10. Dezember 2015: ‚Zapfenstreich‘ – die 1. Panzerdivision zieht nach Oldenburg – die Patenschaft der Stadt Hannover mit der 1. PD hat ein Ende – Deutschland steigt in den ‚Krieg gegen den Terror‘ ein!

Nun sind sie weg aus Hannover – die Soldat_innen der 1. Panzerdivision – oder besser: der Stab der 1. Panzerdivision. Jetzt hat Oldenburg das Vergnügen. Und Hannover ist um eine ‚Attraktivität‘ ärmer: das ‚Sommerbiwak‘ rund um das HCC . Dieses Fest, bei dem mal der ‚Orient und Okzident‘ gefeiert wurde, Besucher_innen auch mal ‚very british, sehr königlich feiern und genießen konnten‘ und auch mal ‚Miteinander verbunden- füreinander einstehen‘ konnten und es gelegentlich auch Modeschauen unter dem Titel ‚Mut zum Hut‘ gab.krieg_gartenfest
(indymedia.org) Vorbei sind jetzt auch unsere vielfältigen Proteste gegen die 1. Panzerdivision und das ‚Biwak‘-Spektakel: Wir waren keineswegs davon begeistert, dass das Töten und Sterben mit Tarnfleck, Galauniformen und teuren Glitzerkleidern gefeiert wurde. Schließlich war und ist die 1. Panzerdivision seit 2004 im Rahmen der Transformation des Heeres eine Division der Eingreifkräfte, die „Division ist vor allem für einen Einsatz hoher Intensität gegen einen vorwiegend militärisch organisierten Gegner optimiert.“ (Selbstdarstellung). Die 1. Panzerdivision beteiligt sich in der NATO (NATO Response Force) und in der EU (European Battlegroups) am Aufbau so genannter schneller Eingreiftruppen. Sie war vor allem in Afghanistan eingesetzt.
Und damit schließt sich ein Kreis. Der Afghanistan-Einsatz der 1. PD war Teil des von Bush ausgerufenen ‚War in Terror‘, an dem Deutschland beteiligt war. Das Ergebnis: tote Soldat_innen, viele tote Zivilist_innen, zerstörte Landschaften und zerstörte Infrastruktur und – noch viel mehr Terror! Jetzt sind es nicht mehr nur die ‚Taliban‘ (zu denen auch schon immer die gezählt wurden, die nach der Ermordung von Familienmitgliedern selbst zu den Waffen griffen) – jetzt ist auch der IS dort angekommen. Und die aus Afghanistan geflohenen Menschen sollen in ‚Schutzzonen‘ wieder nach Afghanistan abgeschoben werden. Reservate? Wie absurd ist das alles!
Und jetzt: ein neuer ‚War on Terror‘. Nach den Anschlägen von Paris hat Präsident Hollande sofort den ‚Krieg‘ ausgerufen und ist durch die Welt gereist, um eine Kriegsallianz zu schmieden. Und nach anfänglichem Zögern ist jetzt auch Deutschland dabei. Aus ‚Solidarität‘! Waffen’bruder’schaft aus Solidarität. Das ist der Hohn der Herrschenden gegenüber der Solidarität der Völker. Die Abstimmung über die Unterstützung französischer Angriffe wurde im Hauruck-Verfahren durch den Bundestag gepeitscht und am selben Tag, an dem der Zapfenstreich stattfand, wurden deutsche Soldat_innen in Jagel verabschiedet. Passt doch alles! Ein neuer Krieg gegen den Terror, der das macht, was Berta von Suttner schon so kennzeichnete: So wenig, wie Tinte mit Tinte abgewaschen werden kann, so wenig kann Blut mit Blut abgewaschen werden! Das war vor dem 1. Weltkrieg! ‚Oh, will they never learn?