Kleine Kinder an Waffen sind nur das Symptom – Die ‚Tage der Bundeswehr‘ sind das Problem

ein Kommentar von Brunhild-Müller-Reiß

‚Tag der Bundeswehr‘ – „Von der Leyen zieht Konsequenzen“

DFG-VK-Aktive waren da. An zahlreichen Orten, an denen die Bundeswehr für sich geworben hat. Mit größeren oder auch kleinen Aktionen, abhängig von der Stärke der jeweiligen Gruppen. Mit dem, was die Bundeswehr an Personal, Material, Finanzen und Showelementen aufgeboten hat, konnten wir allerdings alle nicht mithalten.   Hätten wir’s gewollt? Oder doch lieber das Geld, das ja von uns allen aufgebracht wurde, in sinnvolle Anliegen gesteckt? Z. B. in die Aufnahme von geflüchteten Menschen, die jetzt, mangels sicherer und legaler Wege, wieder im Mittelmeer ertrinken!

Immerhin ist es gelungen, ganz üble Praktiken der Bundeswehr aufzudecken. Das ‚Spielen an Maschinenpistolen und Sturmgewehren beim Tag der Bundeswehrin Stetten / Baden Württemberg. Es gab einen medialen Aufschrei und die Bundeswehr musste reagieren! Frau v. d. Leyen sagt, sie habe entschieden, „dass auf künftigen Tagen der Bundeswehr keine Handwaffen zum Anfassen mehr präsentiert werden.“ (HAZ, 15. 6. 2016). Das ist gut so! Aber reicht das? Abgesehen davon, dass die Kleinen die Waffen nicht nur ‚angefasst‘ haben. „Auf Fotos ist zu sehen, wie die Kleinkinder in Gegenwart von Soldaten die Waffen in Anschlag bringen und imaginäre Ziele anvisieren.“ (HAZ , 14. 6. 2016) Früh übt sich ….

Aber jetzt ist es für uns wichtig zu zeigen, dass das ‚Krieg-Spielen‘ System hat. Wozu dienen schließlich die ganzen Spektakel? ‚Zum Werben fürs Töten und Sterben!‘ – wir wissen es. Wenn die kleinen und großen Besucher_innen in eine abenteuerlich, ‚gemütliche‘, waffenstrotzende und von Showeffekten unterstützte Welt eintauchen, dann wird nicht mehr gefragt, was das Kriegsgerät und die ach so freundlich daher spazierenden Soldatinnen und Soldaten im Ernstfall damit machen. In Bückeburg sagte ein Mann mit seinem etwa sechsjährigen Sprössling an der Hand: „Mein Sohn weiß jetzt schon, dass er mal zur Bundeswehr gehen wird!“  Und im letzten Jahr in Hannover beobachtete ein kleiner Junge mit offenem Mund und glänzenden Augen Fallschirmjäger, die im Gleiten bunte Farben hinter sich herzogen: „Oh, ist das schön!“  Auf unseren Hinweis, diese Fallschirmspringer würden im Kriegsfall hinter der Front abspringen und damit besonders gefährdet sein, schaute er uns verständnislos an. Das spektakuläre Erlebnis wird bleiben – der warnende Hinweis vermutlich im Nichts verschwunden bleiben! Das ist das Problem: Wie können wir den ‚schönen Schein‘ nachhaltig durchbrechen und Militär als menschenfeindlich ‚erfahrbar‘ machen? Oder gelingt es uns, die Kriegs-Shows als solche zu einem No-Go zu werden zu lassen?