Tag der Befreiung

08.05. 17.00 Uhr, Mahnmal Gerichtsgefängnis Hannover (zw. Pavillon u. U-Bahn-Zugang) – anschließend ‚Befreiungsfeier‘ im Pavillon

08.05.2015 – 18:00 Uhr – Andreas-Hermes-Platz (Pavillon Hannover)” Demo „Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus“

09.05. 11.00 Uhr Errichtung des Deserteursdenkmal und einer Gedenktafel auf den Stadtteilfriedhof Fössefeld

09.05. 15.00 Uhr Stadtfriedhof Ricklingen, Haupteingang: Ulf Kronshage/Jonny Peter „Ehrengräber, Arbeiterbewegung, Widerstand.“ Rundgang über den Ricklinger Friedhof

11.5. 19.00 Uhr Freizeitheim Linden, Geschichtskabinett: Janet von Stillfried Bericht über Zwangsarbeiterlager in Linden

12.5. 19.00 Uhr FZH Linden, Geschichtskabinett: Brunhild Müller-Reiss, Antifaschistische Frauen in Hannover. Zwischen selbstständigem Han­deln und Familiensolidarität

13.5. 19.00 Uhr Treffpunkt Pfarrlandstraße, Altenheim: Jonny Peter, Rundgang durch Linden-Nord zum Thema Widerstand

16.5. 14.00 Uhr Fössefeldfriedhof: Jonny Peter und andere Rundgang über den Stadtfriedhof Fössefeld

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Stolpersteine im November

Der 9.11. steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Falls der Berliner Mauer. Das andere historisch wichtige Datum – von den Nazis „Reichskristallnacht“ genannt –  geht dabei komplett unter. Spontan und unkoordiniert haben Aktive der Friedensbewegung in Hannover sich einiger Stolpersteine angenommen – willkommener Anlass innezuhalten, in Gespräche zu kommen und nicht nur die Steine zu reinigen, sondern auch auf die Menschen denen die Steine gewidmet sind zu schauen.

Für Hannover geht das hier. Vielleicht auch ein Grund, dür jede und jeden von uns sich der Steine in der Nachbarschaft anzunehmen – nicht nur im November.

 

Stolpersteine: Aktion sehr erfolgreich

Die heutige Aktion, die Stolpersteine wieder zum Glänzen zu bringen, war
sehr erfolgreich. 24 HannoveranerInnen folgten dem Aufruf des
Friedensbüros und versammelten sich am Samstag um 10:00 Uhr am Kröpcke.
Dort wurden Putzmittel verteilt und gab Ralf Buchterkirchen eine kurze
Einführung, wie die Stolpersteine zu reinigen sind, damit sie keinen
Schaden nehmen. Gleichzeitig wurde ein Stadtplan ausgegeben, in dem die
Stolpersteine eingezeichnet waren – die Anwesenden fanden sich in
Zweier-, Dreier- und Viererteams zusammen und übernahmen jeweils einen
kleinen Ausschnitt des Gebietes.
Dann ging es los. Und es konnten alle Stolpersteine in dem Bereich
gereinigt werden – immerhin mehr als 100 der insgesamt 270 Stolpersteine
in Hannover. Vorher- und Nachherbilder ermöglichen den Vergleich. Durch
die Reinigung fallen die Steine jetzt nicht nur besser ins Auge, führen
also zum visuellen ‚Stolpern‘. Vielmehr ergaben sich auch beim Putzen
Gespräch mit Anwohnerinnen und Anwohnern und erhielten die kleinen
Denkmale damit weitere Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft. Am Stein für
Robert Gauweiler,
gauw.1 gauw2 der als Vater von 6
Kindern am 11. Dezember 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet
worden war, fragte ein Kind seine Eltern – „was machen die da“, worauf
die Eltern ausführlich erläuterten. Andernorts wurde eine kleine
Feiergesellschaft aufmerksam und dankte für die Putz-Aktion.
Den Teilnehmenden gefiel es: Es war eine kurzweilige Aktion, die zur
Wiederholung anspornt. So haben auch mehrere Teilnehmende und
AnwohnerInnen signalisiert, dass sie Patenschaften für einzelne
Stolpersteine übernehmen wollen.
Wer dem Beispiel folgen will und auch eine Patenschaft übernehmen
möchte, aber am 10. Mai nicht dabei sein konnte, findet auf Homepage der
Stadt Hannover eine Übersicht über die in der näheren Umgebung verlegten
Stolpersteine – und kann sich an das Projekt Erinnerungskultur der Stadt
mit der Patenschaftsanfrage wenden. Abschließend ein kleiner
Reinigungshinweis: Bitte verwenden Sie nur ein weiches Tuch und eine
Zahnbürste sowie einfachen Metallreiniger zum Putzen der Steine.
Hingegen können kratzende Materialien, wie Schwämme zum Geschirrspülen,
sowie andere Chemikalien die Stolpersteine beschädigen.
Wer mehr zu Robert Gauweiler erfahren möchte, hat schon am kommenden
Freitag – den 16. Mai – dazu Gelegenheit. Die Otto-Brenner-Akademie lädt
für diesen Tag zu einer Diskussion mit Ralf Buchterkirchen ein, der sich
in seinem Buch „…und wenn sie mich an die Wand stellen…“ auch mit
Gauweiler befasst hat und auch auf ihn bei seinem Vortrag eingehen wird
– 19 Uhr, Freizeitheim Linden, Geschichtskabinett.

Stolpersteine putzen

Hannover, 10. Mai, ab 10:00 Uhr Kröpcke
Putzen ist angesagt! Stolpersteine – kleine Denkmale in der Zeit wieder zum Glänzen bringen
Stolpersteine sind kleine Denkmale, die im heutigen Alltag zum Innehalten einladen und Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus ermöglichen. Sie erinnern individuell an eine konkrete Person und sind
damit wichtiger Bestandteil einer lebendigen Erinnerungskultur. Zum Beispiel Robert Gauweiler, geboren am 14. Januar 1906, hingerichtet am 11. Dezember 1944. Gauweiler war verheiratet, hatte 6 Kinder und
engagierte sich politisch links, zum Verhängnis wurde ihm eine Denunziation. Wegen ‚Zersetzung der Wehrkraft‘ wurde er am 8. August 1944 zum Tode verurteilt.
Wir möchten, dass diese Denkmale sichtbar bleiben und gepflegt sind. Daher laden wir alle Interessierten herzlich dazu ein, jeweils in kleinen Gruppen – zu zweit oder zu dritt – gemeinsam die Stolpersteine
zu putzen und damit das Messing wieder zum Glänzen zu bringen und damit noch mehr zur täglichen Erinnerung, zum ‚kleinen Stolpern‘ im Alltag einzuladen.

Wir treffen uns am 10. Mai um 10:00 Uhr am Kröpcke und teilen uns in kleine Gruppen ein. Wer unabhängig davon in seiner Umgebung Stolpersteine putzen möchte, kann sich auch gern melden und bekommt gern
per E-Mail oder telefonisch kurze Hinweise, wo sich in der Umgebung weitere Stolpersteine befinden und welche Materialien zum Putzen geeignet sind, um das Messing nicht zu beschädigen.