Friedensnewsletter Oktober 2013

der Newsletter steht ganz im Zeichen verschiedener Veranstaltungen, die sich mit Militarismus in der Gesellschaft beschäftigen. Die neu eröffnete Ausstellung von Krieg zu Krieg wird von einer Veranstaltungsreihe begleitet, die Oktoberveranstaltungen werden hier näher vorgestellt. Alle Veranstaltungen finden sich unter http://www.ak-regionalgeschichte.de/html/von_krieg_zu_krieg__veranstalt.html

Außerdem in dieser Ausgabe ein Blick auf den Fliegerhorst Wunstorf und den A400M und eine Rückschau auf den 01.September.

  • Rückblick – Antikriegstag 2013
  • Ausstellung von Krieg zu Krieg eröffnet
  • Veranstaltung: Die Pöhlands im Krieg
  • Veranstaltung: „Besonders stark brennt das Judenviertel …“
  • Lesung und Diskussion mit Jürgen Grässlin: „Schwarzbuch Waffenhandel: Wie Deutschland am Krieg verdient“
  • Drehscheibe fürs Militär
  • Strafanzeige für Aufkleber und „Ortsbeleidigung“

 

Hier– wie immer eine layoutete Version des Newsletters

Termine:

01.10.2013 19:00 Friedenspol.AK, Kargah – Planung Erinnerung 100 Jahre 1.WK 2014

13.10.2013, 11 Uhr Ver.di-Höfe Die Pöhlands im Krieg

23.10.2013, 19 Uhr Ver.di-Höfe, : „Besonders stark brennt das Judenviertel …“

31. 10.2013 um 19:30 Uhr Ver.di-Höfe Schwarzbuch Waffenhandel

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Hannover – Antikriegstag 2013

Eigentlich hatten wir Aktive im Friedensbüro Hannover uns vorgenommen, das Thema ‚Drohnen‘  in den Mittelpunkt  unserer Aktivitäten zu stellen. Die war innerhalb der ‚Drohnen-Kampagne‘ und verschiedener Friedens- bzw. antimilitaristischen Gruppen so abgesprochen. Wir wollten das Thema, nachdem es auf ‚Hoch- und Staatseben‘ abgeschlossen zu sein schien, weiterhin als wichtigen Bereich in Bezug auf eine Verschärfung von Kampfmitteln im Krieg, die völkerrechtlich illegal sind und die Schwelle zu ‚machbaren Kriegen senken, in die Gesellschaft tragen. Die ‚Beschaffungsproblematik‘ des ‚Verteidigungsminister‘, die in den Medien fast ausschließlich diskutiert wurde, sahen und sehen wir als das geringste Problem.

Aber dann spitzte sich die Situation in Bezug auf Syrien dermaßen zu, dass wir befürchteten, mit Aktionen gegen einen kriegerischen Angriff auf Syrien schon zu spät zu kommen.

Wir organisierten sehr kurzfristig eine kleine Demonstration mit anschließender Mahnwache vor dem Bahnhof.  Zu unserer Erleichterung nahmen das Thema ‚Syrien‘ und die warnenden Worte vor einem kriegerischen Angriff von außen auch einen deutlichen Schwerpunkt in der Rede von Steffen Holz (DGB) und dem Hauptredner Reiner Braun (IALANA) bei der  Kundgebung in der zerstörten Ägidienkirche ein. Unserer Bitte, uns nach der Mahnwache zum Trammplatz zu begleiten, um dort der ermordeten Deserteure zu gedenken, kamen zahlreiche Teilnehmer_innen  nach. Auf dem Trammplatz  waren wir nach dem Deserteursgedenken  ungefähr 50 Menschen, die von dort über den Kröpcke zum Bahnhof  demonstrierten.  Eine Veranstaltung der ‚Linken‘ auf dem Kröpcke  zum  Thema ‚Krieg und Frieden‘  ließ uns kurz innehalten. Leider ‚verloren‘  wir dann einige Demonstrant_innen , weil das Ziel: ‚Mahnwache am Hauptbahnhof‘ nicht deutlich genug bei allen angekommen war.