‘ Oder sollten wir eher sagen: Die Interessen hinter den Kriegseinsätzen sind noch immer dieselben? Damals Landbesitz und damals wie heute: Rohstoffe, Macht, Absatzmärkte (für Waffen aber nicht nur) ….? Uns fliegen mit dem IS und anderen Terrorgruppen und schrecklichen Diktaturen gegenwärtig 400 Jahre Kolonialgeschichte und eine immer noch darauf basierende Wirtschaftsordnung um die Ohren? Deshalb wird jeder kriegerische Eingriff noch mehr Blutvergießen und noch mehr Terror hervorrufen.
Diese – und noch viele andere – Überlegungen waren der Grund dafür, zu Kundgebung und Demonstration aufzurufen: gegen den Zapfenstreich und gegen den deutschen Kriegseinsatz in Syrien. „Kein Frieden mit der Bundeswehr“ Mit 120 bis 150 Leuten waren wir nicht die Masse – aber wir wissen, dass es in vielen Städten Gleichgesinnte gibt und auch in Hannover keineswegs alle Menschen den Kriegseinsatz billigen. Deshalb werden wir mit unserer Arbeit weitermachen – auch mit einer Unterschriftenliste.
Aber zunächst noch ein Zitat: die Wiedergabe der Zapfenstreichzeremonie beim NDR (online):
„Hannover verabschiedet Division mit Zapfenstreich“ von Marc Wichert
„Fackeln lodern. Ansonsten herrscht Stille auf dem Trammplatz vor dem Neuen Rathaus in Hannover. Dann ist das Klacken schwerer Soldaten-Stiefel zu hören. Kommandos eines Offiziers hallen beim Großen Zapfenstreich für die 1. Panzerdivision in Hannover am Donnerstagabend über den Platz. Zwar mag nicht jeder so gefühlt haben wie jener Soldat, der Stunden zuvor einem Journalisten anvertraut hatte: „Da bekomme ich schon mal eine Gänsehaut.“ Beeindruckend war dieses militärische Zeremoniell trotzdem. Es galt, der Division einen würdigen Abschied zu bereiten, die 60 Jahre in Hannover ihren Stab stationiert hatte. Dieser wird nun nach Oldenburg verlegt. … Mit dem höchsten militärischen Zeremoniell wolle die Stadt die Verbundenheit der Landeshauptstadt mit der 1. Panzerdivision unterstreichen, sagte Schostok. In einer so langen Zeit entstehe eine besondere Verbindung.“ Ja, Pathos, tiefe Verbundenheit und höchste militärische Zeremonielle! Brauchen wir die? Wollen wir die?
Jedenfalls war den Presseberichten zu entnehmen, dass wir mit unseren Rufen gegen Militärspektakel, gegen das Werben fürs Sterben und den Syrieneinsatz auf dem Trammplatz zu hören waren.
In einer Werbekampagne der Bundeswehr heißt es in einer der vielen Anzeigen: „Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst.“ (Wer duzt mich da eigentlich?) Diesen Satz zitierte Ursula von der Leyen bei dem Zapfenstreich – sozusagen als Gruß zu uns auf der anderen Seite des Friedrichswall. Unsere Antwort ist: „Ich bin schon dagegen! Ihr könnt aufhören zu kämpfen!“ Zurückduzen können wir auch. Und: Wir bleiben aktiv gegen Krieg, gegen militärische Zeremonien, gegen das Töten und Sterben! NICHT IN UNSEREM NAMEN !

