Friedensnewsletter Juni 2014

Den drohenden Krieg am Horizonte braucht der Militarismus wie ein Stückchen Brot. Er wird nicht nur als drohend, sondern als unvermeidlich hingestellt.Bertha von Suttner (1843-1914)

 Liebe Friedensfreundinnen und –freunde,

Weitgehend im schwarz/weiß-Denken verharrt der Diskurs zum Ukraine-Konflikt. Mit mehreren Mahnwachen hat das Friedensbüro versucht, diesem Bild etwas entgegen zu setzen. Unsere Forderung bleibt: Wir wollen keinen Krieg! Weder in der Ukraine noch bei uns – noch irgendwo! In diesem Zusammenhang dokumentieren wir hier auch die Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zum bundesweiten Aktionstag am 31.5. Um Alternativen zu militärischen Optionen wird es beim Spiel Civil Powker gehen. Wir wollen es spielen und diskutieren. Bitte meldet euch bis zum 11.6. unter kontakt@schule-ohne-militaer-hannover.de an!

Rings um das Deserteursdenkmal gibt es inzwischen auch Bewegung. Wir dokumentieren einen Flyer, den wir rings um den 1.Mai verteilt haben. Ebenfalls einen Rückblick wert ist das Stolpersteineputzen am 10.Mai. Mit hoher Begeisterung wurden in 2 Stunden ungefähr 100 Stolpersteine geputzt. Eine Aktion, die wir sicher im nächsten Jahr wiederholen wollen.

Bereits morgen wird sich der Friedenspolitische Arbeitskreis mit den Planungen für das zweite Halbjahr beschäftigen. Interessent_innen sind herzlich willkommen. Ebenfalls recht kurzfristig leiten wir einen Aufruf für das Peace Event Sarajevo weiter, welches mit Blick auf den hundertsten Jahrestag des 1.Weltkrieges zu Pfingsten in Sarajevo stattfindet.

Die Themen im Einzelnen:

  • Dokumentiert: Aufruf zur Mahnwache Ukraine in Hannover
  • PM des Friedensratschlags zu bundesweiten Mahnwachen
  • Veranstaltung: Wir spielen! Civil Powker als politisches Lernspiel zur zivilen Konfliktbearbeitung
  • Veranstaltung: Frauen retten, Homosexuelle schützen, Minderheitenrechte durchsetzen „westliche“ Kriegslegitimationen und ihre gesellschaftlichen Funktionen
  • Hannover braucht ein zentrales Deserteursdenkmal zur öffentlichen Auseinandersetzung
  • Rückblick PM: Stolpersteine
  • Peace Event Sarajevo 2014 – ein Brief an alle, die noch zögern.

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Ralf Buchterkirchen
für das Friedensbüro und die DFG-VK Hannover

PS: Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier.

Termine

3.6. 19 Uhr, Haus der Jugend; Friedenspolitischer Arbeitskreis

21.6. 10:30 Uhr, Pavillon; Wir spielen! Civil Powker

10.06. 20 Uhr Pavillon; Frauen retten, Homosexuelle schützen, Minderheitenrechte durchsetzen westliche“ Kriegslegitimationen und ihre gesellschaftlichen Funktionen

 

Aufruf zur Mahnwache am 31.5. in Hannover

Der Beginn des 1. Weltkriegs jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal.

Bereits 1892 – also 20 Jahre vor dem 1. Weltkrieg – schrieb Bertha von Suttner ‚DIE WAFFEN NIEDER!‘ Der Mahnruf der Pazifistin, die 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, verhallte weitgehend ungehört – Nationalismus und Militarismus griffen um sich! Bertha von Suttner starb kurz vor dem 1. Weltkrieg – in dem sich Soldaten nahezu auf der ganzen Welt gegenseitig zerfleischten. Und die beteiligten Mächte beschuldigten sich gegenseitig, den Krieg vom Zaun gebrochen zu haben und nur in Notwehr zu handeln!

Wie sich die Bilder gleichen!

Auch heute schieben sich West und Ost und die unterschiedlichen Kräfte in der Ukraine die Schuld gegenseitig in die Schuhe. Menschen werden getötet, verletzt, militärische Auseinandersetzungen bestimmen die Situation. Bei der Wahl ist der ‚Schokoladenkönig‘ zwar erfolgreich gewesen; doch seine Machtbasis ist dünn! Er steht nicht für soziale Gerechtigkeit. Ein Ende der Auseinandersetzungen ist nicht abzusehen.

