Protest gegen Militärseelsorge in Bremen

Am 27. Juli 2014 fuhren Birgit Stelzmann und Thomas Bauer für die DFG-VK Hannover zur Eröffnung der Ausstellung „Mit Gott allzeit bereit“ in der Kulturkirche St. Stephani in Bremen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Rolle der Bremischen Evangelischen Kirche im Ersten Weltkrieg. Die Idee zur Fahrt nach Bremen entstand eine Woche zuvor anlässlich unseres Besuches bei der dortigen DFG-VK Gruppe in der Villa Ichon. T-Shirts mit der Aufschrift zur Abschaffung der Militärseelsorge  sorgten beim Verteilen von Infozetteln vor der Veranstaltung und daüber hinaus für ausreichend Aufmerksamkeit unter den Gästen. Einzelne inhaltliche Gespräche mit ihnen wurden so möglich, bis hin zum Friedensbeauftragten der EKD, Herrn Renke Brahms und Interviews durch anwesende Journalisten.

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Bremer Christen und Pazifisten der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG/VK) und des Bremer Friedensforums protestierten bei der Auf ihren T-Shirts stand ihre Forderung „Militärseelsorge abschaffen“, außerdem verteilten sie Handzettel. Die Kirchen seien mit ihrem christlichen Auftrag aufgerufen, Jesu Lehre der Gewaltlosigkeit zu verbreiten und ihr zu folgen, teilten die Friedensaktivisten mit. „Mit der Militärseelsorge unterstützen evangelische und katholische Kirche jedoch immer noch die Bundeswehr, also eine Organisation, die dem Führen von Kriegen dient und Menschen zum Verstoß gegen das 5. Gebot („Du sollst nicht töten“) ausbildet und einsetzt, hieß es in ihrer Erklärung. Durch die Militärseelsorge trügen die Kirchen außerdem die seit Jahren zunehmende Militarisierung der deutschen Außenpolitik mit, statt dagegen um des Friedens willen aufzubegehren. „Gott will keinen Krieg“ betonten die Kirchen vollkommen richtig. „Aber wer das sagt, muss auch deutlich Nein sagen zu Militär und Rüstung“, erläuterte die Gruppe. „Alle Friedensappelle der Kirchen sind Makulatur, solange sie die Bundeswehr durch die Militärseelsorge unterstützen, statt Soldaten wie allen anderen Menschen Seelsorge durch ortsansässige Gemeindepfarrer und –pastoren anzubieten.“ Die Kirchen sollten, um sich aus der unseligen Verbindung mit dem Militär zu lösen, Soldaten Seelsorge in gemeindeeigenen Räumen anbieten. Weiterhin forderte die Gruppe, die 30 Millionen Euro, die jährlich für die Militärseelsorge ausgegeben werden, für die zivile Konfliktbearbeitung zur Verfügung zu stellen.

 

http://militaerseelsorge-abschaffen.de

http://www.militaerseelsorge-abschaffen.de/erklarung/

http://www.kulturkirche-bremen.de/programm_detail.php?ident=78268

 

 

zweite Drohnenaktion vor den Raschplatzkinos am 23.7.2014

Am Mittwoch, dem 23. Juli 2014 trafen wir uns mit einer kleinen Gruppe zum 2. Mal auf der unteren Fläche vor den Raschplatzkinos und legten unseren ‚Drohnenschatten‘ aus. Der Schattenriss von 40x15m entspricht in der Größe den Ausmaßen des Euro-Hawk bzw. Global-Hawk, wie ihn die NATO mit über einer Milliarde Euro deutschen Steuergeldes gerade einkauft. Von der Ebene der Kinos lässt sich so die Größe der Drohne gut erkennen. Wir verteilten Infos und versuchten, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen – was unterschiedlich gut gelang.
Mit dieser Aktion wollten wir zum darauf aufmerksam machen, dass die Bundesregierung nach wie vor die Beschaffung unbemannter, bewaffneter Flugzeuge (Killerdrohnen) für die Bundeswehr plant, auch wenn immer mal wieder dieses Ziel mit Nebelkerzen verschleiert wird. Laut ARD-Trendbefragung sind aber zwei Drittel der bundesdeutschen Bevölkerung dagegen. Der Regierung ist das egal. Verteidigungsministerin von der Leyen fordert den sofortigen Einstieg in die Entwicklung einer europäischen bewaffnungsfähigen Drohne. Solange diese noch nicht einsatzfähig ist, sollen andere tötungsfähige Drohnen geleast werden. Ausbildung und Wartung sollen deutsche Rüstungsbetriebe übernehmen.
Und machen wir uns nichts vor, die Drohnen sind nicht vergleichbar den Drohnen, die es in jedem Technologiezentrum gibt: Die Drohnentechnologie sorgt für eine qualitativ neue Kriegsführung ohne Kriegserklärung. Fernbedient tötet sie Menschen ohne Anklage, Verfahren und Urteil. Sie setzt die Schwelle für einen Angriff auf fremde Länder, für eine Einmischung in fernen Ländern deutlich herab. Ihr Einsatz verstößt gegen das Völkerrecht.

