Leserinnenbrief zur Äußerung von Kässmann

Leserinnenbrief zu „Käßmann erntet Kritik aus Union und SPD“ v. 4. Januar 2010 und „Bischöfin weicht zurück“ v. 5. Januar 2010

Sehr geehrte Damen und Herren!
Frau Käßmann sagte: „Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan!“
Und CDU und SPD schäumen vor Wut; der  Grüne Ralf Fücks (Vorstand: Heinrich-Böll-Stiftung) verlangt „Handeln“.  Dabei sollten doch alle irgendwann akzeptieren, dass die Bischöfin recht hat:
Der Krieg in Afghanistan weitet sich aus. ZivilistInnen werden in immer größerem Umfang getötet. Um dies nicht zugeben zu müssen, verwickelten sich die Verantwortlichen letztens beim Angriff auf die Tanklastwagen in immer (un)durchsichtigere Lügengespinste und schoben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe. Nun könnte, nach Afghanistan,  der Jemen das nächste umkämpfte Gebiet sein. Wie in Pakistan folgen Angriff, Gegenangriff und die Eskalationsspirale dreht sich nach oben.
Kampf gegen DEN Terror und zur „Durchsetzung der Menschenrechte am Hindukusch“? „Wer soll die Rechte  afghanischer Frauen schützen, wenn die Nato abzieht?“, fragt Mißfelder (CDU/CSU). Ja, wer schützt die Rechte afghanischer Frauen zur Zeit? Die ‚ afghanische Regierung‘, die korrupt ist und per Gesetz Vergewaltigung von Frauen in der Ehe erlaubt?  Die menschenverachtende Gewalt von allen Seiten, deren Opfer  ‚auch‘ ZivilistInnen sind? Woran wir uns, so Klose bei einer Veranstaltung der Friedrich –Ebert-Stiftung in Hannover, eben auch gewöhnen müssen?!
Wenn sich Käßmanns Vorgänger, Bischof Huber, „immer klar zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr bekannt“ hat (Äußerung des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes), dann wird es allerhöchste Zeit, dass die Kirche aufhört, die ‚Waffen zu segnen‘ und  eine Kirchenfrau deutlich sagt: „Nichts ist gut in Afghanistan“.
Nun soll sich die Bischöfin  von „erfahrenen Historikern, Außenpolitikern und Militärs“ beraten lassen (Präs. Der Evangelischen Akademie in der HAZ v. 5. Jan.).
„Erfahrene Historiker“ können ein Lied davon singen, wie in Afghanistan mit unterschiedlichen Motiven immer wieder erfolglos Krieg geführt wurde – und seit wann frage ich ausgerechnet das Militär, wenn ich deren Einsatz kritisiere?
Das alles hört sich nach obrigkeitsstattlichen Einschüchterungen einer  kirchlichen Friedensmahnung durch eine mutige Frau an. ‚Weicht sie wirklich zurück‘? Das wäre schade!