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Jahresabschluss des Friedensbüros

‚Jahresabschlusstreffen des Friedensbüros – Eine herzliche Einladung!

 

Am Ende des Jahres führt das Friedensbüro ein ‚Jahresendtreffen durch und lädt interessierte Menschen dazu ein, mit uns zusammen ein Resümee der Ereignisse und unserer Aktionen zu ziehen, schon mal einen Ausblick auf das ‚Neue Jahr‘ zu wagen, aber auch einfach Zeit und Gelegenheit zum  ‚Quatschen‘ zu haben. Wir freuen uns auf Menschen, die Visionen und Sorgen mit uns teilen, aber nicht immer direkt bei unseren Aktivitäten dabei sein können oder eben ihre eigenen Aktivitäten haben.
Termin :  Mittwoch, 16.12.2015 19.00 Uhr im „Luci“ = Luci della Montagna, Dieckbornstr. 44, Ecke Wittekindstr. (Linden, erreichbar mit Linie 9, Richtung Empelde, Haltestelle Nieschlagstr.)

 

WIR FREUEN UNS AUF EUCH !

Friedensnewsletter Hannover 12/2015

Ich habe mich oft darüber gewundert, dass Leute, die sich rühmen, die christliche Religion zu bekennen, also Liebe, Freude, Frieden, Mäßigung und Treue gegen jedermann, dennoch in der feindseligsten Weise miteinander streiten und täglich den bittersten Hass gegeneinander auslassen. Baruch de Spinoza (1632-1677)

Liebe Friedensfreundinnen und-freunde,

Wenig Besinnliches gibt es zum Jahresende aus friedenspolitischer Sicht zu vermelden. Nach 5 Jahren Bürgerkrieg in Syrien als Stellvertreter_innenkrieg globalpolitischer Interessen hat sich der Bundestag dazu entschieden, auch in diesen Konflikt als aktive Kriegspartei einzutreten. Die Attentate vorn Paris dienen dazu als Legitimationshintergrund. Klar ist, diese weitere Eskalation wird neue Flüchtlinge produzieren, wird Menschenleben kosten – sie wird jedoch nicht diesen mörderischen Krieg beenden. Dagegen wenden wir uns mit einer Demonstration am 10.Dezember ab 16.30 auf dem Kröpcke. Ursprünglich dazu gedacht, der Militarisierung in Form von Zapfenstreichen einen Gegenpol zu bieten (am Abend wird die erste Panzerdivision mit militärischen „Ehren“ von Hannover nach Oldenburg verabschiedet) macht es die Eskalation der Ereignisse notwendiger denn je, gegen Krieg und seine Ursachen zu demonstrieren. War starts here.
Um Militarisierung des Zivilen geht es auch in der endlosen Fortsetzung der Reihe zu Bundeswehrwerbung in Stadien, insbesondere bei Hannover 96. Wir haben die aktuellen Fakten und Zahlen. Scharfmacherin wenn es gegen Flüchtlinge und Menschlichkeit geht ist die AfD. Sie konnte – von der Stadt geduldet – ihre Hetze auf einem Bundesparteitag in Hannover breitragen. Dagegen gab es Protest. Brunhild Müller-Reiß mit einem Rückblick auf das Bündnis. Das Friedensbüro verabschiedet sich mit der schon traditionellen Jahresendfeier, diesmal im Luci. Wir freuen uns aufs Kommen und spannende Gespräche.
Die Bilder dieser Ausgabe sind etwas Besonderes. Im November fand eine beindruckende Veranstaltung zu Martin Luther King in der Markuskirche statt. Wir zeigen ein paar Bilder der Veranstaltung. Außerdem wurde in Hamburg nach jahrelangen Debatten ein würdiges Denkmal für Deserteure eingeweiht. Es lohnt sich beim nächsten Hamburgbesuch einen Abstecher zum Dammtor zu machen. Von der Einweihung gibt es ein paar Impressionen.
Wir, Friedensbüro und DFG-VK Hannover wünschen – trotz aller kriegerischen Auseinandersetzungen ein paar friedliche Feiertage und ein friedlicheres neues Jahr, als es das Alte gewesen ist. Lasst uns dafür streiten.

Ralf Buchterkirchen
für DFG-VK Hannover und Friedensbüro Hannover

Eine layoutete Version findet sich hier.

Die Themen im Einzelnen

  • Kein Bundeswehreinsatz ins Syrien/kein Zapfenstreich der Bundeswehr
  • Flugblatt zur Mahnwache vom 26.11.2015
  • Kein deutscher Kriegseinsatz in Syrien! PM der DFG-VK
  • Hamburg hat ein Deserteursdenkmal – und was für eines!
  • ‚Bunt statt Braun‘ und die Frage vom Umgang in Bündnissen
  • Bundeswehr und Werbung im Fußball – auch 2014/15 wieder voll dabei

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‚Zapfenstreich‘ – Die Panzerdivision zieht um – die Kriege weiten sich aus! Gegen eine Kriegsbeteiligung in Syrien!

Kommt zur Verabschiedung der 1. Panzerdivision am 10. Dezember 2015 um 16.30 zum Kröpcke(pdf)

