Protest vor der EKD

Am 20. November 2013, Buß- und Bettag und gleichzeitig letzter Tag der diesjährigen, inzwischen 30. ökumenischen Friedensdekade, hielten Mitglieder des Friedensbüros Hannover vor der Herrenhäuser Kirche und
vor dem Sitz der EKD jeweils eine Mahnwache.
Mit Flyern samt der Überschrift „Hallo EKD, unsere Bitte: bitte solidarisch statt soldatisch!!!“ spielten sie auf das diesjährigen Friedensdekaden-Motto „Solidarisch?“ an und wendeten sich gegen die Abkehr der institutionalisierten evangelischen Kirche von urchristlichen Werten.

Im Flugblatt heißt es:

„Wir kritisieren:

  • was die Evangelische Kirche Deutschlands daraus gemacht hat, wie sie den radikalen Pazifismus Jesu Christi, wie in der Bergpredigt nachzulesen ist, aus dem Alltag unserer Kirche gelöscht hat,
  • das Fehlen einer klaren und unbedingten Absage an Gewalt,
  • die aktive Unterstützung einer Militärseelsorge, die. über die wichtige Seelsorge am Menschen hinaus das System von Gewalt und Gegengewalt stützt und am Leben erhält!

Es ist endlich Zeit, einen Wechsel einzuläuten und die Kirche an ihre Wurzeln zu erinnern. Das bedeutet: aktive Friedensarbeit, Absage an jegliche Form von Gewalt, Wiederherstellung einer echten Unabhängigkeit und keine Unterstützung soldatischen Wesens in irgendeiner Form, Engagement für Gütekraft und soziale Gerechtigkeit.

Bitte: Fangen Sie JETZT damit an!“

Vor der Herrenhäuser Kirche empfingen Sie die aus dem Buß- und Bettagsgottesdienst strömenden Kirchgänger, darunter viele Mitarbeiter*innen der EKD und führten das eine oder andere Gespräch mit diesen.
Später wurde dann die Mahnwache vor dem Hauptsitz der EKD forgesetzt, zusammen mit zahlreichen Transparenten und eine Drohne samt Werbebanner „Krieg beginnt hier“ wiesen die Friedensaktivisten auf die zunehmende Verquickung und Verstrickung der EKD mit Krieg und soldatischer Tradition hin, sei es im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion um Überwachungs- und Kampfdrohnen, wo die EKD sich auf keine klare Stellung für Gewaltfreiheit einlassen mag. Angesprochen wird mit dem Protest aber auch die nach wie vor unfassbaren Unterstützung des kriegerischen Treibens der Bundeswehr durch das Betreiben der Militärseelsorgedienste im Sinne der Armee und durch die Hergabe kirchlicher Räume z.B. für Militärkonzerte. Für diese Zwecke werden den „Feldjägern“ der deutschen Armee die Hausrechte übertragen – die Militärpolizisten besetzen also quasi die Kirchen und führen dort soldatisch uniformiert die Befehlsgewalt aus.
Nach gut zwei Stunden Protest und 200 verteilten Flyern an Passanten und Interessierte wurde die Mahnwache bei schönstem Wetter und guter Laune wieder beendet.

SOLDATEN

Deutsche Soldaten im 2. Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft. Was macht man, um die Zeit totzuschlagen? Man unterhält sich. Banales Gerede?

Cumberlandsche Bühne des Staatstheaters Hannover und Friedensbüro Hannover laden ein:

Aufführung und Diskussion,  Cumberlandsche Galerie, Prinzenstraße 9,20.11.2013, Vorstellungsbeginn 20 Uhr, anschließende Diskussion ca. 22 Uhr