Bei den US-amerikanischen Drohneneinsätzen sind ungezählte Zivilisten ums Leben gekommen, darunter Hochzeitsgesellschaften mit Kindern, Frauen, Alten. Darüber gibt es keine Untersuchung, geschweige denn eine Wiedergutmachung dafür.

Und auch das noch: Viele von den US-Amerikanern getätigte Drohneneinsätze werden von denjenigen US-Geheimdiensten befehligt, die mit deutschen Geheimdiensten eine enge Zusammenarbeit pflegen …

Mit der Aufrüstung der Bundeswehr mit Mörder- und Überwachungsdrohnen schlägt Frau von der Leyen ein neues Kapitel des Wettrüstens auf, das die Entwicklung und Anwendung von halb- oder vollautonomen Drohnen und Kampfrobotern befördert – das alles ist kein Science-Fiction-Szenario mehr sondern die die nahe Aussicht auf eine künftige Welt, die wir uns nicht wünschen!
Unsere Botschaft war und ist:
NEIN zu Drohnen im Einsatz für den Krieg, Überwachung und Unterdrückung!

NEIN zu Forschung, Produktion und Anschaffung solcher Drohnentechnologie!

Für ein weltweites Verbot und völkerrechtliche Ächtung von Killerdrohnen. Foto Aktion

Übrigens: Wir vom Friedensbüro Hannover arbeiten in der deutschlandweiten und breit aufgestellten Drohnenkampagne: Mehr Informationen gibt es auf den Internetseiten www.drohnen-kampagne.de Gerneinformieren und unseren ‚Drohnenapell‘ unterschreiben.
Im Rahmen dieser Drohnenkampagne findet der erste Globale Aktionstag gegen die Nutzung von Drohnen zur Überwachung und zum Töten am 4. Oktober 2014 statt.

Über unseren Beitrag in Hannover werden wir rechtzeitig informieren!

Für ein Leben in Freiheit und Würde für alle! 2 Monate Refugee-Camp Hannover

Unter diesem Motto rufen für Sonnabend, 26. Juli, 15.00 Uhr die Flüchtlinge vom Camp Weißekreuzplatz in Hannover und die Unterstützer_innen zu einer Demonstration auf. Anlass ist u.a. die Tatsache, dass das Camp bereits seit zwei Monaten besteht. Die sudanesischen Asylsuchenden wollen damit erneut ihre Situation in das öffentliche Bewusstsein bringen und eine Lösung anmahnen. Viele von ihnen sind auf Grund der Dublin III-Verordnung von Abschiebungen in Länder mit katastrophalen Aufnahmebedingungen wie Italien und Bulgarien bedroht. Andere warten schon lange auf eine Entscheidung ihres Asylantrages durch das Bundesamt. Dabei ist die Anerkennungsquote für die Asylantragsteller_innen aus dem Bürgerkriegsland Sudan mit einer Gesamtschutzquote von 7,4% in 2013 sehr gering.

Beginn: Sa., 26.07., 15.00 Uhr

Ort: Weißekreuzplatz (hinter dem Hauptbahnhof, gegenüber Pavillon), Hannover

Info-Veranstaltung: Menschenrechte vor unserer Haustür: Warum sind sudanesische Flüchtlinge auf dem Weißekreuzplatz?
Am Do., 31. Juli, ab 18.00 Uhr wird es eine Info-Veranstaltung der sudanesischen Flüchtlinge in Kooperation mit amnesty international, dem Bezirksbürgermeister Hannover-Mitte, Herrn Sandow und unter Beteiligung des Flüchtlingsrates Niedersachsen geben.

