Friedensnewsletter Hannover Oktober 2014

„Sie seien für immer Ausgestoßene der Menschheit, ihr Andenken sei geächtet und bespien, solange Menschen die Geschichte ihrer Gattung verfolgen werden; sie, die Mörder von zwanzig Millionen, die Vernichter der schönen Welt; sie, die … uns zu Krüppeln an Körper und Geist machten[…]. Euch allen, die ihr zum Krieg getrieben, die ihr ihn entschieden und bewirkt habt[…] euch allen gilt mein Fluch, der euch verfolgen möge durch euer Leben und die Geschichte“.
Alfred Hermann Fried, Kriegstagebuch

Liebe Friedensfreund_innen,

mit den oben zitierten Worten schließt Alfred Hermann, Fried – Friedensnobelpreisträger und Mitbegründer der Deutschen Friedensgesellschaft sein Kriegstagebuch zum Ersten Weltkrieg. Gelernt wurde offensichtlich nichts daraus. Das Militärische ist und bleibt eine bevorzugte Option in der Auseinandersetzung. Die Friedensbewegung trifft sich am 11. Oktober zu einer bundesweiten Aktionskonferenz, am 4.10. wird auch in Hannover der bundesweite Aktionstag ‚Drachen statt Drohnen‘ mit eigenen Aktionen begleitet.
Wie die Bundeswehr Sport nutzt, insbesondere am Beispiel Hannover 96, wird in einem Beitrag für diesen Newsletter beschrieben. Abschließend gibt es auch noch etwas Bewegung zu vermelden: Nach zweijähriger Debatte hat sich der Kulturausschuss zum Deserteursdenkmal verhalten. Hintergründe und aktueller Stand finden sich ebenfalls hier im Newsletter.

Die Themen im Einzelnen:

  • Termine
  • Bericht: Rojava – Ein demokratisches Experiment – wird von ISIS bedroht
  • ‚Drachen statt Drohnen‘ – Internationaler Aktionstag gegen Kampf- und Überwachungsdrohne
  • Jo Mihaly – Tagebuchaufzeichnungen eines Mädchens Szenische Lesung aus einem Kriegstagebuch 1914-1918
  • Einladung zur Aktionskonferenz für den Frieden in Hannover, 11.10.2014, von 11 – 17 Uhr
  • Friedenspolitische DGB-Veranstaltungen Herbst 2014
  • Hannover bekommt gegen die Stimmen der CDU ein neues Deserteursdenkmal
  • Werben fürs Sterben – Sport und Stadien als Werbeträger für die Bundeswehr

 

Viel Spaß beim Lesen. Eine besser layoutete Version friedensnewsletter 2014_10

Termine

  • 10. 12.00 Bahnhof/Kaufhof ‚Drachen statt Drohnen‘ – Internationaler Aktionstag gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen
  • 10. 19.00 im FZH Linden. Regelmäßiges Montagstreffen zu Rojava;
  • 10 20.00 ver.di-Höfe – Rotation (Goseriede 10) Jo Mihaly – Tagebuchaufzeichnungen eines Mädchens Szenische Lesung aus einem Kriegstagebuch 1914-1918
  • 10. 11-18.00 Kröpcke ‚Stop TTIP CETA TISA‘ – Europäischer Aktionstag gegen TTIP/CETA/TiSA
  • 10. 11 – 17.00 DGB-Haus bundesweite Aktionskonferenz für den Frieden
  • Neues aus der Provinzhauptstadt, Lesereihe zu aktuellen Bucherscheinungen von Autor_innen aus der Region, im ‚annabee-Buchladen, Stephanusstr. 12-14, Hannover Linden
    (u. a. Voss; Müller-Reiß) kontakt@rls-nds.de
  • 10.19.00 Kargah, Gesamtmitgliederversammlung der DFG-VK Hannover
  • 10. 19.00 ‚Masa‘, Georgstr. 50 b ‚Im Widerstand gegen die NS-Diktatur‘ – ‚Antifaschistische Frauen in Hannover‘ – mit B. Müller-Reiß

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Drachen statt Drohnen‘ – Internationaler Aktionstag gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen

Obwohl der tödliche Einsatz von Kriegs- und Überwachungsdrohnen i. W. durch die USA – teilweise von Deutschland ausgehend (Ramstein) – ohne völkerrechtliche oder sonstige Legitimierung seit langem bekannt ist und heftiger Kritik unterliegt, will auch die Bundesregierung über unsere Köpfe hinweg Drohnen anschaffen. Bis jetzt hat die Bundesregierung bereits weit mehr als 2 Milliarden Euro für Drohnen ausgegeben oder fest eingeplant. Die zentral in Italien stationierten NATO-Drohnen sollen so ausdrücklich auch für Einsätze „im Inneren“ genutzt werden. Wir befürchten den zukünftigen Einsatz von Kampf- und Überwachungsdrohnen gegen die eigene Bevölkerung und verurteilen sie gegen Menschen in anderen Regionen der Welt!