Jahrzehnte nach Kriegsende stießen die beiden Wissenschaftler Sören Neitzel und Harald Welzer auf die Tonaufnahmen der von den Besatzungsmächten vorgenommenen abgehörten Gespräche deutscher Kriegsteilnehmer. Sie nahmen diese Originalquellen und beleuchteten daran die Einstellung deutscher Soldaten zu ihrem Kriegseinsatz, zu ihrem Handeln im Krieg. Aus dem so entstandenen Buch wurde nun das Material zu einem Theaterstück „Soldaten“. Das Schauspielhaus führt uns die Gespräche in beklemmender Atmosphäre vor. Das Friedensbüro möchte dieses Theaterstück mit Besuchern_innen und dem Ensemble diskutieren. Wir möchten dabei den Bezug zu heute herstellen. Reicht ein Erschrecken über unmenschliches Handeln ohne Reue? Oder müssen wir nicht zusammen mit den Buchautoren die Frage stellen: Welche Lehren können wir daraus für heute ziehen? Zeigen die Gespräche nicht die Verrohung durch den Krieg, sondern schon vorher angelegte Denk- und Handlungsmuster, die im Krieg nur auf ihre Spitze getrieben werden? Wie widerständig sind wir heute gegen solche Entwicklungen? Wie können wir als Friedensbewegung diese Widerständigkeit befördern oder sogar erst hervorrufen?

Gedenkfeier ‚Kurt Willkomm‘ zum 80. Todestag am Ehrengrab auf dem Ricklinger Friedhof

Am 16. November 1933 – also in diesem Jahr vor 80 Jahren – wurde Kurt Willkomm von den Nazis brutal ermordet. Wir – verschiedene Gruppen aus dem antifaschistischen/friedenspolitischen Bereich zusammen mit Karljosef Kreter vom ‚Projekt Erinnerungskultur‘ der Stadt Hannover –  haben aus diesem Anlass eine Gedenkveranstaltung am Ehrengrab auf dem Ricklinger Friedhof, wo Kurt Willkomm damals von den Nazis verscharrt wurde, veranstaltet. Die beiden Enkeltöchter von Kurt Willkomm und Grete Hoell waren mit weiteren Angehörigen gekommen und insgesamt waren wir etwa 40 Menschen. Ein kleiner Chor und verschiedene Ansprachen, die uns Kurt Willkomms Leben und Tod aus verschiedenen Sichtweisen nahe brachten, standen im Zentrum der Gedenkfeier. Das Grab war vor der Gedenkfeier freundlicherweise von der Stadt gereinigt worden, sodass es mit den niedergelegten und eingepflanzten Blumen jetzt wirklich wie ein Ehrengrab aussieht.


Die Enkeltöchter zeigten sich vor allem darüber erfreut, dass viele junge Menschen gekommen waren und dass noch versucht werden soll, Schüler_innen aus der IGS Mühlenberg für eine Patenschaft zu gewinnen. Denn das Gedenken an die Ermordung des damaligen 28jährigen Kurt Willkomm soll dazu beitragen, dass Verfolgung, Folter, Mord und Krieg nie wieder im Namen Deutschlands geschehen!“

Friedensnewsletter Hannover November 2013

In Leipzig wurde die Völkerschlacht wieder geschlagen – wenn auch diesmal nur zum Spaß. Das Sterben und das Grauen von Krieg werden banalisiert. Dem entgegen stellt sich ein Leipziger Aufruf, den wir gerne dokumentieren. Um Krieg und um Soldaten geht es auch in einem Stück des Schauspielhauses, basierend auf dem Buch „Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“. Wir wollen mit dem Ensemble am 20.11. über das Stück diskutieren. Brunhild hat freundlicherweise vorab das Buch für uns rezensiert. Dazu kommen – inzwischen schon fast traditionell – der Chor und die Proteste gegen das Militärkonzert der Bundeswehr, außerdem jede Menge Veranstaltungshinweise.