Die Bundeswehr zieht den Stab ihrer 1. Panzerdivision aus Hannover ab. Sie, die ‚Division Eingreif-kräfte‘, bisher mit Sitz in Hannover, ist führend bei Planung und Durchführung weltweiter Inter-ventionseinsätze im Rahmen der NATO. Nun geht sie nach Oldenburg.
Haben WIR sie mit unseren jahrelangen Protesten vertrieben? Vielleicht – Antikriegsarbeit lohnt immer! Und zumindest sind damit die Patenschaft mit der Stadt Hannover und das werbe-trächtige Sommerbiwak Geschichte.
Aber: Weg ist sie nicht! Sie ist jetzt nur an einem anderen Ort! Und Kriege sind nicht weniger ge-worden. Im Gegenteil!
• Die 1. Panzerdivision war als Leitdivision führend im Afghanistankrieg. Dem Krieg, der lange Jahre in Afghanistan wütete und Land und Leute zerstört hat. Der Krieg, der Not und Elend über die Bevölkerung gebracht hat, den Terror eher angeheizt hat und der jetzt viele Menschen zur Flucht u. a. nach Deutschland führt.
• Der Terror in der Welt hat zugenommen. Er ist nahezu überall gegenwärtig, wie zuletzt in Paris! Was ist die Reaktion? Nach dem von Bush 2001 ausgerufenen ‚War on Terror‘ ist jetzt Frankreichs Präsident Hollande weltweit unterwegs, um eine Kriegsallianz gegen den Terror zu schmieden. Sie wird ihn nicht besiegen, aber noch mehr Gewalt und Elend über die Menschen bringen.
• Nach anfänglicher Zurückhaltung will die Bundesregierung nun die Bundeswehr in Syri-en einsetzen – mit 1200 Soldaten der größte Einsatz bisher. Dieser Einsatz ist völker-rechtswidrig. Deutschland wird Kriegspartei. Aus Solidarität zu Frankreich, wie immer wieder gesagt wird. Nennen wir Waffen’bruder’schaft jetzt ‚Solidarität‘?
• Statt der Ausweitung von Militäreinsätzen fordern wir eine politische Lösung!
• Stopp aller Waffenlieferungen in die Region.
• Austrocknung der Finanzierungs- und Einnahmequellen des „Islamischen Staates“ und anderer Terrormilizen.
• Druck auf Deutschlands Verbündete, besonders die Türkei, Saudi Arabien und Katar, damit diese jegliche Unterstützung der Terrororganisationen einstellen.
• Für eine politische Lösung des Konflikts im Sinne der Wiener Vereinbarungen, die ei-nen innersyrischen Dialog vorsehen.

Wir wollen keine deutschen Militäreinsätze!
Wir wollen keine 1. Panzerdivision – nicht in Hannover, nicht in Oldenburg – nirgendwo!
Kommt zur Verabschiedung der 1. Panzerdivision
am 10. Dezember 2015 um 16.30 zum Kröpcke
Anschließend machen wir eine Demonstration durch die Stadt, um den Menschen zu zeigen, was wir von Kriegseinsätzen und der 1. Panzerdivision halten: Nichts!

Friedensbüro Hannover und DFG-VK Hannover

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Gegen eine militärische Lösung in Syrien: Hannover am 26.11.2015

Um den Terroropfern zu gedenken und für eine friedliche Lösung zu werben luden Friedensbüro, DFG-VK und der ‚Friedensdienst im Haus Kirchlicher Dienste‘ zum Gedenken und zum Gespräch auf dem Bahnhofvorplatz. Spannende Gespräche fanden statt. Klar ist und bleibt: Militärische Interventionen sind keine Lösung!

An dieser Stelle dokumentieren wir den Text Krieg verhindern der Rede von Lutz Krügener, der für ‚Friedensarbeit im Haus Kirchlicher Dienste‘ mit aufgerufen hatte,einen Kommentar von Brunhild Müller-Reiß, Sprecherin von Friedensbüro und Deutscher Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Hannover und das Verlesen des Aufrufes durch Agnes Hasenjäger via Youtube:

Kommentar von Brunhild Müller-Reiß:

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Aufruf als pdf und als Sehversion:

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Mahnwache: ‚ Gegen Terror jeglicher Art – die Antwort ist Frieden, Besonnenheit und Gerechtigkeit‘

Unter dem Titel ‚ Gegen Terror jeglicher Art – die Antwort ist Frieden,Besonnenheit und Gerechtigkeit‘ führen Friedensbüro, DFG-VK und der ‚Friedensdienst im Haus Kirchlicher Dienste‘ am Donnerstag, dem 26. Nov.um 18.00 am Bahnhof/Kaufhof eine Mahnwache durch.

