Friedensnewsletter Hannover Februar 2014

Wer ein Dummkopf ist, dem schadet die internationale Kriegsberedsamkeit nichts. Wer ein halbwegs normal arbeitendes Gehirn hat, krümmt sich unter ihr in Schmerz.
Polgar, Krieg als Erzieher

Liebe Friedensfreundinnen und –freunde,

die Münchener Sicherheitskonferenz hat es gezeigt. Nachdem die neue Kriegsministerin vorsichtig vorgeprescht ist und eine aktivere militärische Rolle der Bundeswehr verbunden mit einem radikalen Wechsel der deutschen Außenpolitik angekündigt hat, zieht der Bundespräsident Gauck in einer bisher nicht dagewesenen offensiven Form die militärische Karte. Die Bundesrepublik wird sich bald wieder in neuen Kriegen wiederfinden. Es ist anzunehmen, das die Regierung ihre Macht nutzen wird die Militarisierung der Gesellschaft voranzutreiben und Krieg wieder zum nicht hinterfragten Mittel der Politik zu machen. Passend zum Säbelrasseln wird in diesem Jahr der 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges begangen. Von Seiten der Friedensbewegung muss darauf geachtet werden, dass die zu erwartende Veranstaltungsflut nicht nur zur Rückschau uns Selbstrechtfertigung genutzt wird, sondern auch die Frage nach der Bedeutung für das heute und morgen gestellt wird. Hier ist jede und jeder Einzelne gefragt.

Am 26. Februar wird in Berlin die Unterschriftenliste der Aktion Aufschrei – die sich gegen Rüstungsexporte wendet –  übergeben. Falls noch Listen vorhanden sind oder ihr noch nicht unterschreiben habt, bitte beachtet den Termin. Mehr Informationen: http://www.aufschrei-waffenhandel.de/.

Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache: Ab März findet der Friedenspolitische Arbeitskreis wieder im frisch sanierten Pavillon statt. Im Februar treffen wir uns zum letzten Mal im Kargah.

Die Themen im Einzelnen:

  • Termine
  • Es fiel ein Schuss in Sarajewo – szenischeLesung
  • Kommentar zur neuen Kriegsministerin
  • Ausblick Internationaler Frauentag 2014
  • Einladung Strategiekonferenz der Friedensbewegung
  • Rückblick: Festakt zur Verabschiedung der Soldat_innen der 1. Panzerdivision im Landtag am 9. 1. 2014 im Niedersächsischen Landtag

Kritik, Hinweise und Vorschläge bitte an newsletter@frieden-hannover.de.

Ralf Buchterkirchen
für das Friedensbüro und DFG-VK Hannover

PS: Wie immer findet sich eine gelayoutete leser_innenfreundliche Version des Newsletters hier.

Termine:
04.02. 19:00 Kargah
Friedenspolitischer Arbeitskreis, Themen: Thema Umbenennung Trammplatz, Desertion

19.2. 19:00 Haus der Jugend Aktiventreffen

28.2. 19:00 ‘Café K’; Linden-Mitte, Pariser Platz Friedenspolitischer Stammtisch

25.2 19:00 Pavillon Es fiel ein Schuss in Sarajewo – szenischeLesung

Es fiel ein Schuss in Sarajewo – szenische Lesung

Es fiel ein Schuss in Sarajewo – Das Leben der Käthe Kollwitz bis zum beginnenden Ersten Weltkrieg – eine szenische Collage von und mit Lore Seichter-Muráth
In der essayistischen Collage wird das alltägliche Leben der Familie Kollwitz im Juni 1914 kontrastiert mit den Veränderungen, die das folgenschwere Attentat auf das Thronfolgerehepaar in Sarajewo im August 1914 auf nahezu die ganze Welt hatte.
In der Collage aus Lesung, Gesang und Schauspiel über die erste Lebenshälfte der Käthe Kollwitz wird der Zusammenhang von künstlerischer Entwicklung und seelischem Schmerz ins Zentrum des Geschehens gerückt. Mit unterschiedlichen Darstellungsformen werden die schwankenden Stimmungen, der durch tiefe Umbrüche gezeichneten Zeit seismographisch aufgezeichnet und wecken jenes Fünkchen an Vorstellungskraft, das letztendlich Empathie mit den Zielen der Kollwitz als Pazifistin hervorrufen wird.
Dienstag, 25. Februar 2014 um 19 Uhr Pavillon Kulturzentrum, Lister Meile 4
Veranstalter: Friedensbüro Hannover e.V.; Kultur- und Kommunikationszentrum Pavillon; Kulturforum der Sozialdemokratie in der Region Hannover e.V., Forum für Politik und Kultur e.V.

 

‚Unsere Frau‘ in Berlin

Seit Neuestem haben wir eine VerteidigungsministerIN! Besonders gerne stellt sich  von der Leyen aber auch als ‚Familienministerin‘ dar – außerdem möchte sie die Bundeswehr wie einen Konzern führen.

Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die ‚familienfreundliche Bundeswehr‘ bestenfalls eine Mogelpackung, schlimmstenfalls aber ein ‚Werben für’s Sterben‘ ist. „Die Nachwuchswerbung ist ein Topthema für mich und für die Bundeswehr.“, wird die Ministerin in der HAZ v. 25. 1. 2014 zitiert. Die Bundeswehr müsse die besten jungen Männer und Frauen eines Jahrgangs für sich gewinnen. Und: Das Karrierecenter in Hannover sei „enorm erfolgreich“.

Doch nach wie vor hat unsere Armee große Rekrutierungsschwierigkeiten. Und sucht gezielt auch bei Minderjährigen. Das Thema ‚Kindersoldaten‘, das jüngst mit dieser Bezeichnung durch die Medien ging, ist für Bundeswehr aber ein Reizthema. „Wir halten uns an das Völkerrecht“ – so v. d. Leyen. Und der Journalist v. d. Brelie schreibt im Anschluss an dieses Zitat in der HAZ: „Damit hat sie indirekt bestätigt, dass die Bundeswehr auch 17Jährige in ihren Reihen hat. 2012 hat sie insgesamt 1216 junge Leute eingestellt, die noch nicht volljährig sind.“ Aber das hält weder von der Leyen noch die Bundeswehr davon ab, die Bundeswehr weiterhin auf Jugendlich, Schulen und Spielzeugmessen loszulassen.

Aber vielleicht kann die Ministerin ja an anderer Stelle familienfreundlich aktiv werden: Die Grünen-Ratsfraktion Hannover hat von der Leyen gebeten, die Schwimmhalle in der Emmich-Cambrai-Kaserne zu sanieren und dann auch für auswärtige Schwimmvereine zu öffnen. Bald könnte es also heißen: Helm ab zum Plantschen und Schwimmen! Auf dass unsere Jüngsten sich schon mal mit dem Kasernengelände vertraut machen!

 

Internationaler Frauentag 2014

In diesem Jahr 2014 hat sich das Frauenbündnis zum 8. März, dem ‚Internationalen Frauentag‘ das Motto ‚ Frauen gegen Krieg‘ gegeben.

Damit wird zum einen darauf hingewiesen, dass gegenwärtig an verschiedenen Schauplätzen der Welt Kriege stattfinden, z. T. mit direkter Beteiligung Deutschlands. Zum anderen begann vor 100 Jahren der 1. Weltkrieg, ein furchtbarer Krieg, in den viele junge Männer vor allem auch in Deutschland mit Begeisterung zogen, der aber sehr schnell zu Kämpfen führten, in denen sich die Kriegsbeteiligten aller Staaten in Massen gegenseitig abmetzelten und auch die Menschen in der Heimat verstört, hungernd, trauernd und schließlich ernüchtert zurückblieben.

Frauen waren beteiligt, als Jubelnde, Unterstützende, bald aber auch als Opfer und trauernde Hinterbliebene – aber eben auch als Kriegsgegnerinnen, die auch noch im ersten Kriegsjahr versuchten, auf internationalen Konferenzen den Krieg zu beenden – was leider nicht gelang.

An diese Tradition knüpfen wir an. Auch wenn heute Europa als ‚Friedenskontinent‘ erscheint: von Europa geht Krieg aus – dem stellen wir uns entgegen!

Die gilt gleich für Samstag, den 8. März ab 17.00 Uhr mit der Auftaktveranstaltung im La Rosa/Kargah (Zur Bettfedernfabrik 1, Hannover-Linden)

Exclusiv für Frauen: Internationales Frauenfest – »Internationale Künstlerinnen gegen Krieg«: Eröffnung der Bilderausstellung

18.00 Uhr Kargah Haus »Womit wir begannen, war ein Tropfen, nun sind wir ein Ozean« – Frauenbewegung im Osten der Türkei Nebahat Akkoç, Bürgerrechtlerin und Gründerin von mittlerweile 23 Frauenzentren namens Kamer im Osten der Türkei, wird über ihre feministische und emanzipatorische Arbeit gegen traditionelle Geschlechter-, Gewalt-und Hierarchierollen berichten und zudem Stellung zu den aktuellen politischen Ereignissen in der Türkei beziehen.

Ab 20.00 geht es dann in der Warenannahme mit Tanz und Frauenfest weiter.

Wie jedes Jahr gibt es eine Zeitung zum Frauentag. Sie kann unter frieden-hannover.de heruntergeladen werden.

Einladung zur Strategiekonferenz am 21./22.2.2014 in Koeln: 100 Jahre Krieg, 100 Jahre Pazifismus und Friedensbewegung

Gerne nehmen wir die Einladung der Kooperation für den Frieden auf.

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

wir möchten Sie/ Euch herzlich zur 11. Strategiekonferenz der Kooperation für den Frieden einladen. Die Konferenz mit dem Titel „1914-2014: 100 Jahre Krieg,  100 Jahre Pazifismus und Friedensbewegung“ findet  am Fr. 21. und Sa. 22. Februar in der Jugendherberge  Köln-Riehl statt.

