Einige Eindrücke von unseren Mahnwachen zum Tag der Bundeswehr am 9. Juni auf dem Fliegerhorst Wunstorf

Bericht 1 vom Bahnhof – Wir werden wahrgenommen.
Da wir sehr zeitig, nämlich kurz nach Öffnung des TdB am uns zugewiesenen Platz am Busbahnhof waren, konnten wir den Hauptansturm von Besuchern, die von den Zügen kamen und zu den Shuttle-Bussen strömten, mit unser Info-Aktion in Empfang nehmen und sofort mit dem Verteilen von Flugblättern beginnen. Wenn auch Viele keines genommen haben, wurde unser Protest auf jeden Fall von einer sehr großen Anzahl von Besuchern wahrgenommen. Auch ließen sich viele ansprechen. Unser Flugblatt zum Thema ‚Zivile Nutzung des Fliegerhorstes‘ stieß nach meinem Gefühl vielfach auf Interesse und war nach ca. 2 Stunden ‚ausverkauft‘. Auch unser Hauptflugblatt wurde von vielen angenommen. 5 Leute waren beim Verteilen im Einsatz. Auf einer großen Fläche hatten wir unsere vielen Transpis ausgebreitet. Widerstandsmusik begleitete die Aktion. 2 Vertreter der ‚Aue-Presse‘ kamen und fotografierten uns, so dass zumindest an diesem Platz unsere Aktion ein Erfolg war. Übrigens sind anstelle von 65 000 bis ca 14 Uhr laut eines Beamten nur 23 000 Besucher gekommen. Einen älteren Mann, der bei der Rückkehr sehr abweisend war, fragte ich „Na, wie war’s denn?“ Er darauf sinngemäß, richtig verärgert: „so eine Geldverschwendung! kein Wunder wenn es überall bergab geht in diesem Land!“
 
Bericht 2 kleine Aktion der Wunstorfer*innen: Auf dem Gelände
Für uns ist der „Tag der Bundeswehr“ auf dem Fliegerhorst kein Grund zum Feiern, sondern ein Grund Widerstand zu leisten!
Deswegen haben wir Samstag die Begrüßungsrede gestört. Durch Transparente mit den Aufschriften „War starts here“ und „Wir kämpfen dagegen, dass ihr dafür sein könnt“1 haben wir die Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit von der Kriegsfeierei abgelenkt. Nachdem das Schmeißen von Papierschnipseln durch Besucher_innen als „Umweltverschmutzung“ gebrandmarkt wurde und wir von Feldjägern weggeführt wurden, konnte in Ruhe die Flugschau beginnen.

Bericht 3 – Am Bahnhof – und eine ‚Stippvisite‘ auf dem Gelände
Als wir in Wunstorf am Bahnhof ankamen war ich positiv überrascht: Die von der Stadt zugewiesene Fläche war richtig gut. In den ersten 2 Stunden kamen ca. 1 000 Leute vorbei, danach wurde es etwas weniger. Ca. 11:30 kamen dann drei junge Leute aus Wunstorf zu uns und berichteten von ihrer Aktion auf dem Fliegerhorst: Sie hatten ihre Transparente erfolgreich durch die Taschenkontrolle geschmuggelt und haben sie dann während der Eröffnungsrede aufgespannt, dazu mit Trillerpfeifen Krach gemacht und Papierschnipsel in die Luft geworfen. Die BW hat alle Materialien beschlagnahmt und Platzverweise ausgesprochen. Die drei hatten auch einen kleinen Zettel von dem Gottesdienst dabei, der vor der Eröffnung stattgefunden hatte. Meine Freundin, die jetzt ein paarmal bei Veranstaltungen des Friedensbüros dabei war, zeigte sich schockiert über die Mitwirkung des ev. Landesbischofs, der ehem. Studierendenpfarrerin und jetzigen Militärpfarrerin in Wunstorf sowie des Gospelchors.
Zu zweit beschlossen wir, ebenfalls mit ein paar Flugblättern aufs Militärgelände zu gehen und nahmen einen Shuttlebus. Bei den Taschenkontrollen am Eingang verneinte ich den Besitz von Waffen oder anderen gefährlichen Gegenständen. Wir machten ein paar Fotos und erkundigten uns bei jungen Johanniter_innen nach dem Weg zur Standortkirche und gaben ihnen eins unserer Flugblätter. Kaum eine Minute später kamen auch schon drei Feldjäger und wollten wissen, ob wir da Flugblätter im Beutel hätten. Sie hätten „es beobachtet“ und so wurden wir zum Haupteingang geführt. Nach weiteren 2-3 Minuten Ungewissheit sollten wir dann „ein bisschen aus dem Blickfeld“ und wurden in ein Gebäude geführt. Dort mussten wir unsere Taschen leeren und alle Materialien, auch meine vier letzten Comics über zivile Konfliktbearbeitung, wurden beschlagnahmt. Mit einer abschließenden Personalüberprüfung und einem Platzverweis bis 17.30 Uhr durch die Polizei endete unser Geländebesuch. Die beschlagnahmten Flugblätter wurden der Polizei übergeben, zur „Gefahrenabwehr“, wir könnten sie ab dem nächsten Morgen in der Polizeistation Wunstorf abholen. An unserem Mahnwachestandort am Bahnhof wurden wir nach unserer Rückkehr herzlich begrüßt.

Bericht 4: ‚Auf verlorenem Posten‘? Keineswegs! Haupteingang und Bahnhof
Wir waren da! Am Haupteingang des Fliegerhorstes und am Bahnhof. Wir waren nicht so Viele wie die Besucher_innen auf dem Gelände des Fliegerhorsts, aber wir waren da und haben Zeichen gesetzt. Wie an vielen anderen Standorten auch. Und für die Shuttle-Busse waren wir durchaus sichtbar – ebenso für die vielen Menschen, die mit Fahrrädern kamen.
Für viele Menschen scheint der ‚Tag der Bundeswehr ein ‚Event‘ zu sein: Hüpfburgen, Familienstimmung kostenlos mit dazu, beeindruckende Panzer, atemberaubende donnernde Loopings mit Militärflugzeugen am Himmel! Und genau das ist beabsichtigt! Werbung! Werben fürs Töten und Sterben! Auch wenn’s nicht so ausschaut! Das bekommt die Bundeswehr professionell hin. Aber es gab auch Menschen, die unsere Aktivitäten begrüßten, die Flugblätter annahmen und die mit uns redeten. Die nachdenklich wurden.
Und so waren wir ein Stachel im Fleische! Wir werden das immer wieder mühsame Hinterfragen weiter betreiben! Was macht die Bundeswehr mit diesen schrecklich schönen Kriegsgeräten? Wo in der Welt ist sie unterwegs – warum? Welche Tradition hat der Fliegerhorst Wunstorf?
Es gibt keine Alternative! Wir bleiben dran!
Für ein ‚Verhandeln statt Schießen‘! Für eine Welt, in der Niemand flüchten muss! Für ein Klima der ‚Entrüstung‘ – gegen Feindbilder.
Und dafür, dass die Bundeswehr endlich aufhört, mit großen Werbekampagnen unsere Steuergroschen dafür zu benutzen, kleinen und großen Kindern – Erwachsenen – Abenteuer, tolle Berufsaussichten und Frauenemanzipation schwarz-rot-gold ums Maul zu schmieren!
Der 70jährige Friede bei uns verhüllt die Kriegseinsätze in anderen Teilen der Welt!
Wir machen sie sichtbar! Sorgt mit uns dafür, dass uns das gelingt!

Und hier ein Link zum Bericht der DFG-VK.