Dennoch haben wir die Mahnwache am Bahnhof durchgeführt und unsere Flugblätter verteilt. Mit diesem Aufruf an unsere Bundesregierung und alle Staaten der Welt plädieren wir, das Leid in Syrien nicht durch einen kriegerischen Angriff noch zu vergrößern.

Inzwischen gibt es wieder Verhandlungen und vielleicht die Möglichkeit, in Syrien zu einem  inneren und äußeren Frieden zu finden. Wir begrüßen das sehr und werden den Prozess kritisch verfolgen und ggf. wieder zu öffentlicher Stellungnahme auffordern.

 

Friedensnewsletter September 2013

Liebe Friedensfreundinnen und –freunde

Die Herrschenden rasseln wieder mit den Säbeln. Vermutlich weder durch internationale Mandate gedeckt, erst recht nicht moralisch vertretbar haben einige Staaten vor, nächste Woche in Syrien weiter an der Eskalationsschraube zu drehen. Friedensnobelpreisträger Obama hat bisher keinen Zweifel daran gelassen, dass ein militärischer Schlag in Syrien unausweichlich ist. Weltweit meldet sich Protest. Auch in Hannover wird die Friedensbewegung auf die Straße gehen. Dazu und noch einiges mehr im Newsletter. Ich hoffe, wir sehen uns.

Das Newsletter sich auch hier als besser lesbares pdf.

Themen:

Antikriegstag und Protest gegen einen drohenden Militärschlag in Syrien

Veranstaltungshinweis: Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Schulen – eine kritische Analyse

Ausstellung: Von Krieg zu Krieg – Spuren des Militarismus in der Region Hannover vom 19. Jahrhundert bis heute

Nachbericht: Hannover: Proteste gegen das Sommerbiwak der 1. Panzerdivision 2013

Demonstration, 1. September: „Krieg gegen Syrien? Wir sagen: NEIN!“

Krieg gegen Syrien? Wir sagen: NEIN!
Demonstration: Sonntag, 1. September, 13:30 Uhr, Trammplatz [Hannover]

„Lasst die UN ihre Arbeit machen.“ Mit dieser Warnung vor einem kriegerischen Syrien-Einsatz wird EU-Parlamentspräsident Schulz in der HAZ v. 28. 8. 2013 zitiert. Noch sind die Inspekteure in Syrien dabei zu überprüfen, ob, und wenn ja, von wem der Giftgaseinsatz in Syrien ausgeübt wurde. Bevor dazu aber belastbare Ergebnisse vorliegen, kündigen USA, Großbritannien und Frankreich einen kriegerischen Einsatz gegen Syrien ohne UN-Mandat an.

Wir erinnern uns: Bereits zweimal haben die USA bei ihrem Versuch der Neuordnung des „Nahen Ostens“ die ganze Welt massiv belogen!
– 1991 sorgte ein gefälschter Bericht über Babymorde in Kuwait für die Kriegsbereitschaft für den 1. Irak-Krieg.
– 2003 führte der erfundene ,Beweis‘ von Massenvernichtungsmitteln im Irak dafür, dass die ,Koalition der Willigen‘ unter der Führung der USA den Irak angriffen.

Darum . . . . kann auch der behauptete Chemie-Waffen -Einsatz Assads gegen das eigene Volk in Syrien gezielte Kriegspropaganda oder ein inszenierter Anschlag zur Beseitigung einer unbotmäßigen Regierung sein. Wir wissen es nicht. Trotz der laufenden UN-Kontrolle wird gedroht und vielleicht Krieg geführt, der noch mehr Elend bringen wird und zum Funken im Pulverfass im Nahen Osten werden kann.

Deshalb fordern wir die deutsche Bundesregierung, aber auch alle Staaten dieser Welt auf, zum Krieg gegen Syrien ,Nein‘ zu sagen.
– Sofortiger Stopp aller Waffenlieferungen in die Krisenregion.
– Für Verhandlungen in Syrien durch die Kriegsparteien!
– Helfen Sie mit, Neue Kriege durch Aufklärung zu verhindern.