Die Anschläge von Paris sind perfide und mit nichts zu rechtfertigen. Wir fordern: „Solidarität mit den Opfern von Paris, gegen den Terror des IS!“.
Wir fordern aber auch Solidarität mit den Opfern von Ungerechtigkeit, Krieg und Gewalt! Unser Ziel ist es, Kriege abzuschaffen, ebenso und vor allem aber auch die Ursachen von Gewalt und Krieg.
Und deshalb wenden wir uns gegen eine Kriegsrhetorik und gegen schnelle Rufe nach ‚Racheaktionen‘ unmittelbar nach den Anschlägen.

Teile der deutschen  Presse titelten „Terror-  Krieg“ – „III. Weltkrieg“ usw. Frankreichs Präsident Hollande will „gnadenlos“ gegen die Terrormiliz IS vorgehen. Zusammen mit den USA sollen die Luftschläge gegen den „Islamischen Staat“ verstärkt werden. Und im Innern wird in Frankreich bereits die Überwachung massiv verstärkt – im Namen der Freiheit. Demonstrationen werden abgesagt, z. B. die bereits geplante Großdemonstration zum Klima-Gipfel. Noch mehr Gewalt wird gepredigt, „bis auch der letzte Terrorist eliminiert ist“. Dies führt zu Militarisierung nach innen und außen. Solange Ungerechtigkeit, Demütigung, Existenznot und Gewalt in der Welt vorherrschen, an der auch die ‚westliche Welt‘ beteiligt ist, wird die Welt keinen Frieden finden. Afghanistan ist nur ein Beispiel. Der Terror kann nur mit politischen Mitteln und wirtschaftlichen Veränderungen, nicht mit Militär überwunden werden.

Zum Glück gibt es in der deutschen Politik überwiegend besonnene Reaktionen. Noch! Aber Frankreich drängt, weitet militärische Angriffe aus und fordert im Rahmen der EU die militärische Unterstützung.
Wir halten dies für einen falschen Weg. Wenn wir ‚unsere Freiheit‘ verteidigen wollen, dann sollte dies heißen ‚Wir wollen nicht in diktatorischen, patriarchalen Verhältnissen leben. Wir wollen keinen Überwachungsstaat, wir kämpfen für Gerechtigkeit und Frieden in der ganzen Welt.

Wenn wir weiterhin ohne Angst vor Terror, auch hier in Hannover, leben wollen, müssen wir eine grundlegende Veränderung, ‚unserer‘ Politik, unserer Wirtschaftsweise und einen Stopp des Rüstungshandels fordern.

Wir werden den Menschen, die zu uns kommen, weiterhin ein offenes Herz und eine offene Hand entgegenhalten. Wir brauchen einander alle!

Absolute Sicherheit gibt es nicht – aber eine ‚Andere Welt‘ ist möglich. Imagine!

Gegen den Terror des IS!
Gegen jeden Terror, wo auch immer!
Solidarität mit den Opfern in Paris, Ankara, Beirut und in arabischen und afrikanischen Staaten!
Solidarität mit den Geflüchteten!
Für Gerechtigkeit und Frieden!
Give Peace a Chance!

Flucht und Fluchtursachen aus friedenspolitischer Persepektive

Friedensbüro und DFG-VK führen intensive Diskussionen um Flucht, Fluchtursachen, um Terror und dem Umgang mit Terror: In Paris – aber auch überall. Hier eine kurze Einschätzung – die Diskussion und unsere Arbeit mit diesen Themen geht weiter.

