Proteste gegen Militärwerbung an der Lutherschule Hannover

Am heutigen 23. Oktober 2013 hatte sich die Bundeswehr bei der Lutherschule in Hannover für eine Veranstaltung angekündigt, die sie unter Duldung der Schulleitung auch durchführen konnte. Im Rahmen eines Projekttages wurden Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs mit einer Werbeveranstaltung der Bundeswehr konfrontiert, die dann an einer benachbarten Grundschule stattfand. Gern bezeichnet die Bundeswehr

solche Veranstaltungen als „Informationsveranstaltungen“ – aber sie informiert nicht, sondern es wird mit der Technikbegeisterung junger Menschen gespielt und ein grundgesetzwidriges Bild der Aufgabe der Bundeswehr als weltweiter militärischer Akteur gezeichnet, hingegen Töten und Sterben nicht thematisiert. Werbung bei Minderjährigen steht einerseits im Widerspruch zu den Intentionen der UN-Kinderrechtskonvention, die darauf abzielt Menschen unter 18 Jahren aus militärischen Konflikten herauszuhalten. Andererseits sind Schulen Orte der Pädagogik: Junge Menschen sollen zur eigenen Positionierung befähigt werden. Das geht aber nicht, wenn Interessensverbände wie die Bundeswehr ‚bilden‘ – sie haben immer ein Interesse! -, sondern wenn Lehrerinnen und Lehrer unterrichten und differenziertes Material für die pädagogische Behandlung zur Verfügung stellen.

Gern argumentiert die Bundeswehr, sie sei eine normale ‚Arbeitgeberin‘ und müsse daher ‚informieren‘ dürfen. Aber sie ist aus mehreren Perspektiven eben keine einfache Arbeitgeberin: 1) Sie erzieht dazu,dass Menschen töten und sterben können. 2) Junge Menschen verpflichten sich über viele Jahre und kommen aus einem Vertrag nicht einfach wieder heraus. 3) Wenn sich zwei, drei Jahre später bei jungen Menschen eine andere Lebensperspektive einstellt – etwa weil sie ein Kind bekommen und sich deshalb ihre Einstellung zu Leben und Töten verändert -, kommen sie aus dem ‚Knebelvertrag‘ mit der Bundeswehr nicht mehr bzw. nur sehr sehr schwer raus. Nur unter erheblichen Hürden, langwierig und mit professioneller Unterstützung gelingt dann die ‚Kriegsdientsverweigerung aus dem Dienst‘ heraus. Die Zahlen sind dennoch hoch: In den Jahren 2002 bis 2012 gab es 31 985 Anträge zur Kriegsdienstverweigerung von Soldatinnen und Soldaten.

Heute protestierten Aktivistinnen vor der Schule gegen die Werbung der Bundeswehr, gaben Material als Gegendarstellung aus (Bevor_du_unterschreibst_klein.pdf). Immerhin hat die Schulleitung darauf hin ein Gespräch angeboten – Friedensinteressierte sollten mit Schülerinnen und Schülern der 12. Klassen diskutieren dürfen – nachdem also junge Menschen von der Bundeswehr ‚gebrieft‘ wurden, dürfen sie später auch etwas über friedenspolitische Alternativen erfahren. Aber auch hier gilt: PädagogInnen sollen informieren und nicht die Schule zum Schauplatz von Interessensgefechten werden!

Empfohlenes Material: „Einsatzgebiet Klassenzimmer – die Bundeswehr an der Schule“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: Einsatzgebiet Klassenzimmer.pdf.