Krieg löst keine Probleme und darf nicht länger Mittel der Politik sein !

Treffpunkt: Sonntag, 1. September, 13:30 Uhr, am Mahnmal für den unbekannten Deserteur (Trammplatz).

Aufrufende Gruppen: Friedensbüro Hannover e. V.; DFG-VK Hannover; ATTAC Hannover; Palästina Initiative; Bündnis für die Zukunft; DFG-VK Münster, Initiative Kein Militär mehr

 

Weitere Veranstaltungen am 1. September:

11 Uhr: Kundgebung und Gedenkveranstaltung, Ehrenfriedhof am Maschsee-Nordufer (IG Metall und DGB, Liste der regelmäßigen Veranstaltungen)

12 uhr Kundgebung und Gedenkveranstaltung, Aegidienkirche (Orga: DGB, Erklärung des DGB zum Antikriegstag)

Anschließend: zum Deserterusdenkmal (Trammplatz) und 13:30 Uhr Demonstration

Am 2. September: Diskussionsveranstaltung „Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Schulen – eine kritische Analyse“ (GEW)

 

Von Krieg zu Krieg – Spuren des Militarismus in der Region Hannover vom 19. Jahrhundert bis heute

Vorankündigung: Ausstellung und Veranstaltungen

Von Krieg zu Krieg – Spuren des Militarismus in der Region Hannover vom 19. Jahrhundert bis heute

Tafel_TitelIm 19. Jahrhundert entwickelte sich zunächst in Preußen und dann in Gesamtdeutschland der preußisch-deutsche Militarismus, dessen verheerende Traditionen auch nach den Kolonialkriegen und dem Ersten Weltkrieg fortgesetzt wurden. Seinen zerstörerischen Höhepunkt erlebte der deutsche Militarismus während der NS-Diktatur und im Zweiten Weltkrieg. Trotz dieser Erfahrungen leben militaristische Traditionen in der deutschen Gesellschaft fort.
Sowohl in der Stadt Hannover als auch in den umliegenden Dörfern und Kleinstädten finden sich zahlreiche Denkmäler, Gedenktafeln, Grabsteine, Friedhöfe, Straßennamen, mit denen an verschiedene Kriege seit dem 19. Jahrhundert erinnert wird. Darüber hinaus existieren Reste des Zweiten Weltkrieges wie Bunker, Kasernen und Ruinen. Zwar finden zu unterschiedlichen Anlässen vor verschiedenen Denkmälern nach wie vor militärische Aufmärsche statt, dennoch ist vielen Menschen die Allgegenwart militärischer Erinnerungspolitik nicht bewusst.
Vor fast 100. Jahren begann der Erste Weltkrieg, der die Weichen für die katastrophale Entwicklung des 20. Jahrhunderts stellte – Anlass, sich in einer Ausstellung der Geschichte und der Gegenwart kriegerischer Traditionspflege in Stadt und Land anzunähern.

Dienstag, 17.9. – Freitag, 20.12. 2013

Ver.di-Höfe,Veranstaltungszentrum Rotation
Goseriede 10, 30159 Hannover

Eine Ausstellung des AK Regionalgeschichte.

Hannover: Proteste gegen das Sommerbiwak der 1. Panzerdivision 2013

Während nach Schätzungen von Besuchern 1000 bis 1500 zumeist geladene Gäste die 1. Panzerdivision und ihr aktuelles Wirken in aller Welt feierten – die Veranstalter_innen hatten immerhin auf 5000 Gäste gehofft –, demonstrierten 300 Menschen direkt vor dem HCC (Hannover Congress Centrum) und zogen anschließend mit einem Protestmarsch um den Veranstaltungsort des Sommerbiwaks und dann in die Innenstadt. Die Demonstrierenden skandierten „Blut, Blut, Blut an euren Händen“ und wiesen damit darauf hin, dass es mit Krieg keinen Frieden geben kann, sondern dass er eine Eskalation von Konflikten ist. Gleichzeitig wiesen sie auf die von deutschen Soldaten unter anderem in Afghanistan getöteten Menschen hin – und dass es vor dem Hintergrund der zahlreichen zivilen und militärischen Opfer auch dieses Krieges – mit Beteiligung der Bundeswehr, und explizit der 1. Panzerdivision – keinerlei Grund zu feiern gibt. Wer kam überhaupt einmal auf die Idee, dass Armee, Töten und Krieg gefeiert werden könnten?