Programm:

  • Persönliche Fluchterfahrungen aus dem Camp
  • Menschenrechtslage im Sudan (amnesty international)
  • Asylpolitik in Niedersachsen und Deutschland (Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.)
  • Gespräche mit Vertreter_innen der Politik (u.a. Michael Sandow, Bezirksbürgermeister Hannover-Mitte & Doris Schröder-Köpf, Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe)
  • Gemeinsames Abendessen im Camp

Beginn: Do., 31.07., 18.00 Uhr

Ort: Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4, Hannover

Siehe auch hier

Friedensnewsletter Hannover August 2014

 

Ich denke, es gibt keine gute Armee. Soldaten wurden immer dazu missbraucht, alles zu zerstören: das fremde Land, das eigene Land und sich selber. Und nie konnte einer hinterher sagen, was der, den er tötete, ihm eigentlich getan hatte. Daher bin ich auch heute noch davon überzeugt: Man kann nichts Besseres tun, als auch in Zukunft den Krieg – und zwar jeden Krieg – zu verraten“
Ludwig Baumann – Niemals gegen das Gewissen

 

Liebe Friedensfreund_innen,

Besser als Ludwig Baumann in oben genannten Zitat lässt sich der Wahnsinn des Militärischen kaum beschreiben. Wir werden die Biographie des letzten leben Wehrmachtsdeserteurs in der nächsten Ausgabe besprechen.
Ansonsten: Fast könnte gesagt werden „ The same procedure as every year…“  – aber nur fast. Fakt ist, wie in jedem Jahr veranstalten Stadt und Bundeswehr das Sommerbiwak um sich – das heißt das Militär zu feiern. Einige Unterschiede gibt es dann doch. Zum einen wird es vermutlich die letzte Veranstaltung ihrer Art sein, dass der Kommandostab nach Oldenburg verlegt wird. Für hannöversche Antimilitarist_innen vielleicht ganz schön – die Aktiven in Oldenburg haben da jetzt ein Problem mehr. Auch scheint das Publikumsinteresse zu erliegen, anders ist es kaum zu erklären, das zum ersten Mal überhaupt offensiv um Teilnahme geworben wurde, ja sogar die Anmeldefrist verlängert wurde. Vielleicht ist ja Krieg feiern doch nicht so geil. Auch in den Protesten gegen diese Militärfeierei gibt es Unterschiede. Wir lassen uns nicht mehr weitab hinter Hamburger Gitter verstecken, sondern werden mit einer Kundgebung in der Innenstadt unser Anliegen deutlich machen. Wer mag kann danach gerne Richtung Stadtpark Spazieren gehen…

Im Vorfeld der Veranstaltung möchten wir als Kontrapunkt auf die Gefährlichkeit von Drohnen hinweisen. Mehr dazu siehe unten.
Das Schicksal der sudanesischen Flüchtlinge und eine Flüchtlingstour begleiten uns durch den Sommer. Aus antimilitaristischer Perspektive anempfehlen kann ich auch das neue Buch von Michael Schulze von Glaßer, in dem er sich mit Killer-Videospielen auseinandersetzt.

Die Themen im Einzelnen

  • Sommerbiwak 2014
  • Flüchtlingscamp Hannover
  • Flüchtlingsfloß-Tour 2014
  • Ausstellung krieg und Propaganda 14/18 in Hamburg
  • Rojava – Ein demokratisches Experiment wird von ISIS bedroht – Basisdemokratie inmitten des Syrienkrieges
  • HIROSHIMA-TAG –   Gedenken an den Abwurf der Atombombe
  • Spielen fürs Militär

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Ralf Buchterkirchen
für das Friedensbüro und die DFG-VK Hannover

PS: Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier

Termine:

23.7. 17:00 Platz vor den Raschplatzkinos; Drohnenaktion,

25.7. 16:30 Kröpcke; Kundgebung gegen das Sommerbiwak

30.7. 19 Uhr Kargah; Ortsgruppentreffen der DFG-VK

5.8. Hiroshimahain; Veranstaltungen am Vorabend des Jahrestages des Atombombenabwurf auf Hiroshima

20.8. 19 Uhr Garten des Friedensbüros, Aktiventreffen

21.8. Flüchtlingsboottour » Weiterlesen

Sommerbiwak 2014 – Freitag, 25. Juli 2014

Vermutlich zum letzen Mal dürfen wir ‚unsere Militärs‘ und ‚unsere Repräsentan_tinnen‘ aus Gesellschaft und Wirtschaft vor dem Stadtgarten ‚besuchen‘. Eine Kundgebung haben wir nicht angemeldet – wir sind es leid, weitab vom Geschehen hinter Hamburger Gittern zu stehen, ohne wirklich den Feiernden zu verdeutlichen, was wir von ihnen halten: ‚Krieg fängt hier an! Wir treffen wir uns am 25. 7. ab 17.00 Uhr am Stadtpark! ‚Spazierengehen macht Spaß‘ !

