Samstag, 20.6.2015 – Antikriegs-Fahrrad-Tour Auf den Spuren des Krieges – Fahrt in die Südheide durch den Truppenübungsplatz Bergen
Zwischen Naturschönheit, Militärpräsenz und Erinnerungskultur
So wie auf diesem Foto flatterte die PACE-Fahne uns in der Lüneburger Heide voran. Entgegen düsterer Wettervorhersagen und der Sorge, wir könnten uns im Dauerregen völlig durchnässt durch die Heide quälen, meinte es das Wetter gut mit uns. Die kleineren Schauer konnten uns nichts anhaben – die Eindrücke waren umso intensiver. Mit einer herzlichen Begrüßung bereits in Fallingbostel starteten wir dann. Ja, wäre das schön, wenn das gesamte Gebiet zu einem UNESCO-Biosphärengebiet umgewandelt würde. Stattdessen, Nato-Stacheldraht allenthalben, Panzer und alte und neue Militärgebäude. Auch wenn aus einem Seitenweg neugierige, freundliche Soldaten mit einem Panzer auf uns zurollten und wissen wollten, was wir da denn hier bei ihnen so machten, an anderer Stelle wurde wir umso nachdrücklicher von einem Militärmann harsch beschieden, der Soldatengruppe, die er gerade ansprach, nicht zu nahe zu kommen: „Betreten des Sperrgebiets verboten! Fotografieren verboten!!!‘“ Verboten! Verboten! Verboten! Ein Picknick wäre lebens- und naturnäher gewesen. Von wegen Natur! Die nicht zu militärischen Zwecken genutzten Flächen waren mit Raps, Mais und anderen ‚naturnahen Früchten‘ eingesät. ‚Packt den grünen Sprit in die Panzertanks, dann kämpfen wir ökologisch einwandfrei!‘
Im Folgenden die Äußerungen einiger Mitfahrenden:
Petra: „Beeindruckend fand ich 1.die Begleitung durch die Mitglieder der örtlichen Initiative, die mit sehr umfassendem Wissen über die historische Entwicklung und Bedeutung, die aktuelle Situation und ihre Ziele für den Truppenübungsplatz informierten und dies überaus freundlich, kompetent und unkompliziert – toll!! 2. die Größe des ganzes „Platzes“ – dabei haben wir nur die Ränder wahrgenommen, ein riesiges Stück Natur… 3. die Erinnerungsstätten für die elend gestorbenen/ermordeten Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge – das berührte besonders zu dieser Jahreszeit in einer so schönen Umgebung.
Birgit sagt: „Meine Betroffenheit angesichts der Massengräber und der Informationen, die wir von den Mitgliedern der Initiative bekamen, kann ich nicht in zwei Sätze packen. Das alles ist so schrecklich und für mich nicht vorstellbar……doch es ist geschehen. Dafür kann mensch nur Scham empfinden.“
Brunhild findet die gegenwärtige Verwendung der Rampe bei Bergen-Belsen unerträglich:
“Die Rampe Bergen, von wo aus Wehrmachtssoldaten mit Panzern zum Überfall auf die Sowjetunion starteten und Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge ankamen und britisches Militär zu ihren Kriegsschauplätzen in alle Welt aufbrach, war für Viele von uns ein Ort, wo Faschismus und gegenwärtige Kriege zusammenflossen: ‚Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus! Leider sind Kriege nicht vergangen, wir leben weltweit in und mit ihnen, auch wenn für uns selbst seit 70n Jahren Frieden herrscht. Ansporn, dies auf die ganze Welt auszubreiten.“
Margarete: „Die Zerstörung dieser Landschaft durch Kriegsverbrecher, Nazimörder und das Militär bis zum heutigen Tag hat mich schockiert. Es ist so wichtig, dass die lokalen Initiativen nicht nachlassen, diese schreckliche Vergangenheit und Gegenwart uns immer wieder ins Gedächtnis zu bringen-durch Aktionen, Schriften und Mahnmale.
Die Wege der Verbrechen durchziehen diese ganze Gegend. Hier ist kein guter Ort zu wohnen. Die Ortschaften sind öde und menschenleer- sie wurden und werden noch immer den vorbereiteten Kriegs-und Mordaktionen geopfert. Alles ist verschlossen für die Zivilisten, es soll wohl niemand sehen was dort geschieht.“
Und eine weiterte Stimme:
Rita:
„Ich war erstaunt, erfreut und dankbar über die Gruppe aus Fallingbostel. Darüber, wie viel Lebenszeit, Energie und Einfühlungsvermögen sie für diese Erinnerungsarbeit aufgebracht haben. Der gemeinsame Austausch in unserer Gruppe hat mir geholfen, nicht von den großen Zahlen, den enormen Ausmaßen und dem damit verbundenen Leid erdrückt zu werden.“
Harald, der uns für den ADFC begleitete:
„Die Landschaft hat in mir tiefe Erinnerungen an meine frühe Jugend geweckt. Betroffen gemacht hat mich, dass ich von den Erwachsenen im Anfang der 60er Jahre nichts über all das erfahren habe, was dort während des Drittes Reiches geschehen ist. Beeindruckt hat mich die Fallingbosteler Gruppe; vielen Dank dafür. Lasst uns die Fahrt nächstes Jahr wiederholen!“
Und so nehmen wir die Erinnerungen an die Fahrt; den Dank an die Gruppe unserer Gastgeber_innen und die Grüße von Arne und seiner Gruppe aus der Heide mit in unseren Alltag:
Arne: „Es uns großen Spaß mit Euch gemacht, toll, dass Ihr die Anstrengung auf Euch genommen habt, so ein netter Besuch von Gleichgesinnten beflügelt einen doch immer sehr! Fotos folgen!
Herzliche antimilitaristische Grüße, Arne Hilbich – Initiative Biossphärengebiet ‚Heidjer‘ „
im „Dorfcafe Alte Schule“ in Hösseringen haben wir in der 1. Nacht geschlafen. Im Wiki-Artikel über den „Truppenübungsplatz Bergen“ findest du 2 Abschnitte zu den Umsiedlungen.
Krieg beginnt hier – stoppen wir ihn hier!‘ – für eine produktive Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land: Hannover – Bergen Hohne – Wunstorf‘. Konkrete Einladungen erfolgen zeitnah über unsere Internetseite, den Verteiler und unsere Internetseite.