Wohl der- und demjenigen, die zu den Protesten gekommen war. Das Programm des Sommerbiwaks selbst war wenig aufregend: Gegen 50 Euro Eintritt konnten sich die Besucher_innen einen Zugang zu – ebenfalls noch zu zahlenden – Bratwürsten und Pommes einkaufen. Ein schmales Programm – etwa eine Hutmodenschau und kleinere Acts – sorgte für die angemessene Unterhaltung. Paraglider, die lange Schwaden roter Farbe hinter sich herzogen, entpuppten sich erst auf den zweiten Blick und auf Erläuterung der Moderation hin als Bestandteil des Programms – „Freifaller“ – und nicht als blutroter Protest der draußen drohenden Demonstrant_innen. Und gleichzeitig fanden sich Protestflyer auf den Toiletten – und mussten Gäste teilweise noch auf dem Weg nach Hause – wie schon auf dem Hinweg – mit einigen Friedensfreund_innen darüber diskutieren, warum sie beim Sommerbiwak waren, eine Armee und Krieg mit all seinen Auswirkungen feiern könnten.

Die angemeldete Demonstration wurde hingegen auch in diesem Jahr behindert. So war es entsprechend den Auflagen der Stadt Hannover in der einzigen dem Feierort der Bundeswehr nahen Straße, die also in direkter Rufnähe zum militaristischen Sommerbiwak war, untersagt die Lautsprecheranlage und weitere – selbst mechanische (!) – Hilfsmittel für eine angemessen laute Bekundung des Protests zu nutzen. Nur ganz kurz durfte eine Rede gehalten werden – diese durfte auch mit Lautsprecher unterstützt werden. Dann musste die Anlage gleich wieder aus sein. Aber was ist Protest, wenn diejenigen, denen der Protest gilt, ihn nicht hören dürfen – nicht einmal für eine halbe Stunde? An dieser Stelle mundtot gemacht, war die Demonstration sonst laut und bunt – mit vielen „Pace-Fahnen“ und Teilnehmenden verschiedener Gruppierungen. Zu einem Zwischenfall kam es nur noch, als die Polizei von einigen Personen aus der Demonstration Personalien aufnehmen wollte, weil sie Flugblätter verteilten… Soviel zu Protest und demokratischen Grundrechten In Hannover: Zulässig scheint Protest nur zu sein, wenn er nicht etwa mit „lauten Sprüchen“ oder politischen Handzetteln daherkommt und wenn er gerade diejenigen nicht stört, denen er gilt: Den „oberen Zehntausend“, die selbst von Krieg gut profitieren und immer gut profitiert haben.

Wir sehen uns im nächsten Jahr!
Bis dahin gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen, aktuelle Informationen unter anderem hier: http://fbh.frieden-hannover.de und hier http://www.antifa-hannover.de .

Antikriegstag, 1. September 2013

– 11.00 Uhr — Kranzniederlegung — IGM — Ehrenmal – Maschsee-Nordufer
– 12.00 Uhr — Aegidienkirche — Gedenkveranstaltung des DGB mit
Reiner Braun — IALANA
– Anschließend: Deserteursdenkmal auf dem Trammplatz: Gedenken der in
Hannover begrabenen oder aus Hannover stammenden Deserteure

Kundgebung und Demonstration gegen das Sommerbiwak der Bundeswehr 2013

Widerstand gegen die 1. Panzerdivision und das Sommerbiwak. Kommt alle zur Kundgebung am HCC und nehmt an der anschließenden Demonstration in die Innenstadt teil!