Refugees welcome! „Wir schaffen das!“ – hatte Frau Merkel vor nicht allzu langer Zeit gesagt! Wir schaffen es, geflüchteten Menschen mindestens eine Notunterkunft und hoffentlich dann auch Integrationsmöglichkeiten und ein besseres Leben zu ermöglichen. Und viele Flüchtlinge, Männer, Frauen und Kinder hatten sich strahlend mit ihr fotografieren lassen. Und überall hatten Freiwillige, Ehrenamtliche aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen alles getan, um Menschen einen Willkommensgruß und die Möglichkeiten menschlicher Aufnahme zu gewährleisten. Einige waren über das Maß ihrer Möglichkeiten erschöpft und wünschten sich mehr handfeste Unterstützung durch Regierungen und öffentliche Institutionen.
Allerdings auch richtig, trotz der durchaus vorhandenen ‚Willkommensphase‘ wurde mit der fehlenden Bereitstellung von legalen Fluchtwegen, von sicheren Überfahrtsmöglichkeiten über das Mittelmeer den Schleppern in die Hände gespielt und nicht dafür gesorgt, dass endlich nicht mehr Tausende von Flüchtlingen im Mittelmeer ertrinken mussten. Frontex ist keine Lösung – Militäreinsatz gegen die Schlepper auch nicht.
Doch nun kippt alles: Abschreckung statt Willkommenskultur ist angesagt! Es findet auf der kulturell-politischen Ebene in Deutschland gegenwärtig ein Paradigmenwechsel statt
• Zunächst forderte Seehofer eine Überprüfung und faktisch ein Abschieben in Lager für hier ankommende Flüchtlinge direkt an der Grenze. Der Satz ‚Das Boot ist voll‘ und ein gegeneinander Ausspielen von Flüchtlingen vs. Hilfsbedürftige aus unserer eigenen Gesellschaft setzte ein. Der Mechanismus war und ist immer der gleiche: Jemand prescht vor, bekommt zunächst Prügel und dann bewegen sich nach und nach die Amtsträger_innen in dieselbe Richtung. Die Stimmung in Deutschland wird vergiftet. Und zwar von ‚oben‘, von den politischen und ‚intellektuellen Eliten‘.
• In einem Artikel von zwei Lehrkräften aus dem Philologenverband wird vor einer „überschwappenden Immigranteninvasion“ gewarnt. Haben uns die Flüchtlinge den Krieg erklärt?, wie die beiden Lehrkräfte nahelegen? Und es wird ein Gespenst beschworen, das des attraktiven und gleichzeitig bedrohlichen ‚schwarzen Mannes‘! „Unsere jungen Mädchen“ könnten sich nämlich „auf sexuelle Abenteuer… mit oft attraktiven muslimischen Männern einlassen.“ Hier werden rassistische Klischees bedient: der potente schwarze Mann, der Objekt ‚weißer Begierde‘ und gleichzeitig Bedrohung reiner weißer Frauen ist. Wo aber sind sexuelle Übergriffe muslimischer Männer gegenüber deutschen jungen Frauen bekannt geworden. Ich kenne keine. Aber wir alle wissen von Übergriffen gegen geflüchtete Menschen: gegen Frauen, Männer und Kinder.
• Herr De Maizière erklärt, ‚Zäune (gegen Flüchtlinge) seien nicht per se schlecht‘ und berei-tet Abschottung als politische Maßnahme ganz konkret vor. Schutz soll nur für ein Jahr ge-währt werden; der Familiennachzug wird eingeschränkt. Die Union folgt ihm – bald auch die SPD?
• Der niedersächsische Innenminister Pistorius betont, die gegenwärtige Realität sei eine ganz andere als vor zweieinhalb Jahren. Ja wirklich? Können die Menschen in den Ländern, aus denen sie flüchten jetzt mit gesicherter Existenz gewaltlos und ohne Krieg leben? Pistorius verweist mit seiner neuen ‚Realitätssicht‘ auf die „AfD und die anderen Geister“, die von einem Streit z.B. zwischen Grünen und SPD „profitieren“ könnten. Profitieren die AfD und die rechtspopulistischen Geister nicht in Wirklichkeit von den nur halbherzig bereitgestellten Mitteln? Von der fehlenden Bereitschaft, Wohnraum und Unterstützung allen Notleidenden zukommen zu lassen, von funktionalisierter Angst um eine gesicherte Existenz, um fehlenden Wohnraum, um überfüllte Klassen?