Zwei Tage vorher wird eine Drohnenaktion (Mittwoch, 23. Juli 17.00) im Bereich zwischen den Raschplatzkinos stattfinden: Auslegen des Schattenrisses der Drohne Euro Hawk in Originalgröße und verschiedene Aktionen mit Materialien zum Drohnenthema. Mit dieser Aktion soll auf die steigende Anzahl von Drohnentoten hingewiesen werden (nach Aussage eines US-Senators 4700 Drohnentote bereits im Febr. 2013 !), und darauf, dass die Bundeswehr Kampfdrohnen einführen möchte – aber vor allem auch zum Widerstand aufgerufen werden: Am 4. Okt. 2014 findet ein ‘Global Action Day’ gegen Kampf und Überwachungsdrohnen. (vgl. drohnen-kampagne.de)

– Am Freitag, dem Tag des Biwaks findet um 16.30 eine Kundgebung in der Innenstadt stadt (Kröpcke oder alternativ – Hauptbahnhof/Kaufhof)
Von der Kundgebung geht es GEMEINSAM zur HCC- Feier im Stadtpark: mit Fahrrad oder Bahn! Wir sind da – kreativ und unermüdlich!

Veranstaltungen zum Thema 100 Jahre 1. Weltkrieg 1914 und Bertha von Suttner

die DFG-VK Hannover und das Friedensbüro Hannover (frieden-hannover.de) haben mehrere Veranstaltungen zum Thema 100 Jahre 1. Weltkrieg 1914 und Bertha von Suttner geplant, die im Rahmen der Friedensdekade im November 2014 durchgeführt werden sollen.

bisher haben für diese Veranstaltungen als Kooperationspartner zugesagt:

Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen, Forum für Politik und Kultur e.V. Hannover, Bildungswerk Verdi, Niedersachsen

Lesung zu Bertha von Suttner, Sonntag, 16. November 2014, 17:00 Uhr Veranstaltungsort: Gedenkstätte Hannover-Ahlem

100 Jahre Erster Weltkrieg 1914 – 2014: Mit szenischen Lesungen und Musik möchten wir an die österreichische Friedensaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner erinnern. 1892 gründete sie gemeinsam mit Alfred H. Fried die Deutsche Friedensgesellschaft Mitwirkende: Otto Stender, Mitbegründer und Präsident des Bundesverbandes „Mentor, Corinna Luedtke (www.corinnaluedtke.de/)

wird ausgewählte Texte aus dem Roman „Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner und aus ihren Lebenserinnerungen lesen. Begleitet wird die Veranstaltung von zwei MusikerInnen (Elena Chekanova & Robert Kusiolek angefragt)

zum 100. Todestag am 21. Juni 2014 von Bertha von Suttner und zum 125. Erscheinungsjahr Ihrer bekanntesten Veröffentlichung „Die Waffen nieder!“ Brigitte Hamann, BvS – Kämpferin für den Frieden,

http://www.cbv.at/Buch.aspx?buch_id=122316# 2013 im Wiener Brandstätter-Verlag erschienen

 

„Der bewaffnete Friede ist bank(e)rott.“ Montag, 17. November 2014, 12:00 Uhr Vortrag von Dr. Guido Grünewald Veranstaltungsort: Bertha-von-Suttner-Schule, 30173 Hannover, Altenbekener Damm 20

Bertha von Suttner, ihre MitstreiterInnen und der große Krieg Die PazistInnen haben vor 1914 nicht nur vor einem verheerenden Krieg gewarnt, sie haben auch realistische Alternativen zu einer Politik militärischer Gewaltandrohung formuliert. Guido Grünewald skizziert in seinem Vortrag die Ideen und Vorschläge der Friedensbewegung und gibt einen Ausblick auf die Folgen, die der Erste Weltkrieg für die pazifistische Bewegung hatte.