Die Themen im Einzelnen:

  • Schwarzbuch Waffenhandel
  • Gewerkschaften, Rüstung und Krieg
  • Gedenken an Kurt Willkomm
  • SOLDATEN im Schauspielhaus
  • Militärkonzert in Hannover
  • Leipziger Erklärung zum Völkerschlachtgedenken
  • Rezension „Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“

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Proteste gegen Militärwerbung an der Lutherschule Hannover

Am heutigen 23. Oktober 2013 hatte sich die Bundeswehr bei der Lutherschule in Hannover für eine Veranstaltung angekündigt, die sie unter Duldung der Schulleitung auch durchführen konnte. Im Rahmen eines Projekttages wurden Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs mit einer Werbeveranstaltung der Bundeswehr konfrontiert, die dann an einer benachbarten Grundschule stattfand. Gern bezeichnet die Bundeswehr

solche Veranstaltungen als „Informationsveranstaltungen“ – aber sie informiert nicht, sondern es wird mit der Technikbegeisterung junger Menschen gespielt und ein grundgesetzwidriges Bild der Aufgabe der Bundeswehr als weltweiter militärischer Akteur gezeichnet, hingegen Töten und Sterben nicht thematisiert. Werbung bei Minderjährigen steht einerseits im Widerspruch zu den Intentionen der UN-Kinderrechtskonvention, die darauf abzielt Menschen unter 18 Jahren aus militärischen Konflikten herauszuhalten. Andererseits sind Schulen Orte der Pädagogik: Junge Menschen sollen zur eigenen Positionierung befähigt werden. Das geht aber nicht, wenn Interessensverbände wie die Bundeswehr ‚bilden‘ – sie haben immer ein Interesse! -, sondern wenn Lehrerinnen und Lehrer unterrichten und differenziertes Material für die pädagogische Behandlung zur Verfügung stellen.

Gern argumentiert die Bundeswehr, sie sei eine normale ‚Arbeitgeberin‘ und müsse daher ‚informieren‘ dürfen. Aber sie ist aus mehreren Perspektiven eben keine einfache Arbeitgeberin: 1) Sie erzieht dazu,dass Menschen töten und sterben können. 2) Junge Menschen verpflichten sich über viele Jahre und kommen aus einem Vertrag nicht einfach wieder heraus. 3) Wenn sich zwei, drei Jahre später bei jungen Menschen eine andere Lebensperspektive einstellt – etwa weil sie ein Kind bekommen und sich deshalb ihre Einstellung zu Leben und Töten verändert -, kommen sie aus dem ‚Knebelvertrag‘ mit der Bundeswehr nicht mehr bzw. nur sehr sehr schwer raus. Nur unter erheblichen Hürden, langwierig und mit professioneller Unterstützung gelingt dann die ‚Kriegsdientsverweigerung aus dem Dienst‘ heraus. Die Zahlen sind dennoch hoch: In den Jahren 2002 bis 2012 gab es 31 985 Anträge zur Kriegsdienstverweigerung von Soldatinnen und Soldaten.

Heute protestierten Aktivistinnen vor der Schule gegen die Werbung der Bundeswehr, gaben Material als Gegendarstellung aus (Bevor_du_unterschreibst_klein.pdf). Immerhin hat die Schulleitung darauf hin ein Gespräch angeboten – Friedensinteressierte sollten mit Schülerinnen und Schülern der 12. Klassen diskutieren dürfen – nachdem also junge Menschen von der Bundeswehr ‚gebrieft‘ wurden, dürfen sie später auch etwas über friedenspolitische Alternativen erfahren. Aber auch hier gilt: PädagogInnen sollen informieren und nicht die Schule zum Schauplatz von Interessensgefechten werden!

Empfohlenes Material: „Einsatzgebiet Klassenzimmer – die Bundeswehr an der Schule“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: Einsatzgebiet Klassenzimmer.pdf.

31.10.2013: „Schwarzbuch Waffenhandel – Wie Deutschland am Krieg verdient“ Lesung und Diskussion mit Jürgen Grässlin

graesslin_schwarzbuch_waffenhandel# Donnerstag, 31.10.2013, 19.30 Uhr
# Ver.di-Höfe, Veranstaltungszentrum Rotation, Saal 3 (Goseriede 10, Hannover)

Deutschland ist der weltweit drittgrößte Waffenexporteur und schreckt vor Lieferungen an verbrecherische Regime und Diktatoren nicht zurück. Jürgen Grässlin verfolgt und kritisisiert die Entwicklungen deutscher Waffen- und Kriegsgeräteproduktion und ihren Export seit vielen Jahren auf profunde Art und Weise. 2009 wurde Grässlin mit dem „Preis für Zivilcourage“ der Solbach-Freise-Stiftung“ und 2011 mit dem „Aachener Friedenspreis“ ausgezeichnet. Die von ihm mitbegründete Aufschrei-Kampagne erhielt 2012 den Stuttgarter Friedenspreis zugesprochen.