Damit die bürgerkriegsähnliche Situation nicht noch mehr Opfer fordert und nicht in einem internationalen Krieg endet, wollen wir unsere Stimme erheben! Wir rufen alle Beteiligten auf, sofort einem Waffenstillstand zuzustimmen. Damit meinen wir ALLE, die kämpfen, die zu Kämpfen aufrufen, die Fäden ziehen, Druck ausüben oder eskalieren!

Forderungen an unsere Regierung :

  • Nutzung aller Treffen der OSZE usw. zur Beilegung des Konflikts
  • Beim EU-Außenminister-innen-Treffen zur Ukraine-Krise in Brüssel am Montag, dem 12. Mai muss das Anliegen nach einem sofortigen Waffenstillstand im Mittelpunkt stehen.
  • Alle Beteiligten – in der Ukraine und die international Agierenden – werden aufgefordert, die Waffen niederzulegen bzw. Verhandlungen anzustreben und auf Eskalation jeder Art zu verzichten. Dies schließt (militärische und andere) Drohgebärden ebenso aus wie politische und wirtschaftliche ‚Strafmaßnahmen‘.
  • Auf einer Genfer Nachfolgekonferenz muss eine Friedenslösung mit allen Beteiligten ernsthaft diskutiert werden. Dies schließt die international Agierenden wie auch die ukrainischen Konfliktparteien (provisorische Regierung und ‚Separatisten‘) mit ein.

Wir wollen keinen Krieg! Weder in der Ukraine noch bei uns – noch irgendwo!

 

Friedensaktionen in rund 30 Städten Gegen Schwarz-Weiß-Malerei im Ukraine-Konflikt

„Gemeinsame Sicherheit statt Konfrontation“ Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag

Kassel, 1. Juni 2014 – Am Wochenende fanden bundesweit (in ca. 30 Städten) Mahnwachen und Kundgebungen zum Ukraine-Konflikt statt. Hierzu erklärte der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag: Bei zahlreichen Aktionen für den Frieden in der Ukraine gingen am Wochenende mehrere Tausend Menschen auf die Straße. Die größten Kundgebungen fanden in Leipzig (am Freitag) und in Berlin mit jeweils über Tausend Teilnehmer/innen statt. Sie protestierten gegen die anhaltende Gewalt, insbesondere gegen das Vorgehen der ukrainischen Nationalgarde und Armee im Osten des Landes. Konflikte mit (Teilen) der Bevölkerung lassen sich nicht militärisch lösen. Die Soldaten sollten sofort in ihre Kasernen zurückkehren, forderte der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke (Die Linke) auf der Kundgebung in Kassel.

Nach Meinung der Friedensdemonstranten hat die Präsidentenwahl in der Ukraine vor einer Woche kein Problem gelöst, sondern höchstens verdeutlicht, dass die Oligarchen weiterhin die Politik in Kiew bestimmen – künftig noch direkter und ohne „Filter“ durch mehr oder weniger korrupte Politiker. Mit Empörung reagierten die Demonstranten auf das sog. Gesprächsangebot des gewählten Präsidenten Poroschenko an die „Separatisten“, das mit der Ankündigung verbunden war, den „Anti-Terror-Einsatz zu verstärken und notfalls bis zu 2.000 Tote in Kauf nehmen zu wollen. Ein paar hundert Tote kann der „Schokoladenkönig“ bereits verbuchen.

Die Kundgebungsredner/innen kritisierten vor allem die Politik des Westens. NATO, EU und Bundesregierung stellten sich nicht nur ungeprüft hinter alle Maßnahmen der von rechtsradikalen Kräften beeinflussten Übergangsregierung, sondern dämonisierten die Separatisten als „Schläger“ und „Chaoten“, die in den von ihnen kontrollierten Regionen der Ostukraine Angst und Schrecken verbreiteten. Und hinter allem stünde ohnehin der russische „Diktator“ Putin.