Deshalb rufen wir weltweit zu einem Aktionstag gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen auf:

Als globale Gemeinschaft, die an Recht und Gerechtigkeit glaubt, stellen wir uns gegen bewaffnungsfähige und Überwachungsdrohnen.
Ihr Einsatz verletzt das demokratische Recht zur freien Meinungsäußerung, das Versammlungsrecht und das Recht, nicht verdachts-unabhängig durchsucht werden zu dürfen;
wird für extralegale „gezielte“ Tötungen genutzt, der auf bloßen Verdacht basiert, für Mord, auch von Kindern, in und außerhalb von Kriegsgebieten;
terrorisiert ganze Gesellschaften in den Zielregionen, sät Hass und kurbelt damit weiter die Gewaltspirale an;
senkt die Schwelle zum Krieg und initiiert einen neuen Rüstungswettlauf;
führt zur Entwicklung autonomer Kriegsmaschinen, die noch schrecklichere Kriege wahrscheinlicher werden lässt.

Wir fordern, dass alle Regierungen die Produktion und die Anschaffung bewaffneter und bewaffnungsfähiger Drohnen, ebenso wie ihre Forschung und Entwicklung einstellt und an der weltweiten Ächtung dieser Waffen arbeiten.
Wir verlangen weiterhin, dass unsere Regierungen Drohnen zur Überwachung verbieten. Auch Satelliten, Bodenstationen, Militärbasen, welche die Überwachung mit Drohnen ermöglichen und die Tötungen mit Drohnen auslösen, müssen verboten werden.

www.drohnen-kampagne.de
http://globaldayofaction.nationbuilder.com

Auch Hannover ist bei den Aktionen dabei: Aus Afghanistan – dem Land der Flugdrachen – das unter ständiger Bedrohung durch Drohnen lebt – aus diesem Land kommt die Idee: Drachen statt Drohnen

Überall auf der Welt protestieren die Menschen heute gegen die wachsende Bedrohung durch Drohnen auf der ganzen Welt, ob in Gaza oder Mali, in Jemen, Pakistan, in dem Irak oder an der Grenze Mexikos. Auch Deutschland, auch Hannover ist dabei!

Aktion am: Samstag, 4. Oktober, 12:00 Uhr , Bahnhof/Kaufhof

Das Friedensbüro ruft alle Gruppen, Initiativen, Organisationen und alle friedliebenden und der Überwachung überdrüssigen Menschen dazu auf, mit uns gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen zu protestieren!

Seid auch Ihr mit dabei! Wir freuen uns über eure Teilnahme!

Demonstration zur Unterstützung des Flüchtlingscamps in Hannover

UNSER RECHT.
GENAU HIER.
GENAU JETZT.

Einladung zur Demonstration
am Samstag 20.9.2014 um 14 Uhr,
Startpunkt: Weißekreuzplatz

Die Geflüchteten des Weißekreuzplatz brauchen Ihre Unterstützung!

Wir demonstrieren nach fast vier Monaten des Protests draußen auf der Straße und auf dem Weißekreuzplatz in Hannover, um nein zu sagen zur Ignoranz unserer grundlegenden Menschenrechte. Wir haben es klar gesagt, dass wir als Flüchtlinge vom Sudan das Recht auf Schutz und die Anerkennung als Flüchtlinge haben.
Wir demonstrieren am 20. September, um erneut und immer wieder zu erklären: Unser Recht. Genau hier und genau jetzt! Wir fordern von allen, die an Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit glauben, unsere  Forderungen zu unterstützen. Diese ist es eine Aufenthaltsgenehmigung hier in Niedersachsen gemäß Paragraph 23 des deutschen Aufenthaltsgesetzes zu bekommen.“Der Paragraph 23 Absatz 1 Aufenthaltsgesetz gibt dem Land Niedersachsen die Möglichkeit, einer Gruppe von Geflüchteten aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen sowie aus politischen Interessen ein Bleiberecht auf Zeit zu gewähren“.
Jetzt ist die Zeit, die freundlichen, offenen und respektvollen Gespräche der Politiker/-innen, Parlamentsmitglieder und anderer  Repräsentant/-innen in konkrete, solide und praktische Entscheidungen und Taten umzusetzen.
Unser Recht. Genau hier. Genau jetzt.
Weitere Informationen: fluechtlingscamphannover.wordpress.com