In seinem neu erschienenen Buch „Schwarzbuch Waffenhandel – Wie Deutschland am Krieg verdient“ deckt Jürgen Grässlin auf, wer die Profiteure dieser Kriegswirtschaft sind, er nennt Industrieunternehmen beim Namen, er zeigt, wer in der Politik die Exporte genehmigt und wie die Banken das alles finanzieren.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Von Krieg zu Krieg zu Krieg — Spuren des Militarismus in der Region Hannover vom 19. Jahrhundert bis heute“. Eine Kooperationsveranstaltung von: AK Regionalgeschichte, Friedensbüro Hannover e.V., Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen und ver.di Jugend.

Hannover – Antikriegstag 2013

Eigentlich hatten wir Aktive im Friedensbüro Hannover uns vorgenommen, das Thema ‚Drohnen‘  in den Mittelpunkt  unserer Aktivitäten zu stellen. Die war innerhalb der ‚Drohnen-Kampagne‘ und verschiedener Friedens- bzw. antimilitaristischen Gruppen so abgesprochen. Wir wollten das Thema, nachdem es auf ‚Hoch- und Staatseben‘ abgeschlossen zu sein schien, weiterhin als wichtigen Bereich in Bezug auf eine Verschärfung von Kampfmitteln im Krieg, die völkerrechtlich illegal sind und die Schwelle zu ‚machbaren Kriegen senken, in die Gesellschaft tragen. Die ‚Beschaffungsproblematik‘ des ‚Verteidigungsminister‘, die in den Medien fast ausschließlich diskutiert wurde, sahen und sehen wir als das geringste Problem.

Aber dann spitzte sich die Situation in Bezug auf Syrien dermaßen zu, dass wir befürchteten, mit Aktionen gegen einen kriegerischen Angriff auf Syrien schon zu spät zu kommen.

Wir organisierten sehr kurzfristig eine kleine Demonstration mit anschließender Mahnwache vor dem Bahnhof.  Zu unserer Erleichterung nahmen das Thema ‚Syrien‘ und die warnenden Worte vor einem kriegerischen Angriff von außen auch einen deutlichen Schwerpunkt in der Rede von Steffen Holz (DGB) und dem Hauptredner Reiner Braun (IALANA) bei der  Kundgebung in der zerstörten Ägidienkirche ein. Unserer Bitte, uns nach der Mahnwache zum Trammplatz zu begleiten, um dort der ermordeten Deserteure zu gedenken, kamen zahlreiche Teilnehmer_innen  nach. Auf dem Trammplatz  waren wir nach dem Deserteursgedenken  ungefähr 50 Menschen, die von dort über den Kröpcke zum Bahnhof  demonstrierten.  Eine Veranstaltung der ‚Linken‘ auf dem Kröpcke  zum  Thema ‚Krieg und Frieden‘  ließ uns kurz innehalten. Leider ‚verloren‘  wir dann einige Demonstrant_innen , weil das Ziel: ‚Mahnwache am Hauptbahnhof‘ nicht deutlich genug bei allen angekommen war.

Dennoch haben wir die Mahnwache am Bahnhof durchgeführt und unsere Flugblätter verteilt. Mit diesem Aufruf an unsere Bundesregierung und alle Staaten der Welt plädieren wir, das Leid in Syrien nicht durch einen kriegerischen Angriff noch zu vergrößern.

Inzwischen gibt es wieder Verhandlungen und vielleicht die Möglichkeit, in Syrien zu einem  inneren und äußeren Frieden zu finden. Wir begrüßen das sehr und werden den Prozess kritisch verfolgen und ggf. wieder zu öffentlicher Stellungnahme auffordern.

