Black Lives Matter in Hannover

Zur Kundgebung am 27.6.20 wurde folgender Solidaritätsbeitrag erstellt, der aber nicht gehalten werden konnte:

Friedensbüro und DFG-VK

Rüstungsexporte und mörderische Mauern – zwei Seiten derselben Medaille: Gewinnen am Krieg, Abschotten gegen die von Krieg und Gewalt Betroffenen.

Die Abwehr gegen Geflüchtete führt auch zu Profiten: Frontex muss ausgestattet werden und Grenzanlagen in afrikanischen Ländern ebenso!

 Wir sagen: Grenzen zu für Waffen – Grenzen auf für Geflüchtete!
Ich möchte diese Forderung gern um einen aktuellen Satz ergänzen:
BLACK LIVES MATTER!

Er muss mit Nachdruck gesagt werden, von denen, die ‚betroffen‘ sind im Sinne von Mitmenschlichkeit und Solidarität, vor allem aber von denen, die, wie immer sie aussehen, Menschen sind und direkt unter Diskriminierung bis zu tödlicher Gewalt leiden müssen! Diese Aussage gilt für alle Menschen, für uns ‚Weiße‘, für diejenigen, die aufgrund ihres weißen Aussehens und der Tatsache, dass ihre Vorfahren hier über Generationen in Zentraleuropa beheimatet sind, Privilegien haben, für diejenigen, die noch relativ neu hier leben, und für diejenigen, die sich im Aussehen von uns ‚Weißen‘ unterscheiden – aber vielfach auch schon hier geboren sind, vielleicht unsere Kinder sind, und für Alle, die zu uns kommen oder kommen wollen: Jedes menschliche Leben zählt und wir wollen miteinander solidarisch sein – wie immer wir auch aussehen oder wo wir herkommen und wann wer hierhergekommen ist.

Der ‚Rassismus‘ – oder die Diskriminierung nicht-weißer Menschen ist Teil auch der deutschen Vergangenheit – und unserer Gegenwart. In unserem Alltag, in unserer Sprache, überall finden sich ‚Rassismen‘. Denken wir an die leckeren Schokoküsse, da gibt’s auch einen anderen Namen und der Machwitz-Kaffee hat ein Logo, das aus der deutschen Kolonialgeschichte stammt und deutlich diskriminierenden Charakter hat. Harmlos? Ja, irgendwie schon, aber Sprache und Bilder prägen  unser Bewusstsein – unsere Wahrnehmung, sind Teil des gesellschaftlichen Umgangs miteinander. Warum meinen manche Erwachsenen, den Wuschelkopf eines so süßen kleinen Kindes, einfach so mal eben berühren zu dürfen? Passiert das auch den so ‚deutsch‘ aussehenden Kindern? Warum die Frage: ‚Wo kommst du her?‘ –  von mir selbst auch vielfach gestellt. Aus Düsseldorf oder aus Tunesien?
Wie allerdings an der Stelle unterscheiden zwischen menschlicher Neugier, die ja auch Offenheit, Interesse und Menschlichkeit spiegeln, und Diskriminierung, die uns selbst häufig gar nicht bewusst ist.

Vermutlich müssen wir das immer wieder neu ausbalancieren und die Kontexte mit dem tief liegenden ‚Rassismus‘ und entsprechenden eindeutigen Situationen konfrontieren.

Aber eindeutig ist: Im Mittelmeer ertrinken Menschen, die durchgehend ‚People of Color‘ sind – die nicht so aussehen wie die Mehrheit der Menschen bei uns in Europa, bei uns in Deutschland. Die aber schlicht Menschen sind! Viele der Flüchtenden sterben schon vorher in der Sahara oder werden in Lager gesteckt. Diese Menschen haben aufgrund unserer Lebensweise, aufgrund des alltäglichen Kapitalismus, des immer noch nachwirkenden Kolonialismus – keine Existenzmöglichkeiten in ihrer Heimat. Einer anderen ‚Rasse‘ als wir mehrheitlich Weißen in Zentraleuropa gehören sie nicht an. Es gibt keine menschlichen ‚Rassen‘.

Deshalb gilt:

–          Jegliches menschliche Leben zählt! Wie die jeweiligen Menschen aussehen,  ist von keinerlei
Relevanz!
–          Kein Mensch hat ‚verdient‘, im Mittelmeer zu ertrinken oder in der Sahara (oder sonst wo) zu krepieren
nur weil es Zuhause keine Existenzmöglichkeiten gibt. Egal, woher sie oder er kommt.
–          Deutsche Waffen töten in aller Welt. Opfer sind vor allem Menschen People of Color‘.
–          Das muss aufhören! Gegen deutsche Waffenexporte in alle Welt!
–          Grenzen zu für Waffen – Grenzen auf für Geflüchtete!

Noch eine kurze Bemerkung zur Corona-Situation: Wir wissen, dass Geflüchtete in den Lagern besonders betroffen sind. Wir wissen, dass in Brasilien eine nach wie vor koloniale Situation  herrscht, unter der die ursprüngliche Bevölkerung besonders leidet, wir wissen, dass auch in den USA die Afroamerikaner*innen besonders leiden. – Wer weiß bei uns denn überhaupt etwas über die indigene Bevölkerung in den Reservaten?

Und wenn wir uns dann das Gejammer in unserer Mehrheitsgesellschaft anhören müssen, dass Corona das ‚freie Fliegen für freie Bürger*innen ach so einschränkt‘ – was ist denn mit der Reisefreiheit für Menschen aus dem globalen Süden?

Zusammenfassend sollten wir also skandieren:
Every human life matters! Everywhere! And always!