Protest gegen das Militärkonzert in der Neustädter Kirche „Und wieder wollen sie nur spielen!“

Am Mittwoch, dem 26. November um 19:30 Uhr wird die Bundeswehr in der Neustädter Hof- und Stadtkirche erneut mit einem Adventskonzert für sich Werbung machen.

 Dieses Bundeswehrkonzert ist eins von bundesweit ca. 50 Militärkonzerten.

Warum werden all diese Konzerte Jahr für Jahr wiederholt? Die Bundeswehr steht unter Legitimationszwang. Die Bevölkerung ist kriegs- und militärunwillig. Deshalb wird geworben und rekrutiert, wo immer es geht: in Fußballstadien, in Schulen, auf Messen der unterschiedlichsten Art (z. B. Spielzeugmessen) und eben auch in Kirchen!
Diese Kriegspropaganda hat eine lange Tradition! Im 1. Weltkrieg, dessen Beginn in diesem Jahr 100 Jahre her ist, wurden u. a. Schule und Kirche in das Werben fürs Sterben einbezogen, ebenso wie im 2. Weltkrieg. Immer wieder wurden Menschen Opfer dieser Propaganda, immer wieder werden Soldat_innen verheizt und immer wieder werden sie zu Mördern gemacht. Die Öffentlichkeit wird von einer regierungskonformen Propaganda überflutet, um die Gesellschaft darauf einzuschwören. Glaubt den schön klingenden Lügen nicht. Überprüft die Interessen hinter den offiziell genannten Zielen. Wem dienen die Militäreinsätze und was soll mit ihnen erreicht werden? Es lässt sich dann schnell feststellen, dass es so gut wie immer um den Erhalt oder den Ausbau von Macht geht, um geostrategische Interessen, um Land, um Ressourcen und Absatzmärkte.

Dieses blutige Geschäft darf nicht im Namen Gottes gerechtfertigt werden. Eine Kirche, die nicht klar dagegen Position bezieht, sollte verlassen werden. Bischöfe, Geistliche, Kirchenvorstände und alle Menschen, die sich als Christ_innen verstehen, müssen jeder Unterstützung militärischer Interventionen eine klare Absage erteilen. Militär hat in Kirchen nichts zu suchen. Christliche Kirchen haben einen pazifistischen Auftrag – schlimm genug wenn unser Bundespräsident, ein ehemaliger Pastor, sich für Kriegseinsätze stark macht.

Aber das Militär in der Kirche spielt doch für einen guten Zweck. Zeigt das nicht die Hilfsbereitschaft von Kirche und Militär? Oder ist die Spende für den ‚guten Zweck‘ vielleicht doch ein Feigenblatt? Der Bundesrechnungshof bezifferte in seinem Bericht von 2005 die Ausgaben für Militärmusik auf 50 Millionen Euro. Warum setzt der Staat nicht die Militärmittel direkt für soziale Belange ein – z. B. für ‚kids by night‘? Oder Krankenhäuser? Eben insgesamt für soziale und gerechte Verhältnisse bei uns und überall auf der Welt?

Wir rufen auf: Kommt zu unserer Kundgebung am  26.11. von 18.00 – ca. 19.30 vor der Neustädter Kirche

Friedensbüro Hannover, e. V.; DFG-VK – Gruppe Hannover – weitere Gruppen

Bericht zum Militärkonzert in der Hof- und Stadtkirche am 28. 11. 2013

Ja, das war ein anstrengender Tag gestern. Und die Vorbereitungszeit hatte es auch in sich.

Noch in allerletzter Minute haben wir es durch das Gespräch eines befreundeten Rechtsanwalts mit der Polizeidirektion geschafft, einen Lautsprecherwagen benutzen zu dürfen.