Jo Mihaly – Tagebuchaufzeichnungen eines Mädchens Szenische Lesung aus einem Kriegstagebuch 1914-1918

nächste Lesung:  Freitag, 10. Oktober 2014,um 20:00 Uhr, in den ver.di-Höfe – Rotation (Goseriede 10)

 

Jo Mihaly – ‚Da gibt’s ein Wiedersehn!‘ heißt das der szenischen Lesung zu Grunde liegende Buch. Es handelt sich um Tagebuchaufzeichnungen eines Mädchens, das zu Beginn des Weltkriegs 12 Jahre alt ist und erlebt, wie junge Männer begeistert in den Krieg ziehen. Das Mädchen Piete beneidet diese Männer, bedauert gleichzeitig aber alle Opfer des Krieges und wandelt sich im Laufe des Krieges zu einer überzeugten Pazifistin.

Das Nebeneinander von Welt- und Alltagsgeschichte, Allgemeinem und Privatem, Frontberichten, erstem Kuss und Todesmeldungen macht das Besondere dieser Aufzeichnungen aus.

Jo Mihaly, (Künstlerinnenname) war Tänzerin, Autorin und Zeit ihres Lebens politisch aktiv, u. a. in der Roten Hilfe. In der Nazizeit musste sie emigrieren, nach dem Krieg war sie für die israelische Flüchtlingshilfe, für die Anerkennung von Sinti und Roma aktiv und war Mitbe-gründerin des SDS.

 

Zwei Vorstellungen in Hannover:

Dienstag, 23. September 2014, um 20:00 Uhr, im Freizeitheim Linden (Windheimstraße 4)

Freitag, 10. Oktober 2014,um 20:00 Uhr, in den ver.di-Höfe – Rotation (Goseriede 10)

Aufruf: Rücknahme der Entscheidung und zur aktiven Behinderung der politisch verfehlten und völkerrechtswidrigen Kriegswaffenlieferungen in den Irak

Die DFG-VK ruft zur Rücknahme der Entscheidung und zur aktiven Behinderung der politisch verfehlten und völkerrechtswidrigen Kriegswaffenlieferungen in den Irak auf!

Im Wissen um die drohenden weiteren Menschenrechtsverletzungen mit deutschen Waffen und in Erkenntnis der Völkerrechtswidrigkeit der Lieferung von Kriegswaffen in den Irak fordern wir:
– von der Bundesregierung die Rücknahme der Lieferentscheidung deutscher Kriegswaffen in den Irak,
– von allen an der Ausfuhr Beteiligten in der Politik, bei der Bundeswehr, beim Zoll und denen in der Abfertigung die aktive Behinderung sowie Verhinderung der Waffenausfuhren in den Irak.

Wir bitten friedensbewegte Bürgerinnen und Bürger, diesen Aufruf zu unterzeichnen und Friedensaktivitäten gegen die Kriegswaffenexporte in den Irak zu unterstützen.

Unterstützungen unter Angabe des Wohnortes bitte an DFG-VK-Bundesverband, Werastr. 10, 70182 Stuttgart
per E-Mail an: dfg-vk@stoppt-den-waffenhandel.de
Online-Unterstützung https://www.frieden-mitmachen.de

Der komplette Aufruftext:

Aufruf zur Rücknahme der Entscheidung und zur aktiven Behinderung der politisch verfehlten und völkerrechtswidrigen Kriegswaffenlieferungen in den Irak

Allein die Bundeskanzlerin und vier Minister von CDU/CSU sowie SPD haben in interner Runde Ende August 2014 entschieden,
– 16.000 G3- und G36-Sturmgewehre mit 6.000.000 Schuss Munition,
– 40 MG3-Maschinengewehre mit 1.000.000 Schuss Munition,
– 8000 P1-Pistolen mit 1.000.000 Schuss Munition,
– 30 Panzerabwehrwaffen MILAN mit 500 Lenkflugkörpern,
– 200 Panzerfäuste-3 mit 2500 Patronen,
– 40 Schwere Panzerfäuste mit 1000 Patronen,
– 100 Signalpistolen mit 4000 Patronen sowie
– 10.000 Handgranaten
in das Bürgerkriegsland Irak auszuliefern.
Die Kriegswaffen stammen aus Beständen der Bundeswehr.