Bertha-von-Suttner-Schule, DFG-VK Hannover, Friedensbüro Hannover

 

Vortrag im Begleitprogramm der Ausstellung

„Heimatfront Hannover“, Kriegsalltag 1914-1918“

Historisches Museum Hannover, 16.7.2014-11.1.2015

http://www.hannover.de/Kultur-Freizeit/Museen-Ausstellungen/Top-Museen/Historisches-Museum- Hannover/Sonderausstellungen/Heimatfront-Hannover

Gegen Militarismus und Krieg – Die deutsche Friedensbewegung vor dem Ersten Weltkrieg 18. November 2014, 18:00 Uhr Veranstaltungsort: Historisches Museum Hannover, 30159 Hannover, Pferdestraße 6

Erst spät im Deutschen Kaiserreich konnte sich eine dauerhafte Friedensorganisation etablieren. Guido Grünewald beleuchtet in seinem Vortrag, welche Ideen und Aktivitäten die Pazifistinnen und Pazifisten entwickelten und mit welchen Mitteln sie versuchten, den drohenden großen Krieg zu verhindern.

Dr. Guido Grünewald ist Historiker mit zahlreichen Publikationen zur Geschichte von Friedensbewegungen und der Kriegsdienstverweigerung. Seit mehreren Jahrzehnten ist er in der deutschen und internationalen Friedensbewegung aktiv.

Veranstalter: Historisches Museum Hannover, Friedensbüro Hannover, DFG-VK Hannover (frieden-hannover.de)

Friedensnewsletter Juli 2014

Jede Bundeswehr muß grundsätzlich bereit sein, sich um einer besseren politischen Lösung willen in Frage stellen zu lassen.
Bundespräsident Gustav Heinemann, 1969

Liebe Friedensfreund_innen,

ganz entgegen normaler Gepflogenheiten – scheint das alljährliche Sommerloch zumindest aus friedenspolitischer Sicht in diesem Jahr auszufallen. Drohnen über Bagdad, eine nicht abzuschätzende Krise in der Ukraine, ein fast schon vergessener Bürgerkrieg in Syrien. Die Liste ließe sich leider erheblich fortsetzen. Und dann sind ja auch noch die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des 1.Weltkrieges. Ergriffen nehmen die Regierungen und Staatsoberhäupter an offiziellen Veranstaltungen teil, planen parallel schon den nächsten Krieg. Bundespräsident und Ex-Pfarrer Gauck weist die kriegerische Richtung. Dem etwas entgegen zu setzen gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Termine im Juli, auf die wir im Folgenden hinweisen wollen. Eng mit kriegerischen Auseinandersetzungen verbunden ist das Flüchtlingscamp auf dem Weiße-Kreuz Platz. Brunhild hat sich mit den Flüchtlingen unterhalten. Ebenfalls in Hannover: Das Deserteursdenkmal ist weg. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen des Trammplatzes wurde es entfernt – was mit ihm passiert ist offen. Die Stadt plant eine Alternative auf dem ehemaligen Militärfriedhof Linden- Limmer, dem Stadtteilfriedhof Fössefeld. Noch ist nichts beschlossen. Wir werden euch dazu – sobald es entsprechende Informationen gibt, auf dem Laufenden halten. Aber unabhängig davon kann es nicht schaden, die Stadt nach dem Verbleib des Denkmals für den unbekannten Deserteur zu befragen.

Abschließend noch ein Überregionaler Blick. In der Altmark hat die Bundeswehr ein modernes gefechtsübungszentrum aufgebaut und übt dort Krieg. Mit der Kampagne „War starts here“ veranstalten seit einigen Jahren Friedensbewegte ein Protestcamp im August. Ein Besuch dort ist sicher allemal sinnvoll.

Die Themen im Einzelnen

–          Schule ohne Militär – Veranstaltung: Als Soldat den Dienst verweigern

–          friedenspolitischer AK zu TTIP

–          Ausstellung Schlachtfelder im Sprengel-Museum

–          Sommerbiwak 2014

–          Flüchtlingscamp auf dem Weiße-Kreuz Platz

–          „Der Wille zum Krieg“ – Veranstaltung mit Wolfram Wette

–          Hinweis Ausstellung Schlachtfelder im Sprengel Museum

–          US-Deserteur André Shepherd braucht Schutz und Asyl

–          „War starts here“ – GÜZ Altmark

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier.