FR. 09.08.2013 18:00 HCC

Lasst uns den Krieg stoppen, auch in Hannover

Krieg beginnt hier-
Gekämpft und gestorben wird woanders! Wir nehmen Krieg in der Regel nur medial wahr. Dennoch wird von hier aus geplant, organisiert, Kriegsgerät produziert und in alle Welt transportiert. Vom Fliegerhorst Wunstorf aus gehen Militärtransporte in die ganze Welt. In der Emmich Cambrai-Kaserne in Hannover findet die Militärpolizeiausbildung zur Aufstandsbekämpfung statt und in Unterlüß lässt Rheinmetall Panzer bauen. In der Stadt Hannover befindet sich der Stab der ersten Panzerdivision, sie ist die Kriegsdivision des deutschen Heeres. Seit Beginn der Auslandseinsätze der Bundeswehr ist die 1 . Panzerdivision dabei.

Damit die Militärs in Ruhe ihre Kriegsvorbereitungen treffen können, damit sie ihre Kriege führen können, damit auch die Rüstungsindustrie expandieren kann – dafür wird Stillschweigen gebraucht im eigenen Land oder noch besser: Zustimmung. Um diese Zustimmung herzustellen, wird auch gefeiert. » Weiterlesen

Landeskirche Hannover bleibt dabei: Beerdigungen als Militär- und Politik-Spektakel

Landeskirche möchte weiterhin Trauerfeiern anlässlich der Tode von Soldaten und Soldatinnen in den Kirchen mit politischem Rahmen ausgestalten und Hausrecht an die Bundeswehr abgeben.

Ende Mai  bzw. Anfang Juni  haben wir an dieser Stelle ein Rundschreiben der evangelischen Landeskirche Hannover veröffentlicht und Stellung bezogen.
Die Kirchenleitung fordert in ihrem Schreiben alle Gemeinden auf, im Falle von Beerdigungen von im Dienst getöteten SoldatInnen, die Gestaltung von Trauergottesdiensten samt Hausrecht des geschützten Raums der Kirche an das Bundesverteidigungsministerium respektive die Bundeswehr zu übertragen.

Wir sind darüber sprach- und fassungslos, weil wir das Hausrecht der Kirchen in ihren eigenen Gotteshäusern für elementar halten, das sie u.E. nicht aus ihren eigenen Händen geben dürfen. Einen Grund für unsere Haltung sehen wir u.a. darin, dass Flüchtlinge oder andere benachteiligte und gefährdete Gruppen in dieser Zeit den ihnen so lebensnotwendigen Schutz nicht erhalten könnten.

Die – wenn auch nur impliziert ausgesprochene – Weisung wurde presseöffentlich und fand in einigen Zeitungen bundesweit kritische Resonanz.

Offensichtlich aus diesem Grunde hat der „Geistliche Vizepräsident“ der Landeskirche Hannover nun mit Datum vom 17. Juni 2013 ein weiteres Schreiben an die Kirchenvorstände und Pfarrämter der hiesigen Kirchengemeinden gerichtet, das wir hiermit der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Es habe „weitere Gespräche mit dem Bundesverteidigungsministerium“ gegeben, so heißt es darin und angeblich „widersprüchliche Pressemeldungen“ seien „nicht abschließend rechtlich geklärter“ Fragen zur Kirchen-Hausrecht-Übertragung geschuldet gewesen.

Was in diesem neuen Gemeindebrief auf den allerersten Blick als ein Zurückrudern der Kirchenführung aussieht, erscheint uns dann allerdings bei genauerem Hinsehen als eine Zementierung der im vorigen, umstrittenen Rundschreiben angekündigten Praxisempfehlung.