Nicht involviert in diese Entscheidung waren die Bundesregierung und der Bundessicherheitsrat.
Am 01. September 2014 hat der Deutsche Bundestag in seiner Sondersitzung mit den Stimmen der Regierungskoalition von CDU/CSU und SPD diesem Beschluss nachträglich – gegen die Stimmen der Opposition von Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE – zugestimmt. Der Bundestagsbeschluss hat rein symbolischen Charakter.

Die Entscheidung von Kanzlerin und einigen Ministern ist politisch fundamental falsch, trägt zur weiteren Gewalteskalation im Pulverfass Irak bei, ermöglicht durch den Einsatz deutscher Waffen auf Jahrzehnte hinaus im Nahen und Mittleren Osten weitere Menschenrechtsverletzungen – und sie ist grundgesetz- und völkerrechtswidrig!

Im Wissen um die drohenden weiteren Menschenrechtsverletzungen mit deutschen Waffen und in Erkenntnis der Völkerrechtswidrigkeit der Lieferung von Kriegswaffen in den Irak fordern wir:
– von der Bundesregierung die Rücknahme der Lieferentscheidung deutscher Kriegswaffen in den Irak,
– von allen an der Ausfuhr Beteiligten in der Politik, bei der Bundeswehr, beim Zoll und denen in der Abfertigung die aktive Behinderung sowie Verhinderung der Waffenausfuhren in den Irak.

Erstunterzeichnende:
Roland Blach (Stuttgart), Ralf Buchterkirchen (Hannover), Jürgen Grässlin (Freiburg), Cornelia Mannewitz (Rostock), Christoph Neeb (Freiburg), Monty Schädel (Waren), Torsten Schleip (Leipzig), Thomas Carl Schwoerer (Neu Isenburg) (alle BundessprecherInnen der DFG-VK)

Wir bitten friedensbewegte Bürgerinnen und Bürger, diesen Aufruf zu unterzeichnen und Friedensaktivitäten gegen die Kriegswaffenexporte in den Irak zu unterstützen.

Unterstützungen unter Angabe des Wohnortes bitte an DFG-VK-Bundesverband, Werastr. 10, 70182 Stuttgart
per E-Mail an: dfg-vk@stoppt-den-waffenhandel.de
Online-Unterstützung hier

Einige Hintergründe zur Initiative:

Die geplanten Kriegswaffenlieferungen sind widerrechtlich. Dies begründet Olaf Simonsen, vormaliger Vizepräsident des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und Experte für das Außenwirtschaftsrecht in seinem Beitrag „Waffenlieferungen sind illegal“ (in der Frankfurter Rundschau vom 28.08.2014, siehe www.fr-online.de) differenziert. Demnach legt Artikel 25 des Grundgesetzes fest, dass die allgemeinen Regeln des Völkerrechts Bestandteil des Bundesrechts sind. Artikel 26 des Grundgesetzes verpflichtet Deutschland, für das friedliche Zusammenleben der Völker einzutreten. Gemäß den beiden Ausführungsgesetzen, dem Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG) und dem Außenwirtschaftsgesetz (AWG), kommen Exporte nicht in Betracht, wenn die innere Lage des betreffenden Landes dem entgegensteht, so bei bewaffneten internen Auseinandersetzungen. Mit der Lieferung von Kriegswaffen verstößt die Bundesregierung gegen das Gewaltverbot der Charta der Vereinten Nationen von 1949. Schließlich hat die UN-Charta das frühere Recht eines souveränen Staates, einen Krieg führen zu können, abgeschafft.

Wenn Regierungen jetzt wieder Krieg anstelle von Politik zur Lösung von Konflikten anwenden, muss der Transport der Waffen dafür be- und verhindert werden. Für mit der Ausfuhr betraute Personen zählen dazu u.a. Dienst nach Vorschrift und Nichtzusammenarbeit, das Liegenlassen der Antragsunterlagen, die Bearbeitung anderer wichtiger Unterlagen, die Krankmeldung und/oder die Geltendmachung von Gewissensgründen. Auch Demonstrationen und Blockaden sind möglich.