 

Veranstaltungshinweis: Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Schulen – eine kritische Analyse

Ort: GEW Geschäftsstelle, Berliner Allee 18, 30175 Hannover,

Sitzungssaal im Erdgeschoss
Zeit: 2. September 2013 um 19.00 Uhr

Vor dem Hintergrund der Bundeswehrreform und der Entwicklung der Bundeswehr von einer Verteidigungs- hin zu einer Interventionsarmee im
weltweiten Einsatz, sieht sich diese mit einem erhöhten Nachwuchs- und Legitimationsbedarf konfrontiert. Neben Werbe- und Imagekampagnen zur Nachwuchs- und Akzeptanzgewinnung wird von Seiten der Bundeswehr versucht, mit Angeboten zur politischen Bildung für Schüler_innen und Lehrkräfte sowie einer Institutionalisierung der Zusammenarbeit mit Kultusministerien und Bildungsbehörden den Einfluss auf die schulische politische Bildung zu intensivieren. So wurden in den letzten Jahren in mehreren Ländern Kooperationsabkommen zwischen der Bundeswehr und Kultusministerien abgeschlossen. Dieser Einfluss der Bundeswehr auf das staatliche Bildungswesen ist im Kontext einer gesamtgesellschaftlichen Militarisierung zu sehen.

Lena Sachs wird in ihrem Vortrag die geschichtlichen, politischen und rechtlichen Hintergründe sowie aktuellen Entwicklungen dieser fragwürdigen Zusammenarbeit beleuchten und die Arbeit der Jugendoffiziere sowie den bundesweiten Widerstand gegen die Militarisierung des Bildungssystems vorstellen. Im Anschluss an den Vortrag sind alle zu einer anregenden Diskussion eingeladen.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Es laden ein: GEW-Kreisverbände Hannover-Stadt und Hannover-Land

Von Krieg zu Krieg – Spuren des Militarismus in der Region Hannover vom 19. Jahrhundert bis heute

Vorankündigung: Ausstellung und Veranstaltungen

Von Krieg zu Krieg – Spuren des Militarismus in der Region Hannover vom 19. Jahrhundert bis heute

Tafel_TitelIm 19. Jahrhundert entwickelte sich zunächst in Preußen und dann in Gesamtdeutschland der preußisch-deutsche Militarismus, dessen verheerende Traditionen auch nach den Kolonialkriegen und dem Ersten Weltkrieg fortgesetzt wurden. Seinen zerstörerischen Höhepunkt erlebte der deutsche Militarismus während der NS-Diktatur und im Zweiten Weltkrieg. Trotz dieser Erfahrungen leben militaristische Traditionen in der deutschen Gesellschaft fort.
Sowohl in der Stadt Hannover als auch in den umliegenden Dörfern und Kleinstädten finden sich zahlreiche Denkmäler, Gedenktafeln, Grabsteine, Friedhöfe, Straßennamen, mit denen an verschiedene Kriege seit dem 19. Jahrhundert erinnert wird. Darüber hinaus existieren Reste des Zweiten Weltkrieges wie Bunker, Kasernen und Ruinen. Zwar finden zu unterschiedlichen Anlässen vor verschiedenen Denkmälern nach wie vor militärische Aufmärsche statt, dennoch ist vielen Menschen die Allgegenwart militärischer Erinnerungspolitik nicht bewusst.
Vor fast 100. Jahren begann der Erste Weltkrieg, der die Weichen für die katastrophale Entwicklung des 20. Jahrhunderts stellte – Anlass, sich in einer Ausstellung der Geschichte und der Gegenwart kriegerischer Traditionspflege in Stadt und Land anzunähern.

Dienstag, 17.9. – Freitag, 20.12. 2013

Ver.di-Höfe,Veranstaltungszentrum Rotation
Goseriede 10, 30159 Hannover

Eine Ausstellung des AK Regionalgeschichte.