Aber der Reihe nach:
Bereits um kurz nach 12 Uhr haben sich Einige von uns vor der Kirche getroffen und von dort aus einen ‚Holy Military Walk‘ gestartet: Als Nonnen mit Knarre und als Soldat mit Kreuz verkleidet (wollten) haben wir die Menschen auf die durch das Konzert (u. a.) offensichtliche Verbindung von Militär und Kirche hingewiesen und sind im Rahmen dieser Aktionskunst mit den Leuten in Interaktion geraten. Diese satirische Verbindung von Nonne und Waffe / Soldat mit Kreuz  war unheimlich wertvoll, auch als Gesprächsaufhänger. Es hatte ja sogar das Militär (die 1. Panzerdivision) für das Konzert eingeladen, d. h. es waren nur Uniformen und deren Vertraute in der Kirche überhaupt zugelassen. Von wegen: ‚Offene Kirche‘ und Hort des Friedens! Bei unserem Gang über den Weihnachtsmarkt und in die Innenstadt stießen wir manchmal auf Unverständnis,– wir konnten aber auch mit vielen Menschen gute Gespräche führen!
Zur Stadtkirche zurückgekehrt schloss sich dann noch ein weiterer Gang durch die Stadt an: Diesmal mit den Namen und Daten von getöteten Zivilist_innen des Kunduz-Anschlags durch die Bundeswehr. Wir wollten damit anschaulich machen, was Krieg bedeutet. Und Oberst Klein ist ja inzwischen sogar die Karriereleiter hoch gestolpert. Belohnung fürs Töten – war ja schließlich Krieg. Wie Recht sie haben!
Und am Abend dann das Konzert! Abgeriegelt nach allen Regeln der Kunst – aber unser Chor durfte dann doch nahe an den Einlass der Kirche. Gesungen wurden alte und neue Antikriegslieder – die wären in der Kirche ohne Militär gut platziert gewesen! Mit den Schildern von Kunduz, vielen Plakaten mit Friedens- bzw. antimilitaristischen Botschaften, Transparenten und im Dunkeln gut sichtbaren Leuchten waren wir gut sichtbar und mit dem Lautsprecher auch gut hörbar – auch wenn wir mit mehr Unterstützung gerechnet hatten.


Mit ca. acht Leuten sind wir noch präsent gewesen, bis die letzten Besucher_innen und Soldaten (und -innen) wieder nach Hause gingen, bzw. fuhren  – ein sehr wertvolles Signal. Einige der höheren Militärs schauten recht verärgert auf unsere Schilder und Transparente! Aber gerne doch! Selbst als die Polizist_innen schließlich fortgefahren waren,  haben wir allein weiter demonstriert. Die letzten von uns waren erst nach Mitternacht zu Hause!

Protest gegen Militärkonzert 28.11.2013

Die Neustädter Hof- und Stadtkirchengemeinde stellt auch in diesem Jahr wieder ihre Kirche dem Militär für das Adventskonzert der 1. Panzerdivision zur Verfügung. Am 28.11.2013 ab 19 Uhr wird dort ein Militärkonzert stattfinden. Doch schon Stunden vorher wird dem Militär das Hausrecht übertragen: Uniformierte Soldaten und bewaffnete Militärpolizei „besetzen“ das Kirchenschiff. Die Kirche wird für die Öffentlichkeit abgeriegelt.

Auch in diesem Jahr wird es Protest geben – veranstaltet von verschiedenen Friedens- und antimilitaristischen Gruppen. Ort der Proteste jeweils: an der Neustädter Hof- und Stadtkirche, Rote Reihe 8, 30169 Hannover.

Donnerstag, 28.11.2013

*12:00 Uhr:* Holy-Military-Walk, ein innovativer Demonstrationszug durch die Innenstadt…