• Und jetzt ist wieder Herr De Maizière vorgeprescht. Das vorübergehend für syrische Flüchtlinge eingeschränkte Dublin-Abkommen (Die geflüchteten Menschen müssen in dem Land bleiben, in das sie als erstes gekommen sind.) wird (abgesehen von Griechenland) wieder in Kraft gesetzt. Die SPD zetert – aber nicht wegen des Inhalts dieser Maßnahme, sondern weil der Herr Innenminister ohne sie entschieden hat.
• Wolfgang Schäuble hat Flüchtlinge, die nach Europa kommen, mit einer Lawine verglichen.
Und wir, werden wir jetzt alle unter der Lawine begraben?
• Gleichzeitig haben unsere ‚Wirtschaftsweisen‘ soeben bekannt gegeben, dass Deutschland sehr wohl die Versorgung der zu uns geflüchteten Menschen schultern kann. Allerdings steht da bereits die ‚Nützlichkeitserwägung‘ wieder Pate. Die neu zu uns gekommenen Menschen sollen schnell Jobs bekommen – aber die ‚Mindestlohnregelung‘ lassen wir da mal ganz schnell außen vor! Deutlich jedenfalls wird: Dass wir als reiches Land da überfordert sind, ist ein Mythos, auch wenn die Bereitstellung von Hilfe für alle Beteiligten kein ‚Kinderreiten auf dem Ponyhof‘ ist. Aber die Milliarden in der Bankenkrise flossen schnell und reichlich – Niedersachsen hat vermehrte Steuereinnahmen – die Prognose für unser Wirtschaftswachstum ist gut!
Wo ist da das wirklich nicht zu bewältigende Problem?
Und nun treffen sich an verschiedenen Stellen unsere europäischen Politker_innen mit ihren Kolleg_innen, um über Fluchtursachen zu diskutieren. Gut so! Aber es scheint, als ginge es ausschließlich darum, durch kurzfristige und oberflächliche Maßnahmen die Menschen von uns fernzuhalten. Vergleichsweise geringe Zahlungen an afrikanische Regierungen, auch an die afghanische Regierung, um ‚uns‘ vor weiterem Zustrom zu schützen und Flüchtlinge zurück schicken zu können. Wenn es auch uns um die Thematisierung von Fluchtursachen geht, dann, um das Leben der Menschen im afrikanisch-arabischen Raum tiefgehend zu verbessern! Ihretwegen! Und hier bei uns zu zeigen, welchen Anteil ‚wir‘, der globale Norden, auch Deutschland, an den Fluchtursachen haben und welche Verpflichtung wir deshalb für die zu uns kommenden Menschen haben.
Noch ein Wort zu den Terroranschlägen in Paris: Der IS mit seinem Terror ist in Europa angekommen. Wir verurteilen den Mord an Menschen, die ziellos getötet wurden und trauern um Alle, die gestorben, verletzt, traumatisiert wurden. Diese Morde sind Teil einer Eskalation, die Tod und Gewalt als Mittel von ‚Auseinandersetzung‘ begreifen! Oder vorgeben, dies zu tun. Krieg, Gewalt und Mord können unsere Welt nicht menschlicher machen – weder in Europa, noch in Afrika, noch sonst wo! Dagegen müssen wir kämpfen!
Aber nicht, indem wir jetzt Flüchtlinge unter Generalverdacht stellen! Die Bürgerkriegsflüchtlinge, die zu uns kommen, fliehen vor dem IS, vor den Taliban, vor dem Terror! Und wir entziehen dem Terror den Nährboden, wenn wir Menschen in Not aufnehmen und gleichzeitig die Ursachen des Terrors, der Kriege, der Not und der Verzweiflung zu bekämpfen suchen.
Wir brauchen nicht mehr Überwachung, kein Kriegsgeschrei, keine Verschärfung der Kriege sondern eine Änderung von Politik und Wirtschaftsverhalten – wir brauchen Gerechtigkeit!
Darum muss es gehen. Und um das Nachdenken darüber, was konkret bei uns passieren muss, damit es ALLEN, den zu uns Kommenden und den schon hier Lebenden gut geht!
Wir brauchen mehr Wohnungen, Lehrkräfte, Psychotherapeuth_innen, gut bezahlte und gut ausgebildete Fachkräfte im sozialen Bereich ….und vor allem brauchen wir einen öffentlichen sozialen zweiten Arbeitsmarkt, nicht nur für Flüchtlinge , da der neoliberal deregulierte private Arbeitsmarkt trotz des Mindestlohnerfolgs Armut und Elend nicht verhindert. Ohne finanzielle Unterfütterung z. B. durch stärkere steuerliche Belastung von Erben und Reichen wird die vor uns liegende Herkulesaufgabe nicht zu schaffen sein. Aber ihr Scheitern würde mit dramatischen politischen und sozialen Folgen für Alle von uns vorprogrammiert sein.
Wir wollen unseren Anteil daran leisten! Helft uns denken und handeln!