Die Friedensbewegung weigere sich, dieses Schwarz-Weiß-Schema zu übernehmen. Willi van Ooyen (Bundesausschuss Friedensratschlag) sagte auf der Kundgebung in Frankfurt a.M.: „Kritik an undemokratischen Zuständen im heutigen Russland ist das Eine und wird von vielen Friedensbewegten geteilt. Aber die arrogante Selbstgerechtigkeit, mit der Putin im Westen zur Inkarnation des Bösen und Russland zur Gefahr für westliche Freiheit und Sicherheit erklärt werden, ist lebensgefährlich. Die schlichte und ahistorische Reduktion der Konfliktparteien auf ‚pro-russische‘ und ‚pro-westliche‘ Kräfte ist unverantwortlich und hat mit der sozialen Wirklichkeit der Menschen in der Ukraine und in Europa nichts zu tun.“

Die Urheberschaft für die internationalen Spannungen in Osteuropa liegt nach Auffassung der Demonstranten in der Politik von EU und NATO, die beide ihre Grenzen weiter an Russland herangeschoben haben und nun die Ukraine mit einem Assoziierungsvertrag wirtschaftlich knebeln und militärisch gegen Russland in Stellung bringen wollen. Im zentralen Aufruf zu den Kundgebungen hieß es: „Was einst als ‚gemeinsames Haus Europa‘ konzipiert war, verkommt zu einem westlich dominierten Europa, in dem Russland allenfalls eine Dienstbotenkammer zugewiesen werden soll.“

Einigkeit bestand bei allen Kundgebungen hinsichtlich der Forderungen der Friedensbewegung an die Adresse der Politik: Die Konfliktparteien in der Ukraine sollen als ersten Schritt einen Waffenstillstand vereinbaren, die Bundesregierung müsse alles vermeiden, was die Spannungen in der Region weiter verschärfen könnte, insbesondere müssten die Wirtschaftssanktionen zurückgenommen und das EU-Assoziierungsabkommen ausgesetzt werden. Keine Toleranz dürfe es gegenüber den rechtsradikalen und faschistischen Kräften in der Ukraine geben. Die NATO-Osterweiterung müsse gestoppt und die Ukraine sollte bündnisfrei bleiben dürfen. „Gemeinsame Sicherheit statt Konfrontation“ sei die einzig richtige Schlussfolgerung aus der ukrainischen Krise.

Der Bundesausschuss Friedensratschlag bewertet die Aktionen des Wochenendes als einen kleinen, aber notwendigen Schritt, der einseitigen Propaganda der herrschenden Politik und zum Teil der Mainstream-Medien entgegenzutreten. Der Kampf um die Köpfe der Menschen könne nicht nur in den Leserbriefspalten der Zeitungen, sondern müsse auch im öffentlichen Raum geführt werden.

Wir spielen! Civil Powker als politisches Lernspiel zur zivilen Konfliktbearbeitung. Ein Gegenstück zum militärischen Strategiespiel der Bundeswehr “Pol&Is”?

! Bitte bis zum 11.6. anmelden!!!!!!
# Samstag, 21. Juni, 10:30 — 18:00 Uhr
# Pavillon, Lister Meile 4, Hannover
Die Bundeswehr wirbt für sich mit dem militärischen Strategiespiel “Pol&Is”. Sie stellt sich darin als weltweite Konfliktlöserin dar, obwohl das Grundgesetz ihren Auftrag allein zur Landesverteidigung definiert. Dieser Selbstverständlichkeit militärischer Intervention widerspricht auf den ersten Blick das politische Lernspiel “Civil Powker” (www.civilpowker.de). Das Lernspiel “Civil Powker” geht davon aus, dass Menschen und gesellschaftliche Gruppen in der Bundesrepublik Deutschland Möglichkeiten haben, Gesellschaft zu verändern und Konflikte zu lösen. Die Teilnehmenden schlüpfen in Rollen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik und gestalten diese aus. Das Spektrum möglicher Handlungsoptionen, mit denen “gepokert” wird, ist breit: Die Zivilgesellschaft kann bspw. Großdemonstrationen organisieren, mit der Bevölkerung im Konfliktland über das Internet Kontakt aufnehmen oder Friedensfachkräfte entsenden… Wir spielen — und besprechen anschließend unsere Eindrücke. Offen für alle Interessierten. Bitte anmelden unter: kontakt@schule-ohne-militaer-hannover.de .