Vor den Plenumsreferaten, Diskussionen und Arbeitsgruppen gibt  es am Freitag um 19.30 Uhr einen einleitenden Vortrag von  Prof. Dr. Peter von den Dungen: „Krieg und Frieden 1914 – 2014“.
Als ReferentInnen am Samstag werden u.a. Andreas Buro, Wolfgang Schreiber (AKUF), Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Jürgen Grässlin (DFG-VK), Jutta Sundermann (attac/ Bewegungsstiftung) und Christiane Lammers (Plattform ZKB) teilnehmen. Ausgehend von kritisch-historischen Analysen soll die Konferenz  den Bogen zu aktuellen Entwicklungen (aktuelle Kriegslegitimation und Kriegsführung, Ideologien, technologische Fortschritte, Militarisierungsprozesse …) spannen.

Es gilt u.a. zu fragen: Wie haben sich Krieg und Militarismus weiterentwickelt / geändert, was sind die heutigen Herausforderungen und wie können wir ihnen begegnen? Ein besonderer Blick soll auch auf die Friedensbewegung, ihre Leistungen und das von ihr Leistbare gerichtet werden.  Ein weiterer Bestandteil ist, was wir aus der vergangenen und  gegenwärtigen Arbeit gelernt haben, und eine darauf aufbauende Entwicklung von Strategien und Zielen zu bestimmten Themenkomplexen. Letzteres soll v.a. in Arbeitsgruppen geschehen.

Das aktuelle Programm und alle weiteren Informationen (z.B. Tipps zu Übernachtungsmöglichkeiten) sind zu finden unter: http://www.koop-frieden.de Der Programmflyer als PDF ist hierangefügt

Jetzt Anmelden!  (das hilft uns sehr bei der organisatorischen Vorbereitung) Per Email an info@koop-frieden.de oder per Telefon unter 0228/692904.

Wir hoffen, Euch/Sie bei der Strategiekonferenz in Köln begrüßen zu dürfen.

Mit den besten Grüßen, Reiner Braun (IALANA), Philipp Ingenleuf (Netzwerk Friedenskooperative), Jens-Peter Steffen (IPPNW), Renate Wanie (Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden), Lucas Wirl (NatWiss) (die SprecherInnen der Kooperation für den Frieden)

 

Rückblick: Festakt zur Verabschiedung der Soldat_innen der 1. Panzerdivision im Landtag am 9. 1. 2014 im Niedersächsischen Landtag

Am 9.1 im Niedersächsischen Landtag! Frau von der Leyen sprach vom Einsatz für „Frieden, Freiheit und Menschenrechte!

Hört sich gut an – hat aber einen Haken: Einsatz mit Soldatinnen und Soldaten, Militärgerät und in Länder, in denen unser Militär nun rein gar nichts zu suchen hat (Aber wo hat es das schon?): Afghanistan, Mail, Kosovo! Es ging nämlich um die Verabschiedung der 1. Panzerdivision in diese Gegenden. Mit viel Pomp, viel Pathos und der Versicherung:

In unser aller Namen! Wir stehen hinter euch! Alle!

Alle? Nein, nicht alle! Auch wenn diese von Frau von der Leyen nicht gesehen wurden, wie es in den Nachrichten hieß, es gab sie! NICHT IN UNSERM NAMEN! – VERKÜNDETEN SIE ! Na ja, viele waren es wirklich nicht: 15 (so die eine Zählung), 25 (so die andere Zählung). Aber wie viele Menschen können es am Vormittag einrichten, ihrer Erwerbsarbeit fortzubleiben? Und vor allem:  wenn wir weit weg gehalten werden (Polizeiauflagen!), ja wie sollen uns die prominenten Feierleute und andere interessierte Menschen denn sehen? Vorm Landtag mussten ja die Militärfahrzeuge stehen. Reserviert für Bundesfahrzeuge. Und als wir die Namen von Opfern des Bombenangriffs von Kunduz auf die  Parlamentsstufen legen wollten, wurden  wir mit viel Hektik und dem Entfernen unserer Plakate  sofort vertrieben. Weil wir gewalttätig waren? Nee, weil diese Namen eben nicht für einen friedvollen Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan sprechen – auch wenn dies mantramäßig immer wieder verkündet wird!

Aber: wir waren da – wir konnten mit Pasant_innen sprechen, unsere Banner und Schilder waren sichtbar, ebenso wie ‚unser Soldat‘, der sich symbolisch mit von der Leyen, Busemann, Schostock und  Pistorius  die Hände reichte. Wir konnten aufklären über das, was im Landtag passieerte, was fast niemand wusste. Und wer von offizieller Seite nicht mit Scheuklappen versehen war, konnte uns auch sehen.

Wir kommen wieder! Verlasst euch drauf!
Nicht in unserm Namen!

Von Deutschland sollte nie wieder und soll auch heute kein Krieg ausgehen!