So heißt es im neuen Anschreiben unter anderem:

„Die evangelische Militärseelsorge empfiehlt jetzt, dass Kirchengemeinden im Falle geplanter Zentraler Trauerfeiern schriftliche Vereinbarungen mit der Bundeswehr treffen sollten und steht für Beratung in einer solchen Situation zur Verfügung. Das kann so aussehen, dass auch ohne eine Übertragung des Hausrechtes Absprachen getroffen werden, wie die Ausübung des Hausrechtes geregelt wird, den Sicherheitsanforderungen Genüge getan wird, zugleich aber auch die Interessen der Kirchengemeinde berücksichtigt werden.“

Das wäre, was die Praxis beträfe, nichts anderes, als das zuvor angekündigte: Die Herrschaft militärischer Kräfte im Kirchenhaus und die Definitionsgewalt darüber, wer als „Störer“ gilt und wer nicht und dieses Vorhaben bereitet uns Sorgen, weil wir das Hausrecht sicher in kirchlichen Händen wissen möchten.

Die Landeskirche konkretisiert sogar weiter:

„Bei der Trauerfeier wird zwischen einem kirchlichen Gottesdienst und einem staatlichen Akt deutlich unterschieden, auch wenn beide Feiern nacheinander in der Kirche stattfinden. Die inhaltliche und liturgische Verantwortung für den Gottesdienst liegt bei der evangelischen und der katholischen Militärseelsorge, in Abstimmung mit dem örtlichen Pfarramt. Eine Einflussnahme staatlicher Stellen auf Form und Inhalt des Gottesdienstes ist ausgeschlossen.“

Und fortfahrend:

„An der zeitlichen und örtlichen Verbindung der beiden Feiern möchten wir festhalten, denn zwei Trauerfeiern an verschiedenen Orten ist den Angehörigen nicht zuzumuten. Das haben Gespräche in der Vorbereitung bisheriger Trauerfeiern deutlich ergeben.“

Die Pfarrer, Pastoren und Pastorinnen der Militärseelsorge sind vom Bundesverteidigungsministerium auf Zeit verbeamtete und von dort bezahlte Geistliche – diese Menschen sollen nun also bestimmen, auf welche Art und Weise ein Mensch zur letzten Ruhe begleitet wird? Und dann meint die Kirchenleitung auch noch am besten zu wissen, was für die trauernden Freunde und Verwandte des/der Toten am besten wäre?

Wir verspüren in uns Widerstand, wenn wir vernehmen, das Militärgeistliche zukünftig eine Trauerfeier von Gefallenen gestalten sollen. Hat doch gerade Deutschland mit der Verbindung von Staat und Kirche negative Erfahrungen gemacht.

Wir finden dafür keine passenden Worte!

Wir möchten daher:

– dass auch ein im Dienst getöteter Soldat bzw. eine im Dienst getötete Soldatin wie ein Mensch, wie jeder andere Mensch gesehen wird. Uns ist es wichtig, dass die Bundeswehr und das Bundesverteidigungsministerium sich aus Trauerfeiern heraushalten. Denn nach dem Sterben ist ein Mensch ein Mensch und kein Soldat oder Soldatin mehr!

– dass eine Beerdigung weder zu politischen noch zu ideologischen Zwecken eingesetzt, aus unserer Sicht missbraucht wird.

– dass die Bundeswehr eine finanzielle Unterstützung der Trauerfeier nicht davon abhängig macht, ob sie diese gestalten und damit instrumentalisieren darf oder nicht.

– dass die Kirche einen unabhängigen Dienst am Menschen vollzieht.Deshalb ist es uns wichtig, dass sie nicht weiter vom Geld des Militärs bezahlte Geistliche die Soldaten beim Dienst mit der Waffe und im Krieg in deren Einsätzen unterstützen.

Wir unterstützen die Forderung der ökumenischen Initiative zur Abschaffung der Militärseelsorge.

Wir bitten die Bundeswehr, den Irrweg von immer mehr Auslandseinsätzen im Sinne „der Sicherung freier Handelswege“ oder mit der Scheinbegründung des „Kampfes gegen den Terror“ aufzugeben. Denn noch immer gilt die Devise:

Nie wieder Krieg mit deutscher Beteiligung!

Disclaimer:

Dieser Text ist von einigen Menschen aus dem Friedensbüro Hannover verfasst worden. Die Gesamtheit des Friedensbüros versteht sich jedoch als Gruppe jenseits irgendwelcher Zuordnungen von Konfessionen oder Glaubensfragen.

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