 

Frauen retten, Homosexuelle schützen, Minderheitenrechte durchsetzen „westliche“ Kriegslegitimationen und ihre gesellschaftlichen Funktionen

Dienstag, 10.06.2014 20:00 Uhr Pavillon am Raschplatz, Hannover

Eine Veranstaltung in der Reihe „Militär & Gesellschaft“ von Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V. und Kultur- und Kommunikationszentrum Pavillon

Welche Rolle spielt die Kategorie Geschlecht bei der Legitimation oder Delegitimation von kriegerischer Gewalt? Der Vortrag (mit anschließender Diskussion) stellt – exemplarisch anhand des Kosovo-, Afghanistan- und Irakkrieges – vor, wie die Kriegsberichterstattung mit spezifischen Konstruktionen von Geschlecht einhergeht, und welche Funktion die medialen Bilder für die Rechtfertigung des Krieges sowie die Konstruktion von Freund- und Feindbildern haben. So können etwa der Bezug auf schutzbedürftige Frauen und Kinder sowie neuerdings der Verweis auf Frauen- und Homosexuellenrechte im Dienste der herrschenden Politik vereinnahmt und zur Begründung eines Krieges – im Sinne eines „embedded (queer-) feminism“ – herangezogen werden.

Die Referentin Prof. Dr. Andrea Nachtigall ist Erziehungs- und Politikwissenschaftlerin und forscht und lehrt im Bereich geschlechterbewusste und queere Soziale Arbeit in Berlin.

In Kooperation mit dem Autonomen Feministischen Kollektiv (AFK)

 

Hannover braucht ein zentrales Deserteursdenkmal zur öffentlichen Auseinandersetzung

Hannover war einer der fünf größten Rüstungsproduzenten des Dritten Reiches und beherbergte zahlreiche Militäreinheiten. Hier wurden gehorsamsverweigernde Soldaten im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis am Waterlooplatz verurteilt, auf dem Schießplatz in Vahrenwald hingerichtet und auf dem Soldaten- und Garnisionsfriedhof Fössefeld begraben.
Noch hat Hannover ein Deserteursdenkmal. Während in anderen Städten über die Aufstellung neuer Orte der Erinnerung und Auseinandersetzung mit Desertion öffentlich gestritten und gerungen wird, werden in Hannover, von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, gegenteilige Fakten geschaffen. Es droht die politische Auseinandersetzung mit Desertion aus dem Stadtbild zu verschwinden.

Das 1990 errichtete und aktuell vor dem Rathaus an den unbekannten Deserteur erinnernde Denkmal wurde mehr oder minder spontan im Rahmen einer Kriegsdienstverweigererinitiative erstellt und der Stadt als Schenkung übergeben. Es sollte noch bis 1995 dauern, bis die Stadt in einem Ratsbeschluss diese Schenkung annahm. Seitdem liegt das Denkmal, abgesehen von verschiedenen Gedenkfeiern, weitgehend unbeachtet am Rand des Trammplatzes. Es verfällt zunehmend und ist nach nunmehr 20 Jahren, auch aufgrund der verwendeten Baumaterialien, kaum noch als solches zu erkennen. Mit der Umgestaltung des Trammplatzes soll das Denkmal endgültig von diesem Ort verschwinden. Ein neuer Ort zur Aufstellung wird von Seiten der Stadtverwaltung nicht thematisiert.

2012 beschloss der städtische Kulturausschussmit rot/grüner Mehrheit ,unterstützt von der LINKEN, eine Ausschreibung für ein Denkmal für den unbekannten Deserteur in Hannover: „Die Verwaltung wird beauftragt, die Neugestaltung eines Denkmals für den unbekannten Deserteur in das Rahmenkonzept zur Gedenk- und Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Hannover aufzunehmen. Die Auslobung eines entsprechenden Wettbewerbes ist vorzusehen.“

Die Stadtverwaltung unter der Kulturdezernentin Drevermann interpretierte den Beschluss allerdings sehr eigen. Sie legte im September 2012 dem Kulturausschuss ein Konzept vor, wie dem „Thema Deserteur in angemessener Weise entsprochen werden [kann]“ (Zitat Ausschussvorlage). Dieses Konzept sieht vor, eine Statue des kürzlich verstorbenen Hannoveraner Künstlers Hans-Jürgen Breuste aufzukaufen, diese in Zusammenarbeit mit seiner Witwe Almut Breuste umzuwidmen – es wurde nicht als Deserteursdenkmal geschaffen – und abseits der städtischen Öffentlichkeit auf dem Fössefeldfriedhof in Hannover-Linden aufzustellen. Dieses Kunstwerk, bestehend aus übereinander gestülpten überdimensionalen Trichtern solle die Aufschrift „Ungehorsam 1939-1945“ erhalten. Die Entscheidung über dieses Werk traf eine stadtinterne Künstler_innenkomission. Im Gegenzug zur Umsetzung dieses Konzeptes soll das alte, zentral am Rathaus gelegene, Denkmal entfernt werden.