*18:30 Uhr:* Proteste und Gegenkonzerte (u.a. „Dissonanzkonzert“) vor der Kirche

Das Militär eignet sich die Kirche an

Ich bin ‚in einer Klosterkirche aufgewachsen‘ – etwas übertrieben ausgedrückt. Diese schöne alte Barockkirche mit einer ebenso wunderschönen wohlklingenden Orgel, im tiefkatholischen Weser-bergland gelegen, wurde von uns Kindern zum Gottesdienst sonntags und zweimal die Woche vor dem Unterricht besucht. Hinzu kam immer noch die eine oder andere Andacht. Beerdigungen und Hochzeiten begleiteten wir mit unseren unausgebildeten Stimmchen und unserem Lehrer an der Orgel. Und häufig, während ich dort saß und die barocke Fülle auf mich wirken ließ, ging mir die Horrorgeschichte durch den Kopf, dass der dänische ‚tolle Christian‘ diese Kirche während des Dreißigjährigen Krieges eingenommen und zu einem Pferdestall entweiht habe. Schrecklich! Pferde in der Kirche! Militär in der Kirche! Vielleicht Saufgelage in der Kirche!
Daran musste ich denken, als – zum wievielten Male eigentlich? – das Militär sich die Neustädter Hof- und Stadtkirche ‚aneignete‘. Zwar musste die Polizei das Militär zunächst schützen (!) – mit weiten Absperrungen und entsprechenden Auflagen für uns Demonstrierende. Aber als wir schließlich weg waren – leider hatten wir dann doch nicht die durchdringende Kraft der Posaunen von Jericho – übernahmen zum Ende hin ausschließlich uniformierte (und ebenfalls ausschließlich männliche) Militärs das Hausrecht in der Kirche und fühlten sich dort richtig heimisch. (s. Bierbild – Foto von nach dem Konzert heraus transportierten Bierkisten).
Nun finde ich die ‚Entweihung‘ einer Kirche durch ein Militär, das weltweit im Kriegseinsatz ist und der neuen Militärstrategie folgt, ‚unser‘ Militär‘ müsse die Sicherheit und ‚Stabilität‘ der Welt, die Frauenrechte in Afghanistan mit immer weiteren neuen Toten und einer Gewalteskalation ohne Ende und unseren Wohlstand am Horn von Afrika ‚verteidigen‘, weitaus schlimmer als das eine oder andere Fläschchen Bier – aber ein ungutes Gefühl beschlich mich dennoch. ‚Die Kirche‘, in diesem Zusammenhang Gemeinde und Pastorin der Neustädter Kirche, sollten mit einem sakralen Raum etwas Besseres anzufangen wissen, als diese dem Militär zu übereignen.

Wie jedes Jahr waren auch wir da – haben ein ‚klassisches Konzert‘ mit einem ‚Dissonanzkonzert‘ verbunden und deutlich gemacht, dass wir nach wie vor nicht bereit sind, Militär in Kirchen zu akzeptieren. Und das bleibt auch so! (Foto von unserer Aktion)
Es geht dem Militär nicht um Benefizarbeit, um schöne Musik, weihevolles Ambiente – oder besser: es geht um all das: ‚Wohltaten‘, ‚erhebende‘ klassische gefühlsbetonte Musik‘ (es weihnachtet ja beträchtlich in der Stadt!), es geht um die Kirche als weihevollem Ort, es geht darum, das blutige Handwerk des Krieges für die Bevölkerung akzeptierbar und für die Soldatinnen und Soldaten lebbarer zu machen.
Und es geht darum, neue Leute fürs Militär zu bekommen! Bisher ist die Begeisterung, sich ins Militär zu begeben ja glücklicherweise nicht so groß.
Deshallb:
Kein Militär in Kirchen!
Kein Segen fürs Militär!
Brunhild Müller-Reiß

auch 2012: Laut gegen Militärkonzerte!

Auch wenn die Bundeswehr ihr alljährliches Militärkonzert in der Hannoverschen Stadt- und Hofkirche in der Calenberger Neustadt inzwischen geradezu konspirativ plant, wird es trotzdem Proteste gegen dieses Konzert geben. Wie bereits im letzten Jahr rufen wir auf, LAUT und VERNEHMLICH gegen die Militarisierung des Zivilen zu protestieren.

 

Am 29.11.2012, 18:00 – 19:30 Uhr

Hof- und Stadtkirche in der Calenberger Neustadt.

 

singender Protest und Krachschlagen!