 

Termine

1.7. 19.00 Uhr Pavillon; Friedenspolitischer Arbeitskreis, Thema TTIP

2.7.18.00 Uhr Pavillon; „Als Soldat der Bundeswehr den Kriegsdienst verweigern“

16.7. 19.00 Uhr Haus der Jugend; Aktiventreffen

22.7. 18.00 Uhr, Verdi-Höfe, Rotation, Goseriede 10; Der Wille zum Krieg

30.7. 19.00 Uhr Kargah; Treffen der DFG-VK Gruppe Hannover » Weiterlesen

Orli Wald

Am 1. Juli 1914 wurde Orli Wald in Frankreich geboren – 1962 starb sie in Ilten bei Hannover.
Am 1. Juli findet eine Gedenkveranstaltung statt.
Sie war Widerstandskämpferin und als NS-Verfolgte von 1936 bis 1945 Zuchthaus- und Konzentrationslager-Gefangene. Sie war Lagerälteste im Häftlingskrankenbau des KZ Auschwitz-Birkenau und wurde aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft als „Engel von Auschwitz“ bezeichnet. Infolge des Ersten Weltkriegs wurde die Familie interniert und nach Trier ausgewiesen. Dort wurde sie in den 1920er Jahren Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD). Nach Beginn der NS-Zeit engagierte sie sich im politischen Widerstand. Im Juni 1936 erfolgte die Verhaftung ihrer Widerstandsgruppe und eine Anklage wegen Hochverrats. Im Dezember
1936, mit 22 Jahren, wurde sie zu vier Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Trotz voller Verbüßung ihrer Haftstrafe im Frauenzuchthaus Ziegenhain bei Kassel kam sie anschließend ins KZ Ravensbrück. Sie wurde im berüchtigten Häftlingskrankenhaus beschäftigt. Dort erlebte sie unfassbare Gräuel: KZ-Ärzte, die Säuglinge mit Phenolspritzen töteten und Menschenversuche vornahmen und Kranke, statt zu versorgen, für die Vergasung selektierten. Auch im Lager gehört sie der deutschen Widerstandsgruppe an.

Unter Lebensgefahr half und rettete sie jüdische und andere Häftlinge. Sie überlebte im Januar 1945 den Todesmarsch von Auschwitz ins KZ Ravensbrück und das Außenlager Malchow. Von hier gelang ihr im April 1945 die Flucht. Im November 1947 heiratet sie Eduard Wald, Schwager von Otto Brenner, Widerstandskämpfer und NS-Verfolgter wie sie, und zog im gleichen Jahr nach Hannover. Sie litt unter den traumatischen Erlebnissen der KZ-Haft bis zu ihrem Tod. 2007 hat die Stadt Hannover in der Südstadt eine Straße entlang des Stadtfriedhof Engesohde in „Orli-Wald-Allee“ umbenannt. Auf dem Engesohder Friedhof befindet sich ihr Grab.

US-Deserteur André Shepherd braucht Schutz und Asyl

Quelle Connection e.V.

Ende 2008 beantragte US-Deserteur André Shepherd in Deutschland Asyl. Nun, am 25. Juni 2014, wird sein Fall vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg verhandelt.
Der 37-jährige André Shepherd wollte sich nach einem ersten Einsatz in Irakkrieg nicht weiter an Kriegsverbrechen beteiligen und desertierte.
Mit seinem Asylantrag beruft er sich auf die Qualifikationsrichtlinie der Europäischen Union, mit der diejenigen geschützt werden sollen, die sich einem völkerrechtswidrigen Krieg oder völkerrechtswidrigen Handlungen entziehen und mit Verfolgung rechnen müssen.
Rechtsanwalt Dr. Reinhard Marx, der André Shepherd im Asylverfahren vertritt, betont, dass hier zum ersten Mal ein Verfahren eines US-Deserteurs vor dem höchsten europäischen Gericht verhandelt wird: „Damit wird deutlich, welch grundsätzliche Bedeutung dem Fall zukommt.“
Grundsatzfragen vor Gericht klären zu lassen, braucht nicht nur einen langen Atem, sondern auch Solidarität und finanzielle Mittel: für Öffentlichkeitsarbeit, für das Verfahren, für Rechtsanwaltskosten. Dafür möchten wir sie um finanzielle und moralische Unterstützung für André Shepherd bitten.