Aus unserer Erfahrung weisen wir darauf hin, dass es in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen ist, dass deutsche Behörden nicht die Kriegstreiber oder die Kriegsvorbereitung und Kriegsführung verfolgten, sondern Aktive der Antikriegs- und Friedensbewegung.
Auch dieser Aufruf könnte von deutschen Behörden möglicherweise als Aufforderung zu einer Straftat gemäß Paragraf 111 StGB (Behinderung der Waffenausfuhr) betrachtet und als solche verfolgt werden.

Weitere Informationen auch in der Argumentationshilfe „Keine Kriegswaffen in den Irak liefern – sofort humanitär helfen, politisch umsteuern“.
https://www.dfg-vk.de/dateien/argumentationshilfe_keine-waffenlieferung_-_web.pdf
Download des Aufrufes: https://www.dfg-vk.de/dateien/aufruf_keine-waffenlieferung_web.pdf
Bestellungen im DFG-VK-Materialversand, Werastr. 10, 70182 Stuttgart, Tel.: 0711-231 94 79, E-Mail material@dfg-vk.de

Friedensnewsletter Hannover September 2014

„Die Behauptung, dass eine stehende Armee die beste Garantie für den Frieden ist, hat so viel Logik wie die Annahme, der friedfertigste aller Bürger sei jener, der schwer bewaffnet herumläuft.“
Emma Goldmann (1869-1940)

Liebe Friedensfreundinnen und –freunde,

pünktlich zum Weltfriedenstag erscheint der neue Newsletter. Weltweit eskalieren die Krisen, sei es im Irak, in der Ukraine, in Syrien oder in Gaza, oder in all jenen Regionen, die nicht im Blick der Weltöffentlichkeit stehen. Flüchtlinge, die hier Hilfe suchen, werden von einen zunehmend feindlichen Klima begrüßt. Die Flüchtlinge aus dem Sudan, die seit Wochen auf dem Weiße-Kreuz-Platz ausharren. Das Protest-Camp der sudanesischen Flüchtlinge in Hannover ist dringend auf Spenden angewiesen. Wer das Camp unterstützen möchte, kann das z.B. mit einer Überweisung auf das Konto des VVN Hannover unter dem Stichwort „Refugeecamp“ tun.Hier dazu ein Aufruf der Supporter_innen des Camps inklusive der Kontoverbindung .
Mit aktuellen Kampagnen gegen Drohnen, Informationen zu Veranstaltungen im September und ein Rückblick auf Vergangenes beschäftigt sich die Ausgabe dieses Newsletters. Wir würden uns freuen, dich bei einer der Veranstaltungen begrüßen zu können.

Eine leser_innenfreundliche Version gibt es hier.

Die Themen im Einzelnen:

  • Veranstaltungen zum Weltfriedenstag
  • Rojava – Ein demokratisches Experiment wird von ISIS bedroht – Basisdemokratie inmitten des Syrienkrieges
  • Protest gegen Militärseelsorge in Bremen
  • Gauck in Lüttich – ein Kommentar
  • Drohnen-Kampagne unterstützt Globalen Aktionstag gegen Drohnen
  • Proteste gegen das Gefechtsübungszentrum Altmark
  • Gedenken der Atombombenopfer auf dem Hiroshimahain am 5. August 2014

Termine

1.9. verschiedene Veranstaltungen zum Weltfriedenstag

2.9. 19.00 Pavillon, Friedenspolitischer Arbeitskreis

9.9. 19.00 Kargah; Treffen der DFG-VK Hannover

22.9 19.00 Pavillon; Rojava-Veranstaltung

30.9 19.00 Pavillon, Die Haltung der Sozialdemokratie zu Krieg und Rüstung – von der Gründung bis zum 1. Weltkrieg » Weiterlesen

Proteste gegen das Gefechtsübungszentrum Altmark

Nur rund 20 km nördlich von Magdeburg befindet sich eines der modernsten, wenn nicht das modernste „Gefechtsübungszentrum“, kurz „GÜZ“. Im nunmehr dritten Jahr in Folge fand in dessen Nähe vom 17. bis 25. August 2014 das „War Starts Here Camp“ <http://warstartsherecamp.org/en/node/249> statt. Einige Mitglieder des Friedensbüros Hannover haben an der dort eingebetten „Gewaltfreien Aktion GÜZ abschaffen“ <http://www.gewaltfreie-aktion-guez-abschaffen.de/de/> beteiligt.