Friedensnewsletter Hannover November 2015

Einer muss den Frieden beginnen, wie den Krieg.
Stefan Zweig

Liebe Friedensfreundinnen und-freunde,

nach kurzer Pause erscheint pünktlich zum beginnenden November ein neuer Newsletter, vollgepackt mit Informationen und Terminen. So wird am 4.11. Jürgen Grässlin aus seinem Buch Netzwerk des Todes lesen. Die darin enthaltenen Fakten bildeten die Grundlage des Filmes „Meister des Todes“, welches eine neue Debatte um Rüstungsexporte in Gang setzte. Ein anderer Termin zum Vormerken ist der 18.11. An diesem Tag findet in der Marktkirche ein Vortrag mit Gospelchor über das Leben und Wirken Martin Luther Kings statt. Veranstalter_in ist die DFG-VK. Inhaltlich geht es in diesem Newsletter vor allem um Rüstung, Atomwaffen und Flüchtlinge.

Kriege sind die Hauptursache, dafür, das Menschen ihre Heimat verlassen und fliehen müssen. Das Friedensbüro hat sich ein paar Gedanken zu Flucht und Krieg gemacht. In ähnlicher Intention hat der Bundeskongress der DFG-VK den Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zum Rücktritt aufgefordert. Waffenexporte sind Beihilfe zum Mord. Beide Texte finden sich ebenfalls hier. Eine spannende Lektüre und hoffentlich ein Treffen bei einer der Veranstaltungen wünscht

Ralf Buchterkirchen
für DFG-VK Hannover und Friedensbüro Hannover
PS: Eine besser lesbare Version findet sich im hier

Die Themen im Einzelnen

  • I had a Dream – Vortrag und Konzert Martin Luther King
  • „Spar dir den Atomkrieg“ – Aktionstag vor der Deutschen Bank
  • Rezension Netzwerk des Todes
  • Fluchtursachen und Krieg
  • Pazifismus und Gewaltfreiheit in Deutschland und der Schweiz
  • Aktionskreis Atomwaffen abschaffen
  • Resolution des Bundeskongresses der DFG-VK

Termine

Di, 3.11. 19 Uhr im Pavillon Friedenspolitischer AK, Thema „Fluchtursachen“

Mi, 4.11. 20 Uhr im Pavillon Waffenhandel „Netzwerk des Todes“ mit Jürgen Grässlin

Di, 10.11. 19 Uhr Kargah Mitgliederversammlung DFG-VK

Mi, 18.11. 19 Uhr Markuskirche: Lister Platz, Oskar-Winter-Straße 7, „I had a dream..“ – Ein unbequemer Held, Martin Luther King und sein Kampf gegen Rassismus, Armut und Krieg, Mit Prof. Dr. Theol. Heinrich Grosse und dem Gospelchor Hannover, Markuskirche (Kulturkirche)“

Mi, 25.11. um 19 Uhr im Haus der Jugend Aktiventreffen

Fr, 27.11. um 19 Uhr im Café K (Haltestelle Nieschlagstr.) Friedenspolitischer Stammtisch » Weiterlesen

Demo: gegen die Asylgesetzesverschärfung – für ein bedingungsloses Bleiberecht

Demo Freitag, 30.10.2015 /17 Uhr Steintor
Aufruf
Am 01.11.2015 wird die nächste Verschärfung des Asylrechts in Kraft treten. Im Bundestag wurde sie mit überwältigender Mehrheit durchgewunken. Erst vor 3 Monaten hatte die Bundesregierung eine Asylrechtsverschärfung beschlossen, die unter anderem durch massive Ausweitung der Abschiebehaft eine neue Stufe der Kriminalisierung von Geflüchteten eingeleitet hat.
Die neuste Gesetzesverschärfung ist auch die zynische Antwort der Bundesregierung auf den immer gewalttätiger werdenden rassistischen deutschen Mob. Doch den Rassist_innen zu geben, was sie wollen, wird nur ihre Positionen stärken!
Ziel ist vor allem die Abschreckung Geflüchteter und die Isolierung von Neuankömmlingen durch:

  • Ausweitung der Residenzpflicht,
  • die Verpflichtung, bis zu 6 Monate in der Erstaufnahmeeinrichtung zu bleiben,
  • Gutscheine & Sachleistungen statt Bargeld,
  • drastische Leistungskürzungen für Personen, die unter die Dublin-III-Verordnung fallen,
  • Deklaration weiterer Westbalkan-Länder, in denen u.a. Roma verfolgt werden, als „Sichere Herkunftsstaaten“,
  • „Nicht-Mitwirkung“ bei der eigenen Abschiebung bedeutet ab jetzt: kein Bargeld und „keine Anspruch auf Bekleidung“
  • Einrichtung von Abschiebelager

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