Schicken Sie André Shepherd eine Solidaritäts-eMail !

Spenden Sie für seine Rechtsanwaltskosten und für die Kampagne, damit André Shepherd in Deutschland Asyl erhält!

Jetzt, wo die verheerenden Folgen des US-Angriffs auf den Irak überdeutlich werden – und sich möglicherweise ein erneuter Militärangriff auf den Irak abzeichnet, hat die Solidarität mit Shepherd eine doppelte Bedeutung: Unterstützung eines Kriegsdienstverweigerers und Verdeutlichung der Tatsache, dass Krieg keine Probleme löst und ein erneuter militärischer Angriff auf den Irak die Gewaltspirale beschleunigt.

Ein Formular für eine Solidaritäts-E-Mail findet sich im Internet auf der Seite von Connection e.V.

Im Jahr 2010 bekam André Shepherd den taz Panter Preis

„Große Gala für den taz Panter Preis 2010 im Deutschen Theater in Berlin. Ausgezeichnet wurden Petra Peterich, die sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert und US-Deserteur André Shepherd, der in Deutschland Asyl sucht. „Der LeserInnen-Preis 2010 ehrt mit André Shepherd einen Irak-Kriegs-Veteranen“, so die taz heute, „der mit seinem Schicksal zur Symbolfigur wurde“. Laudator und taz-Redakteur Bernd Pickert würdigte den Preisträger: „Er hat gemacht, was Soldaten bei Strafe verboten ist: Er hat entschieden. Allein. Er hat sein Leben in die eigene Hand genommen und gesagt: Ich mache nicht mehr mit.“ „Damit“, so die taz, „stellt er dessen Mut heraus, gegen den Strom zu schwimmen und große persönliche Härten für seine Überzeugungen in Kauf zu nehmen.“

„Die Bundeswehr im Klassenraum“

Unter dem Stichwort ‚Bildungsrepublik‘ findet sich in der HAZ vom 24. Juni 2014 auf S. 2 ein Artikel, der die Werbung der Bundeswehr in Schulen zum Thema hat. Der Artikel ist insgesamt leicht ironisch gehalten; offenbar ist die Autorin auch nicht so ganz von der Militärwerbung und deren immensen Kosten überzeugt. „30 Millionen Euro investierte die Bundeswehr 2013 in die Nachwuchswerbung.“ Und sie zitiert die Verteidigungsministerin, die die Streitkräfte „zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland“ ausbauen will: Teilzeitangebote, Kinderbetreuung und der „Wettbewerb um die besten Köpfe“ gehören dazu.

Gut, das alles ist nicht neu, das haben wir an anderer Stelle auch schon gelesen. Und dass beim ‚Wettbewerb um die besten Köpfe‘ immer mehr ‚Frauenköpfe‘ gezeigt werden, machen Werbeplakate  zunehmend deutlich. Frauen haben/sind eben die ‚besseren Köpfe! Wussten wir ja schon immer!

Und dass in Baden-Würtemberg  ein Grünen-Parteitag ‚Schulfrei für die Bundeswehr‘ gefordert hatte, wussten wir auch und fanden das sehr unterstützenswert. Dass aber Herr Kretschmann, der grüne Ministerpräsident das so nicht umsetzen möchte,  sondern es ausreichend findet, wenn „auch Vertreter von pazifistischen Organisationen ihre Auffassungen darlegen können, sofern die Lehrerschaft das will.“, wundert uns nicht wirklich. Wir finden diese Geste geradezu rührend! Doch selbst dieser „Kompromiss“ irritiert einen CDU-Vertreter: „Die Bundeswehr ist keine Kriegsorganisation, der man eine Friedensorganisation  gegenüberstellen muss.“ Das heißt also im Klartext: Bundeswehr rein in die Schulen – wenn’s sein muss auch schon in die Grundschulen – aber Friedensorganisationen bleiben vor der Türe. Versteht sich: die sind ja auch immer so dogmatisch.

Und wenn Deutschland entsprechend der Ansicht unseres Bundespräsidenten ja auch endlich Verantwortung in der Welt übernehmen soll, dann passt die ‚Friedenstruppe‘, die im Ernstfall auch gut mit der Waffe umgehen kann, auch besser in die Schulen!

Ganz ohne Ironie: Ich glaube, wir haben noch viel Arbeit vor uns!
Brunhild Müller-Reiß

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