Was ist das GÜZ?

Das GÜZ ist ein ca. 30 x 15 km großes Naturgebiet mit Wald und einer besonders großen, zentralen Heidelandfläche in Besitz der Bundesrepublik Deutschland, allerdings langfristig verpachtet an eine Rheinmetall-AG-Tochtergesellschaft. Die Rheinmetall AG hat dort ein hochmodernes Kampf-Simulations-Zentrum eingerichtet und stellt dieses gegen Bezahlung deutschen und ausländischen Militärs zur Verfügung.

Auf dem weiträumigen Gelände des GÜZ werden Kriegshandlungen aller Arten geübt und trainiert: Soldat*innen-, Panzer-, Kampfflugzeug- und Drohneneinsätze. Vor allem die so genannte „Aufstandsbekämpfung“, englischsprachig auch als crowd oder riot control bezeichnet, erfährt in den letzten Jahren eine besondere Bedeutung. So gibt es auf dem GÜZ mehrere Dörfer oder Wohnanlagen, die die Häuserkampf-Situation simulieren soll.

Vor allem aber wird in einer als Schnöggersburg bezeichneten Stelle derzeit für rund 100 Millionen Euro eine Geisterstadt aufgebaut, die die militärische Bekämpfung von „Aufständigen“ im Kontext moderner Großstädte geprobt werden soll: Neben Wohn- und Industriegebäuden aller Art, einer Moschee, die wahlweise auch als Kirche umgestaltet werden kann, werden in der Geister-Übungsstadt sogar eine Eisenbahn, eine U-Bahn und ein Flugplatz errichtet, um alle möglichen Szenarien abzudecken.

Es wird angenommen, dass nicht nur ausländische Militärs, sondern auch die Angehörigen der Bundeswehr dort speziell für einen „Einsatz im Inneren“, also für Kämpfe und Kriege und Überwachung der eigenen Bevölkerung ausgebildet werden sollen. Dass letzteres keine übertriebene Sorge ist, darauf deuten die veränderte Haltung des Bundesverfassungsgerichts seit 2012 <http://www.sueddeutsche.de/politik/einsatz-der-bundeswehr-im-inneren-was-sich-mit-der-karlsruher-entscheidung-aendert-1.1443366> aber auch Wünsche und Forderungen seitens einiger Politiker und aus der Rüstungsindustrie <http://www.devianzen.de/2014/08/27/ruestungsindustrie-sh-bundeswehr-im-inneren/> hin.

Sehr informativ und nachhörenswert ist dazu ein Beitrag des Deutschlandfunks vom 20.6.2014 unter dem Titel „Militarisierung für den Wohlstand“:

Text: http://www.deutschlandfunk.de/vorkehrungen-gegen-den-kommenden-aufstand-militarisierung.media.bf29874b871fc2b2c9dd673ba8aef49a.pdf
Audio-Datei: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2014/06/20/dlf_20140620_1915_83177047.mp3

Die „Gewaltfreie Aktion GÜZ abschaffen“

Unter diesen Vorzeichen stand die gewaltfreie Aktion GÜZ abschaffen dafür, dieser Entwicklung einen im Sinne Mohandas Karamchand Gandhis bzw. Martin Luther Kings ausgerichteten friedlichen Protest entgegenzusetzen. Im gemeinsamen Aktionskonsens <http://www.gewaltfreie-aktion-guez-abschaffen.de/aktionskonsens/> heisst es u.a. klar und deutlich:

„Wir werden das Gelände des Truppenübungsplatzes betreten und uns dort niederlassen. Unsere gewaltfreie Besetzung ist ein Akt Zivilen Ungehorsams. Gesetze, die dazu dienen, den ungestörten Ablauf des Tötungstrainings zu gewährleisten, werden wir bewusst nicht beachten. Durch Verbote und juristische Verfolgung lassen wir uns nicht abschrecken.“

Und weiter:

„Wir streiten für das Leben und eine lebenswerte Zukunft. Daran orientiert sich auch unser Handeln. Wir werden keinen Menschen bedrohen oder verletzen. Wir zeigen Gesicht und begegnen allen Menschen mit Aufrichtigkeit, Respekt und Gesprächsbereitschaft. SoldatInnen, Wachdienst und Polizei sind als Menschen nicht unsere GegnerInnen, auch wenn wir ihr Handeln und ihre Rolle kritisieren. Durch unser Verhalten werden wir dies zum Ausdruck bringen.“