Hannover: Proteste gegen das Sommerbiwak der 1. Panzerdivision 2013

Während nach Schätzungen von Besuchern 1000 bis 1500 zumeist geladene Gäste die 1. Panzerdivision und ihr aktuelles Wirken in aller Welt feierten – die Veranstalter_innen hatten immerhin auf 5000 Gäste gehofft –, demonstrierten 300 Menschen direkt vor dem HCC (Hannover Congress Centrum) und zogen anschließend mit einem Protestmarsch um den Veranstaltungsort des Sommerbiwaks und dann in die Innenstadt. Die Demonstrierenden skandierten „Blut, Blut, Blut an euren Händen“ und wiesen damit darauf hin, dass es mit Krieg keinen Frieden geben kann, sondern dass er eine Eskalation von Konflikten ist. Gleichzeitig wiesen sie auf die von deutschen Soldaten unter anderem in Afghanistan getöteten Menschen hin – und dass es vor dem Hintergrund der zahlreichen zivilen und militärischen Opfer auch dieses Krieges – mit Beteiligung der Bundeswehr, und explizit der 1. Panzerdivision – keinerlei Grund zu feiern gibt. Wer kam überhaupt einmal auf die Idee, dass Armee, Töten und Krieg gefeiert werden könnten?

Wohl der- und demjenigen, die zu den Protesten gekommen war. Das Programm des Sommerbiwaks selbst war wenig aufregend: Gegen 50 Euro Eintritt konnten sich die Besucher_innen einen Zugang zu – ebenfalls noch zu zahlenden – Bratwürsten und Pommes einkaufen. Ein schmales Programm – etwa eine Hutmodenschau und kleinere Acts – sorgte für die angemessene Unterhaltung. Paraglider, die lange Schwaden roter Farbe hinter sich herzogen, entpuppten sich erst auf den zweiten Blick und auf Erläuterung der Moderation hin als Bestandteil des Programms – „Freifaller“ – und nicht als blutroter Protest der draußen drohenden Demonstrant_innen. Und gleichzeitig fanden sich Protestflyer auf den Toiletten – und mussten Gäste teilweise noch auf dem Weg nach Hause – wie schon auf dem Hinweg – mit einigen Friedensfreund_innen darüber diskutieren, warum sie beim Sommerbiwak waren, eine Armee und Krieg mit all seinen Auswirkungen feiern könnten.

Die angemeldete Demonstration wurde hingegen auch in diesem Jahr behindert. So war es entsprechend den Auflagen der Stadt Hannover in der einzigen dem Feierort der Bundeswehr nahen Straße, die also in direkter Rufnähe zum militaristischen Sommerbiwak war, untersagt die Lautsprecheranlage und weitere – selbst mechanische (!) – Hilfsmittel für eine angemessen laute Bekundung des Protests zu nutzen. Nur ganz kurz durfte eine Rede gehalten werden – diese durfte auch mit Lautsprecher unterstützt werden. Dann musste die Anlage gleich wieder aus sein. Aber was ist Protest, wenn diejenigen, denen der Protest gilt, ihn nicht hören dürfen – nicht einmal für eine halbe Stunde? An dieser Stelle mundtot gemacht, war die Demonstration sonst laut und bunt – mit vielen „Pace-Fahnen“ und Teilnehmenden verschiedener Gruppierungen. Zu einem Zwischenfall kam es nur noch, als die Polizei von einigen Personen aus der Demonstration Personalien aufnehmen wollte, weil sie Flugblätter verteilten… Soviel zu Protest und demokratischen Grundrechten In Hannover: Zulässig scheint Protest nur zu sein, wenn er nicht etwa mit „lauten Sprüchen“ oder politischen Handzetteln daherkommt und wenn er gerade diejenigen nicht stört, denen er gilt: Den „oberen Zehntausend“, die selbst von Krieg gut profitieren und immer gut profitiert haben.

Wir sehen uns im nächsten Jahr!
Bis dahin gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen, aktuelle Informationen unter anderem hier: http://fbh.frieden-hannover.de und hier http://www.antifa-hannover.de .

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