Fluchtursachen bekämpfen! – Grenzen auf für geflüchtete Menschen – Grenzen zu für Waffen!

Rede des Friedensbüros auf der Flüchtlingsdemo v. 22.04.15

Wenn es Probleme gibt – im eigenen Leben oder in der Politik – ist es immer sinnvoll nach den Ursachen zu fragen. Wenn in Deutschland und anderen europäischen Staaten über die ständig steigende Zahl der Flüchtlinge aus Afrika, aus dem vom Bürgerkrieg erschütterten Syrien oder aus dem Irak geklagt wird, muss gefragt werden: Warum kommen die Menschen hierher. Warum vertrauen die Menschen ihr Leben den Schleppern an? Weil sie sich bei uns in unser Wohlstandsnest setzen wollen? Deshalb setzen sie ihr Leben aufs Spiel, wohl wissend, dass sie vielleicht nie auf der anderen Seite des Mittelmeers ankommen werden? Umgekehrt wird ein Schuh draus: Für Afrika kann man fraglos behaupten, dass es für die Menschen dort ein Unglück ist, wenn ihre Länder über Öl oder sonstige Bodenschätze verfügen: sie werden enteignet und fallen grenzenloser Armut ohne jede Perspektive anheim. Die Mächtigen dieser Welt nehmen sich, was sie kriegen können – mit allen Mitteln – auch und nicht selten mit Waffen! Bürgerkriege, Kriege zwischen Staaten, Armut, Seuchen – Hungersnöte, geschlechtsspezifische Verfolgung – all das führt zum Verlassen der Heimat! Das sind keine ‚Naturereignisse‘, das ist menschengemacht! Wer will schon an einem Ort bleiben, an dem tagtäglich das eigene Leben in Gefahr ist – durch Hunger, Krieg, Terror und Gewalt. Neben wirtschaftlicher Knebelung, Zerstörung einheimischer Märkte, Destabilisierung der Länder durch westliche Kriegseinsätze ‚befeuern“ Waffenexporte auch aus Deutschland die Gewalt in Afrika und überall in der Welt. Heckler & Koch, Rheinmetall und wie sie alle heißen verdienen sich goldene Nasen am Tod von Menschen.

Kriege insgesamt sind mit Abstand die bedeutendste allgemeine Fluchtursache. So befinden sich unter den 25 bedeutendsten Herkunftsländern von Flüchtlingen lediglich zwei, deren Emigration nicht primär auf Kriege zurückzuführen ist. Die aktuellen Kriegsflüchtlinge kommen aus Syrien, Irak, Afghanistan, Libyen, Somalia. Menschen werden vertrieben, haben Angst vor direkter Ermordung, aber auch vor ansteigender Brutalität in kriegerischen Zeiten, z. B. durch massenhafte Vergewaltigungen und den Anstieg von psychischen Erkrankungen. In Erhebungen mit syrischen Flüchtlingen in den Nachbarstaaten Syriens wurden besonders posttraumatische Belastungsstörungen, Angsterkrankungen und Schlafstörungen festgestellt.
Die Antwort auf die Frage, was getan werden muss, um Fluchtursachen zu bekämpfen, liegt auf der Hand: Die USA und einzelne der NATO angehörende Staaten müssen aufhören, für ihre machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen andere Länder zu unterminieren und politisch aufzumischen. Nicht wenige der vor dem Krieg vor dem Assad-Regime geflüchteten Syrier sind heute der Auffassung, dass es dem Land mit Assad besser gehe als ohne ihn. Ein Blick auf andere, von den USA unter Beteiligung europäischer Staaten ins Chaos gestürzte Länder wie Afghanistan, Irak oder Libyen zeigt deutlich, wessen man sich dort schuldig gemacht hat. Unsere Ziele und Forderungen können nicht alle sofort umgesetzt werden. Aber wenn wir nicht daran arbeiten, werden noch weitere Tausend Menschen umkommen – oder versuchen, sich diesem Schicksal durch Flucht zu entziehen.

Die zu uns geflüchteten Menschen brauchen bei uns offene Herzen und massive Unterstützung! Wir brauchen eine Politik zur Rettung von Menschen – nicht zu ihrer Vernichtung!

Europa braucht endlich eine menschliche Asylgesetzgebung – und kein Hin- und Herschieben und Abschieben von geflüchteten Menschen!

Darüber hinaus müssen wir für eine gerechte Weltordnung kämpfen! Gegen eine Macht- und Wirtschaftspo0litik, die auch bei uns nur den Mächtigen dient!

Für eine Weltordnung, in der die reichen Länder nicht auf Kosten der armen leben!

Für eine Weltordnung, in der Menschen nicht ihr Leben riskieren müssen mit dem Ergebnis, ersaufen zu müssen oder – wenn sie ‚Glück‘ haben und anzukommen, in rigide Asylverfahren hineingezwungen zu werden – um am Ende wieder abgeschoben zu werden°!

Es gilt: Fluchtursachen bekämpfen – nicht Flüchtlinge!
Krieg beginnt hier! Stoppen wir ihn hier!

Und dies nicht zuletzt im Interesse der Menschen, die von Kriegen aus ihrer Heimat vertrieben werden.