Und so lief es denn auch im wesentlichen ab:

Friedlich und gewaltfrei beschritten mehrere -zig Menschen an drei verschiedenen Tagen den Platz, an dem zu anderen Tagen Töten und Morden trainiert wird, ließen sich dort nieder und erfüllten den so gewonnenen Raum mit Leben, Spiel und Freude. Musik wurde gespielt, dazu gesungen, eine mobile Hebammenpraxis öffnete ihre Türen, Blumen und Getreide wurde gepflanzt, Nistkästen gebaut und aufgehängt. Und das alles in offener Begegnung mit Militär- und Polizeiangehörigen, in der Absicht, diesen in Achtung, frei von Vorwürfen und Vorurteilen und so zu begegnen, dass Angst und Misstrauen möglichst wenig Raum gegeben wird.

Während das „War Starts Here Camp“ in den vergangenen Jahren – aber auch in diesem Jahr erneut – von der lokalen Presse aus der Altmark und aus Magdeburg mit zum Teil falschen Behauptungen und Anschuldigungen in Verruf gebracht und in mancherlei Hinsicht unrichtig diskriminiert und kriminalisiert worden ist, konnten aus dem Camp, aber auch aus der gewaltsamen Aktion heraus erstmalig andere Impulse gesetzt werden, wie z.B. an einem Bericht des MDR zur ersten Besetzung <http://www.mdr.de/mediathek/suche/video217088_zc-485c01ae_zs-d23ba9ff.html> deutlich wird.

Die Bewohner der Dörfer rund um das Zeltcamp machten dennoch einen nach außen hin skeptischen bis zum Teil unfreundlichen Eindruck. Der mutigen Frau, die den Camp-Organisatoren ihre Wiese zur Benutzung überlassen hat, haben Unbekannte eine Drohung an die Häuserwand geschmiert, dass ihr Haus brennen werde. Der Hausgiebel wurde im Rahmen des Camps zu einem bunten und frohen Bild umgewandelt. Hoffentlich, vielleicht ein Zeichen des Wandels, auch vor Ort rund um die Gegend des GÜZ, wo viele Ihre alltägliche Arbeit auf und für das Militärgelände verrichten.

Gedenken der Atombombenopfer auf dem Hiroshimahain am 5. August 2014

Am 5. August, dem Vorabend des 69. Jahrestages des Atombombenabwurfs auf HIROSHIMA, fand auch in diesem Jahr am Hiroshima-Gedenkhain eine Veranstaltung unter dem Motto „Nie wieder Hiroshima“ statt.

Zunächst trugen zwei junge Frauen aus Japan ihre Friedensbotschaft vor, die insbesondere an die Menschen in der Partnerstadt Hannover gerichtet war und die Hoffnung vermittelte, sich gemeinsam für den Frieden in der Welt einzusetzen.

In diesem Jahr war der japanische Regisseur Kunimoto-san anwesend und zeigte Ausschnitte aus seinem Film „My Journey with Hibakusha“, den er extra für uns mit deutschen Untertiteln versehen hatte. Der Film zeigt, wie er ‚Hibakushas‘, d. h. Überlebende des Atombombenabwurfs bei einer Schiffsreise in viele Länder der Welt begleitete und sie damit in ihrem Anliegen unterstützt. Die Berichte der HIbakusha, die mit ihrer Reise die Ereignisse der beiden Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki lebendig halten wollten, um vor jeglichen Kriegen mit ihren Schrecknissen zu warnen, beeindruckten die etwa 60 anwesenden Menschen tief – vor allem auf dem Hintergrund zunehmender weltweiter Kriege.

06_August_2885Die sehr zurückhaltend vorgetragene Musik mit der Panflöte – vorgetragen von Raimond Gunkel – schaffte eine angemessene, nachdenkliche Umrahmung. Der Abend klang mit Schweigen und dem Betrachten der aufgestellten Lichter aus.

Das Friedensbüro plant, zusammen mit dem Regisseur, der in Braunschweig lebt, den Film in voller Länge bei einem Friedenspolitischen Arbeitskreis zu zeigen. Wir geben rechtzeitig Bescheid.