Der Kulturausschuss hat die Vorlage der Dezernentin als Arbeitsgrundlage gebilligt, ein abschließender Beschluss wird noch im ersten Halbjahr erwartet. Mit dieser Entscheidung schlägt die Verwaltung gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Der Ankauf eines Breuste-Werkes , der unabhängig von dem Deserteursdenkmal ohnehin vorgesehen war, und die kostengünstige Abwicklung (!) des Deserteursthemas. Hinzu kommt, dass sie sich so nicht mit einer zusätzlich zu einem Denkmal notwendigen individuellen Gestaltung eines Trauerortes auf dem Fössefeldfriedhof auseinandersetzen muss.

Abgesehen davon, dass dieses Vorgehen den Beschluss des Kulturausschusses vom Januar 2012 konterkariert, bringt es auch schwere inhaltliche Mängel mit sich. Das nun vorgesehene Denkmal bedeutet, nicht zuletzt mit der beschränkenden Widmung auf die NS-Zeit, einen inhaltlichen Rückschritt im Vergleich zum derzeitigen Denkmal. Es droht nun ein Denkmal zu entstehen, das allein dem Akt des Trauerns dient und keine städtische politische Auseinandersetzung mit dem Akt des Verweigerns anregt. Dass mit der Nichtnennung der Deserteure diese wieder einmal unter einer größeren Opfergruppe verschwinden, kommt hinzu. Außerdem wird sich das Denkmal dann auf einem sehr abgelegenen Ort befinden, der Menschen in Hannover kaum bekannt ist. Bundesweit befindet sich kein einziges Deserteursdenkmal auf einem Friedhof.

Mit ihrer Entscheidung – so sie denn nicht revidiert wird –, wird das Thema Desertion aus dem öffentlichen Raum verdrängt. Die Opfer der NS-Militärjustiz werden so ein zweites Mal still und leise begraben.

2009 fand sich im Umfeld des Friedensbüros Hannover e.V. und der DFG-VK daher eine Initiative für ein Deserteursdenkmal zusammen und stellte die Forderung nach einer künstlerischen Ausschreibung und einer konzeptionellen Neugestaltung des Denkmals auf. Die Initiative ist unter denkmal@deserteure-hannover.de und unter www.deserteure-hannover.de erreichbar.

 

Rückblick PM: Stolpersteine

Die heutige Aktion, die Stolpersteine wieder zum Glänzen zu bringen, war sehr erfolgreich. 24 HannoveranerInnen folgten dem Aufruf des Friedensbüros und versammelten sich am Samstag um 10:00 Uhr am Kröpcke.

Dort wurden Putzmittel verteilt und gab Ralf Buchterkirchen eine kurze Einführung, wie die Stolpersteine zu reinigen sind, damit sie keinen Schaden nehmen. Gleichzeitig wurde ein Stadtplan ausgegeben, in dem die Stolpersteine eingezeichnet waren – die Anwesenden fanden sich in Zweier-, Dreier- und Viererteams zusammen und übernahmen jeweils einen kleinen Ausschnitt des Gebietes. Dann ging es los. Und es konnten alle Stolpersteine in dem Bereich gereinigt werden – immerhin mehr als 100 der insgesamt 270 Stolpersteine in Hannover. Vorher- und Nachherbilder ermöglichen den Vergleich. Durch die Reinigung fallen die Steine jetzt nicht nur besser ins Auge, führen also zum visuellen ‚Stolpern‘. Vielmehr ergaben sich auch beim Putzen Gespräch mit Anwohnerinnen und Anwohnern und erhielten die kleinen Denkmale damit weitere Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft. Am Stein für Robert Gauweiler, der als Vater von 6 Kindern am 11. Dezember 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden war, fragte ein Kind seine Eltern – „was machen die da“, worauf die Eltern ausführlich erläuterten. Andernorts wurde eine kleine Feiergesellschaft aufmerksam und dankte für die Putz-Aktion. Den Teilnehmenden gefiel es: Es war eine kurzweilige Aktion, die zur Wiederholung anspornt. So haben auch mehrere Teilnehmende und AnwohnerInnen signalisiert, dass sie Patenschaften für einzelne Stolpersteine übernehmen wollen. Wer dem Beispiel folgen will und auch eine Patenschaft übernehmen möchte, aber am 10. Mai nicht dabei sein konnte, findet auf Homepage der Stadt Hannover eine Übersicht über die in der näheren Umgebung verlegten Stolpersteine – und kann sich an das Projekt Erinnerungskultur der Stadt mit der Patenschaftsanfrage wenden. Abschließend ein kleiner Reinigungshinweis: Bitte verwenden Sie nur ein weiches Tuch und eine Zahnbürste sowie einfachen Metallreiniger zum Putzen der Steine. Hingegen können kratzende Materialien, wie Schwämme zum Geschirrspülen, sowie andere Chemikalien die Stolpersteine beschädigen.

