dokumentiert: Leipziger Erklärung zum Völkerschlachtsgedenken
Leipzig 1813 – 1913 – 2013. Europäische Geschichte. Mehr Friedensverantwortung
Forderungen von Leipziger Friedenszentrum e.V. und Friedensweg e.V.
Der Rückblick auf die Völkerschlacht vom Oktober 1813 mit dem hohen Blutzoll von 100.000 Toten kann kein „Jubiläum“ sein. Der von Preußen als „Befreiungs-Krieg“ bezeichnete Herbstfeldzug führte nicht zur bürgerlich-revolutionären Ablösung der Feudalordnung, sondern beförderte nur eine neue Gebietsaufteilung unter den Feudalmächten in Europa. Damit wurde die feudale Ausbeutung der Bevölkerung, besonders der bäuerlichen, die Bewahrung der militaristischen Herrschaftsformen und die Kleinstaaterei befestigt. Die bürgerliche Revolution von 1848 scheiterte. Das 1913 in Form einer Totenglocke fertiggestellte Völkerschlachtdenkmal läutete den 1914 auch von Deutschland ausgehenden 1.Weltkrieg ein, Der danach nicht überwundene deutsche Nationalismus und Militarismus führte durch die Nazidiktatur in den 2.Weltkrieg. Der deutsche Eroberungs- und Vernichtungskrieg 1939 – 1945 hatte ca. 55 Millionen Tote zur Folge. Bis heute gibt es keine hinreichende gemeinsame deutsch – deutsche Aufarbeitung der deutschen Verantwortung für diese Völkermorde und die politischen Konsequenzen bis zur Gegenwart. Wie sollte eine Botschaft des Gedenkens an die Kriegsopfer von 1813 mit Friedenserfordernissen der Gegenwart verbunden sein?
1. Der Massenschlacht 1813 folgten mit deutscher Haupt-oder Mitverantwortung Welt- und andere Kriege und Kriegsbeteiligungen bis jetzt. Heutige Erfahrungen zeigen: Kriege lösen keine Probleme und sind deshalb zu ächten.
2. Bewaffnete Konflikte sind vorrangig durch bi- bzw. multilaterale Verhandlungen zwischen den Konfliktseiten zu entschärfen und zu schlichten.
3. Seit Beendigung der Blockkonfrontation in Europa nach 1989 erfolgte noch keine generelle Abrüstung. Deshalb muss die weitere Rüstungsentwicklung gestoppt und damit das Rüstungsgebot der Europäischen Union aufgehoben werden.
4. ABC-Waffen sind global zu ächten. Der internationale Waffenhandel ist einzu-schränken und internationaler Kontrolle zu unterziehen. Alle in Deutschland noch immer einsatzbereit gelagerten US-Kernwaffen sind abziehen.
5. Die Rüstungskonzerne sind zur Wiedergutmachung bzw. zur Milderung von Kriegsfolgen, z.B. durch Minenräumen, zu verpflichten.
6. Die private Bewaffnung der Bevölkerung ist zu verringern. Die Schießsport-Vereine sind nicht mehr steuerlich zu fördern.
7. Der Friedenserziehung ist in der Bildung größerer Raum einzuräumen. Zivile wissenschaftliche Institutionen dürfen nicht für militärische Zwecke missbraucht werden.
8. Ein internationaler Friedensdienst für Versöhnung zwischen Konfliktselten ist durch die UNO weiter zu entwickeln. Die von der UNO proklamierten Grundsätze von Friedenskultur sind weltweit in praktische Politik umzusetzen.
Ganz Europa soll ein Kontinent wachsender Friedensverantwortung sein und mit den Völkern der anderen Kontinente friedlich zusammen leben. Ein Zeichen dafür setzten in Leipzig Zehntausende im Protest gegen den Irakkrieg 2003.
Leipzig, Oktober 2013