Veranstaltung: Rojava- Ein demokratisches Experiment wird von ISIS bedroht

– Rojava – Ein demokratisches Experiment wird von ISIS bedroht – Basisdemokratie inmitten des Syrienkrieges
Seit Anfang Juni blickt die Welt wieder auf Irak und Syrien. ISIS-Truppen haben mit ihrem Terror in beiden Staaten große Gebiete erobert. Sie bedrohen auch Rojava / Westkurdistan in Nordsyrien.
Die dort entstandene autonome Region, in der eine Selbstverwaltung unter Einbeziehung aller Ethnien und Religionen aufgebaut wurde, wird von ISIS mit schweren Waffen angegriffen. Die kurdischen KämpferInnen verteidigen sich halbwegs erfolgreich. Aber dieses demokratische Experiment braucht Unterstützung.
Welche Schwierigkeiten gibt es beim Aufbauprozess in Rojava? Welche Perspektive eröffnet sich durch die gemachten Erfahrungen für ganz Syrien? Wie gehen die Menschen in Rojava mit der ständigen Bedrohung von reaktionären Oppositionsgruppen um? Welche Rolle nehmen Frauen in Rojava ein? Michael Knapp besuchte mit einer Delegation der Kampagne TATORT Kurdistan die selbstorganisierten Institutionen und berichtet von den basisdemokratischen Entwicklungen und den Problemen, die insbesondere durch das Embargo gegen Rojava entstehen.

Des Weiteren wird Martin Glasenapp von medico international für weitere Fragen bezüglich des Aufrufs „Unterstützung für ein demokratisches Experiment – Die kurdische Region Rojava in Syrien braucht Hilfe in der Not!“
Veranstalterinnen:
Friedensbüro Hannover
Kurdistan Volkshaus e.V.medico international
Ort und Zeit:
Pavillon, Kleiner Saal, am 22.09.2014 um 19 Uhr

Montag, 4. August 2014 Gauck in Lüttich: „Aus der Geschichte wächst Verantwortung“

„Bundespräsident Gauck hat bei den Gedenkfeiern zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren Konsequenzen aus den historischen Erfahrungen angemahnt. Bei der Gedenkfeier im belgischen Lüttich sagte das deutsche Staatsoberhaupt, aus der Geschichte erwachse eine gemeinsame Verantwortung für die Welt. Man könne nicht gleichgültig bleiben, wenn Menschenrechte missachtet würden, wenn Gewalt angedroht oder ausgeübt werde. Zugleich erinnerte der Bundespräsident an die deutschen Verbrechen im Ersten Weltkrieg. Der Nationalismus habe damals beinahe alle Herzen und Hirne verblendet.“ Agenturbericht

Was immer der Herr Bundepräsent in seiner Rede meinte, dass aus der Geschichte gemeinsame Verantwortung für die Welt erwachse.
Wir jedenfalls meinen, dass dem ‚Schlächter von Lüttich‘ keine Ehre mehr erwiesen werden darf:

–          Weder durch die Ehrung mit einem prominenten Platz in Hannover

–          Noch durch den Namensanteil ‚Emmich‘ der Feldjägerschule (Emmich-Cambrai-Kaserne),

–          Noch durch ein protziges Mausoleum auf dem Engesohder Friedhof.

Wir wollen die Ehrung von ‚ehrenwerten‘ Menschen, nicht von Kriegsverbrechern.

Und das war Herr von Emmich eindeutig! Zu Beginn des Ersten Weltkriegs führte Emmichs Armeekorps im August 1914 die erste größere Aktion des Krieges durch, die Eroberung von Lüttich, wodurch dem nachrückenden deutschen Heer der Weg nach Frankreich freigemacht werden sollte. Dafür wurde ihm als erstem deutschem Offizier während des Krieges der Orden Pour le Mérite verliehen. Im Zusammenhang der Kämpfe um Lüttich kam es zu massiven Repressalien gegen die belgische Zivilbevölkerung, nachdem deutsche Truppen in der Nacht zuvor in das neutrale Belgien einmarschiert waren, was ein eindeutiger Bruch des Völkerrechts war. Die Bürger der Stadt leisteten heftigen Widerstand, die deutschen Soldaten gingen mit großer Brutalität vor. Mehr als 800 Zivilist_innenen starben.em

Wilhelm II. und Emmich anlässlich der Einweihung des Neuen Rathauses in Hannover am 20. Juni 1913; im Hintergrund Oberbürgermeister Heinrich Tramm im Ornat

Emmich verstarb im Dezember 1915 in Hannover an einer im Herbst im Felde zugezogenen Krankheit. Seine Beisetzung fand unter großem militärischem Pomp in Hannover statt.

Emmich-Grab frontal

 

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