Peace Event Sarajevo 2014 – ein Brief an alle, die noch zögern.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

in 10 Tagen beginnt das größte internationale Friedenstreffen 2014, das die Erinnerung und die Analyse der friedenspolitischen Situation mit aktuellen Herausforderungen und Aktionen für den bedrohten Frieden weltweit verbindet. In über 190 Workshops, in den Round Table Diskussionen, in der Peace Assembly, bei der Eröffnungs- und Schlussveranstaltung wird über vielfältige Aspekte der Friedensgestaltung angesichts der globalen Herausforderungen wie z.B. Klimaveränderungen und Ernährungskrise, über Gewalt und Unterdrückung geredet, mit dem Ziel Alternativen der Gewaltfreiheit und der zivilen Konfliktbearbeitung zu entwickeln und sei politisch durchzusetzen – gegenüber einer weltweiten Politik, die fast ausschließlich auf Krieg und Gewalt setzt. Den furchtbaren Krieg in und um Jugoslawien wollen wir mit den betroffenen Menschen der Region weiter aufarbeiten und Lehren für unsere Friedensarbeit lokal und global ziehen. Unsere Solidarität mit dem Opfern der verheerenden Flut werden wir in verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen zum Ausdruck bringen. Vielfältige Kulturveranstaltungen von interessanten Ausstellungen, über Workshops zu kulturellen Herausforderungen bis hin zu Open Air Konzerten werden das Friedensereignis prägen. Kultur ist untrennbar mit unserem Friedensengagement verbunden.

Ein Jugendcamp wird diesem Friedensengagement eine eigene inhaltliche aber auch aktionsorientierte Prägung geben – ein großes Diskussionsforum von jungen Menschen, nicht nur aus Europa. Es sind noch Plätze frei! Vielfältig und bunt, international und pluralistisch wird unser Friedensereignis sein, Geschichte und Aktualität, Analyse und Handeln werden es prägen. Vielfältig sind die internationalen Gesprächs- und Begegnungsmöglichkeiten, auch mit den Menschen aus Sarajevo und Bosnien-Herzegowina. Pfingsten 2014 – es lohnt sich vom 6.-9. Juno nach Sarajevo zu kommen.

Weitere Informationen, viele Details der Planungen, eine Übersicht über die Fülle der Veranstaltungen finden Sie/Ihr unter: www.peaceeventsarajevo2014.eu

Es lohnt sich, bei dieser großen Demonstration des Friedenswillens, der Absage an Krieg und Gewalt dabei zu sein. Es lohnt sich, mitzuwirken, einer Kultur des Friedens zum Durchbruch zu verhelfen! Frieden und Abrüstung verlangt und erfordert Bewegung – Juno 2014 in Sarajevo ist der Ort des Handelns für den Frieden. Hoffentlich auch mit Ihnen/Dir! In der Hoffnung, viele, die diesen Brief lesen, in Sarajevo begrüßen zu können verbleiben wir:

Kristine Karch (Netzwerk Not to war – no to NATO), Lucas Wirl (INES), Reiner Braun (IPB/IALANA),die aktiv an der internationalen Vorbereitung von Sarajevo beteiligt sind.